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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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Be-
    hausungen lebenden Barbaren keine Spur.
    Aber sobald man neben einem Holzbau auch Mauerwerk findet,
    wird dieses unisono der Arbeit Fremder zugeschrieben, entweder den Franken oder, wenn frühere Entstehung nicht geleugnet werden
    kann, den Römern – aber niemals den Kelten und Germanen. Diese
    bittere Wahrheit stellt einen gewollten und inszenierten Irrtum über den keltogermamschen Mörtelbau dar, wie ich im Zusammenhang
    mit den englischen Römerbädern zeigen werde.
    Schon der archäologische Begriff fränkisch ist ein Phantasiepro-
    dukt, das aus der archäologischen Anfangszeit stammt, als man
    fand, dass zahlreiche Fundgegenstände der germanischen Länder
    gleichartig mit Fundgegenständen aus Gebieten westlich des
    Rheins auf fränkischem Boden waren. Mit anderen Worten, von
    Fachleuten wird fränkisch nicht nur als Zeitperiode, sondern meiner
    Ansicht nach fälschlich auch als völkische Herkunft verstanden.
    »Berauscht in der Höherschätzung des fremden, romanischen
    Könnens gegenüber der selbstverständlich minderwertigen germa-
    nischen Kultur, waren jene Männer (der archäologischen Anfangs-
    zeit, HJZ) auch nicht einen Augenblick darüber im Zweifel, dass
    sie solcher sich zeigenden gemeinsamen Kultur beileibe nicht den
    Stempel eines germanischen, sondern den westfränkischen Stempel
    aufdrücken müssten« (Teudt, 1931, S. 110).
    Betrachten wir einmal die ältesten Steinkirchen in altsächsischen
    Landen, die um 800 errichtet worden sein sollen. Niemand stört
    sich an dieser Datierung und der scheinbaren Tatsache, dass diese
    alten Grundmauern der Häuser als gemörtelt gedacht werden müs-
    sen. Aber wenn solche Mauern dem 8. Jh. zugeschrieben werden
    sollen, dann muss das Urteil Unmöglich heißen!
    Man unterliegt kollektiv erzeugten kulturgeschichtlichen Irrungen,
    die aus diesem Dogma resultieren. Denn, es wurde, bedingt durch
    die selbstsicher vorgetragenen und kaum hinterfragten Dogmen,
    das Walten jeder Logik außer Acht gelassen. Es wurde nicht durch-

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    dacht, dass mit diesen Dogmen mehr als ein Kulturschritt – nicht
    nur in Mitteleuropa – von der bloßen Anwesenheit einiger Missio-
    nare abhängig gemacht wird, und das auch nicht einmal unbe-
    schränkt, sondern von der Anwesenheit römisch-fränkischer be-
    ziehungsweise römisch-päpstlicher Missionare, insbesondere unter
    völliger Ausschaltung der aus keltischer Tradition herstammenden
    iro-schottischen Mönche. Karl der Große und die fränkischen
    Kriegsknechte haben etwas anderes getan, als die Sachsen zur
    schleunigen Anwendung des Mörtelbaus zu veranlassen. Als ob der
    niedersächsische Bauer des 8. und 9. Jhs. nichts Eiligeres und Drin-
    genderes zu tun gehabt hätte, als das väterliche Haus niederzurei-
    ßen und auf gemörtelten Grundmauern wieder aufzubauen!
    Entsprechend haben die Historiker ein gravierendes Problem mit
    den aus gebrannten Ziegeln, also typisch römischem Baumaterial errichteten, einzigartigen Bauten in Comalcalco (Mexiko), die ich
    besucht habe und noch näher beschreiben werde. In Mitteleuropa
    würde man diese – in Amerika errichteten – Bauwerke ohne Dis-
    kussion den Römern zuschreiben …
    Allerdings war auch bei den Römern offensichtlich die reine Zie-
    gelbauweise selten, dagegen tritt – wie in Mitteleuropa üblich –
    häufig das so genannte opus mixtum auf, in welchem verschiedene Bautechniken kombiniert werden. Ein schönes Beispiel für die
    falsch etikettierte Herkunft von Ziegelbauten ist das Römerbad in
    Bath (England).

    Keltische Römerbäder

    Schon vor 3000 Jahren errichteten bereits die Maya lange vor den
    Römern Dampfbäder (BdW, 23.3.2001). Vor einigen Jahren kam
    ich nach Bath (England) und besuchte das römische Bad, ein Aus-
    hängeschild römischer Präsenz in England. Handelt es sich bei die-
    sem typisch römischen Bad nicht eher um ein keltisches Bad auf
    keltischem Gebiet? Martin Henig vom Archäologischen Institut der Universität von Oxford glaubt, dass Südengland »nicht ein Platz voll von Neuankömmlingen war, sondern dass Einheimische zu

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    Abb. 18: Übereinstimmung. Vergleich
    von Maya-Zeichen (linke drei Reihen)
    und Buchstaben der kretischen Linear-
    A-Schrift (rechte drei Reihen) nach
    Pierre Honore (1961).

    Römern wurden« und dass das rö-
    mische Bad der keltische König
    Togidubnus (Cogidubnus) errichten
    ließ (»Archaeology Online News«,
    28.1.2000). Römer in England wa-
    ren also eigentlich einheimische
    Kelten?
    Togidubnus

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