Kolumbus kam als Letzter
angeblich
rekonstruierten Neubauten wurden einfach alte Bruchstücke aus
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den Ruinen verbaut, und das geschah nicht vor dem 15. Jh. Deshalb
kann auch der Kunsthistoriker Professor H.E. Kubach (1968) in
»Weltgeschichte der Architektur: Romanik« nichts Greifbares über
romanische Großbauten in Rom vorzeigen. Fazit: Das sich heutzu-
tage in seiner ganzen Pracht präsentierende Rom wurde ab dem 15.
Jh. aus den antiken Ruinen neu erschaffen und nach griechischem
Vorbild auf eine neu definierte römische Antike getrimmt. Über eintausend Jahre alte römische Bauwerke im italienischen Rom gibt es nicht, andererseits existieren aber antike Bauwerksreste
nichtrömischer Kulturen.
Junger Kirchenstaat
Gab es überhaupt einen Kirchenstaat vor 1400? Tatsächlich soll
dieser von einer Schenkung herrühren. Nach erfolgreichem Kampf
gegen die Langobarden (angeblich 756) übereignete Pippin der Jün-
gere angeblich Papst Stephan III. die Pentapolis (Gebiet um die
fünf Städte Ancona, Rimini, Pesaro, Senigallia und Fano) und Rom,
indem er die Schlüssel der eroberten Städte samt Schenkungsur-
kunde am Petrusgrab niederlegte.
Eine rührende Geschichte. Doch diese Schenkung stellte eigentlich
einen Affront dar, denn die verschenkten Gebiete gehörten ur-
sprünglich dem oströmischen (byzantinischen) Kaiser. In diese wa-
ren die Langobarden im 6. Jh. eingefallen. Deren Einfluss auf Ita-
lien wird allgemein unterschätzt. Denn dieses germanische Volk
soll im 2. Jh. aus Skandinavien ausgewandert sein. Anscheinend
fast unbemerkt von den Römern fielen diese Nordgermanen unter
ihrem König Alboin angeblich im Jahre 568 in Italien (Lombardei)
ein. Sie unterwarfen fast das ganze byzantinische Italien bis auf wenige Gebiete, wie um Rom und um Ravenna. Erst 774 sollen sie
von einem mitteleuropäischen Herrscher, Karl dem Großen, unter-
worfen worden sein, nachdem ihn angeblich der Papst zu Hilfe ge-
rufen hatte. Italien war also in der Hand von Nordgermanen, die
sich während ihrer angeblichen Wanderung zu einem bunten Völ-
kergemisch entwickelt haben sollen. Verständlich, denn ansonsten
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müsste Italien als germanisches (oder keltisches) Land bezeichnet
werden. Die von den Langobarden noch beherrschten Gebiete in
Süditalien wurden im 11. Jh. von den Normannen (Wikingern),
also auch von Nordgermanen, übernommen.
Im Zusammenhang mit der Schenkung von langobardischen Ge-
bieten durch mitteleuropäische Herrscher an den Papst wird kaum
berücksichtigt, dass die Päpste zu dieser Zeit noch immer den
oströmischen Kaiser als Beherrscher des Byzantinischen Reiches
über sich hatten. Die Papsturkunden wurden deshalb nach Regie-
rungsjahren des byzantinischen Basileus datiert (vgl. Illig, 1994, S.
136).
Das Byzantinische Reich entstand nach der Einweihung der Stadt
Byzanz als neue römische Hauptstadt Konstantinopel in Griechenland. Wurde dieses oströmische Reich vielleicht gar nicht von Rom in Italien beherrscht? War Ostrom, also Byzanz, nicht eher fort-während griechisch auf griechischem Territorium, sozusagen ur-
griechisch mit griechischer Tradition und zusätzlichen griechischen
Kolonien in Italien? War Ostrom das tatsächliche Rom und wurde
Westrom der Geschichte als Anhängsel später zugefügt?
Wurde das Byzantinische Reich quasi errichtet auf älteren Ruinen,
also auf von Naturkatastrophen zerstörten urgriechischen Bauten –
so wie in Deutschland auf den Ruinen des Zweiten Weltkrieges ein
neuer deutscher Staat mit neuen Bauten und ganz anderer Architek-
tur, aber auch Kultur und Staatswesen errichtet wurde? Entspre-
chend waren so genannte spätantike und frühchristliche (meines Er-
achtens heidnisch-christliche und eben nicht römisch-katholische)
Traditionen mit den neuen griechischen Bautechniken der Byzan-
tiner verknüpft, dokumentiert mit dem Kuppelbau und durch die
Kuppelbasilika (Beispiel: Hagia Sophia).
Die römischen Gebiete um Ravenna und um Rom quer über den
italienischen Stiefel sollen schon zur Langobardenzeit (744) durch
eine Straße in einem unter Kontrolle stehenden schmalen Korridor verbunden gewesen sein, wodurch die langobardischen Gebiete in
zwei Teile zerschnitten worden wären. Karl der Große erweiterte
angeblich 781 und 787 die Schenkung seines Vaters erheblich. Aber
diese kostbaren Rechtsgrundlagen gingen leider verloren: Es exis-120
tieren keine Schenkungsurkunden, trotz angeblich wohl gehüteter
kirchlicher Archive. Kein
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