Kolumbus kam als Letzter
Be-
hausungen lebenden Barbaren keine Spur.
Aber sobald man neben einem Holzbau auch Mauerwerk findet,
wird dieses unisono der Arbeit Fremder zugeschrieben, entweder den Franken oder, wenn frühere Entstehung nicht geleugnet werden
kann, den Römern – aber niemals den Kelten und Germanen. Diese
bittere Wahrheit stellt einen gewollten und inszenierten Irrtum über den keltogermamschen Mörtelbau dar, wie ich im Zusammenhang
mit den englischen Römerbädern zeigen werde.
Schon der archäologische Begriff fränkisch ist ein Phantasiepro-
dukt, das aus der archäologischen Anfangszeit stammt, als man
fand, dass zahlreiche Fundgegenstände der germanischen Länder
gleichartig mit Fundgegenständen aus Gebieten westlich des
Rheins auf fränkischem Boden waren. Mit anderen Worten, von
Fachleuten wird fränkisch nicht nur als Zeitperiode, sondern meiner
Ansicht nach fälschlich auch als völkische Herkunft verstanden.
»Berauscht in der Höherschätzung des fremden, romanischen
Könnens gegenüber der selbstverständlich minderwertigen germa-
nischen Kultur, waren jene Männer (der archäologischen Anfangs-
zeit, HJZ) auch nicht einen Augenblick darüber im Zweifel, dass
sie solcher sich zeigenden gemeinsamen Kultur beileibe nicht den
Stempel eines germanischen, sondern den westfränkischen Stempel
aufdrücken müssten« (Teudt, 1931, S. 110).
Betrachten wir einmal die ältesten Steinkirchen in altsächsischen
Landen, die um 800 errichtet worden sein sollen. Niemand stört
sich an dieser Datierung und der scheinbaren Tatsache, dass diese
alten Grundmauern der Häuser als gemörtelt gedacht werden müs-
sen. Aber wenn solche Mauern dem 8. Jh. zugeschrieben werden
sollen, dann muss das Urteil Unmöglich heißen!
Man unterliegt kollektiv erzeugten kulturgeschichtlichen Irrungen,
die aus diesem Dogma resultieren. Denn, es wurde, bedingt durch
die selbstsicher vorgetragenen und kaum hinterfragten Dogmen,
das Walten jeder Logik außer Acht gelassen. Es wurde nicht durch-
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dacht, dass mit diesen Dogmen mehr als ein Kulturschritt – nicht
nur in Mitteleuropa – von der bloßen Anwesenheit einiger Missio-
nare abhängig gemacht wird, und das auch nicht einmal unbe-
schränkt, sondern von der Anwesenheit römisch-fränkischer be-
ziehungsweise römisch-päpstlicher Missionare, insbesondere unter
völliger Ausschaltung der aus keltischer Tradition herstammenden
iro-schottischen Mönche. Karl der Große und die fränkischen
Kriegsknechte haben etwas anderes getan, als die Sachsen zur
schleunigen Anwendung des Mörtelbaus zu veranlassen. Als ob der
niedersächsische Bauer des 8. und 9. Jhs. nichts Eiligeres und Drin-
genderes zu tun gehabt hätte, als das väterliche Haus niederzurei-
ßen und auf gemörtelten Grundmauern wieder aufzubauen!
Entsprechend haben die Historiker ein gravierendes Problem mit
den aus gebrannten Ziegeln, also typisch römischem Baumaterial errichteten, einzigartigen Bauten in Comalcalco (Mexiko), die ich
besucht habe und noch näher beschreiben werde. In Mitteleuropa
würde man diese – in Amerika errichteten – Bauwerke ohne Dis-
kussion den Römern zuschreiben …
Allerdings war auch bei den Römern offensichtlich die reine Zie-
gelbauweise selten, dagegen tritt – wie in Mitteleuropa üblich –
häufig das so genannte opus mixtum auf, in welchem verschiedene Bautechniken kombiniert werden. Ein schönes Beispiel für die
falsch etikettierte Herkunft von Ziegelbauten ist das Römerbad in
Bath (England).
Keltische Römerbäder
Schon vor 3000 Jahren errichteten bereits die Maya lange vor den
Römern Dampfbäder (BdW, 23.3.2001). Vor einigen Jahren kam
ich nach Bath (England) und besuchte das römische Bad, ein Aus-
hängeschild römischer Präsenz in England. Handelt es sich bei die-
sem typisch römischen Bad nicht eher um ein keltisches Bad auf
keltischem Gebiet? Martin Henig vom Archäologischen Institut der Universität von Oxford glaubt, dass Südengland »nicht ein Platz voll von Neuankömmlingen war, sondern dass Einheimische zu
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Abb. 18: Übereinstimmung. Vergleich
von Maya-Zeichen (linke drei Reihen)
und Buchstaben der kretischen Linear-
A-Schrift (rechte drei Reihen) nach
Pierre Honore (1961).
Römern wurden« und dass das rö-
mische Bad der keltische König
Togidubnus (Cogidubnus) errichten
ließ (»Archaeology Online News«,
28.1.2000). Römer in England wa-
ren also eigentlich einheimische
Kelten?
Togidubnus
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