Kolumbus kam als Letzter
Oktober
1356 ein großes Erdbeben in der Nordschweiz ereignete.
Eine andere folgenschwerste Katastrophe trat um 1362 (Zeitpunkt
nicht mit letzter Sicherheit geklärt) an der Nordseeküste ein. Es ereignete sich eine verheerende Sturmflut, die grote Mandrank (Kuß, 1825), in der zahlreiche Kirchspiele in Nordfriesland untergingen
und große Teile der Insel Strand wegschwemmte (Glaser, 2001, S.
89). Mitte des 14. Jhs. scheinen sich vermehrt außergewöhnliche
Ereignisse ereignet zu haben. Das Jahr 1342 ist durch den hydrologischen Gau bekannt geworden, eine herausragende, historisch be-legbare Überschwemmungskatastrophe in Mitteleuropa.
Hinzu kamen 1338 bis 1340 Plagen biblischen Ausmaßes: Europa
wurde von einer fürchterlichen Heuschreckenplage heimgesucht,
die sich – von Osten kommend – gefräßig über die Ernte her-
machte (Glaser, 2001, S. 65 f.). Mitte des 14. Jhs. ereigneten sich
große Naturkatastrophen, und die schwarze Pest wütete in Eu-
ropa.
Abb. 19: Sturm-
fluten. Land-
verluste nach
1362 (hellgraue
Flächen) durch
Sturmfluten am
Beispiel der Insel
Strand
(Deutschland).
Nach Glaser,
2001.
125
Durch diese Katastrophen um 1350 wird eine künstliche Verlänge-
rung des Zeitabstandes für die davor liegenden Zeitabschnitte erst
verständlich, denn nicht nur die Städte lagen in Trümmern. Es
wurde ein Neubeginn förmlich erzwungen: alte geschichtliche Ereignisse wurden durch organisierte Geschichtsfälschung fast aus
dem Bewusstsein der Menschheit getilgt. Denn diese Gehirnwäsche
hatte einen einfachen Zweck: Geld, Macht und Ländereien in den
Händen weniger zu konzentrieren. Damit einher ging die konträre
Änderung der Gesellschaftsordnung – das Privateigentum rückte in
den Mittelpunkt aller Gedanken und Anstrengungen.
Man erstellte Dokumente, die angeblich früher regierende Kaiser
oder Könige ausgestellt hatten, und war auf diese Art und Weise
urplötzlich und dazu noch amtlich legitimiert. Die Bevölkerung war dezimiert und verelendet – gewachsene Strukturen waren zerstört. Nicht nur der Kulturgeschichtler Egon Friedell (1878-1938)
sieht den Pestausbruch ab 1348 als unmittelbare Folge einer kosmi-
schen Katastrophe. Gewaltige Katastrophen, Dürren, Überflutun-
gen, zusammenbrechende Städte und eine damit einhergehende
Pest sind Glieder einer geschlossenen Gedankenkette.
Auf der anderen Seite der Erde verließen die prähistorischen Pueblo-indianer im Westen Amerikas wegen einer 24 Jahre andauernden
Dürre (angeblich) gegen Ende des 13. Jhs. ihre Städte, denn das
vorher in den Canyons reichlich fließende Wasser versiegte.
Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche und dadurch ausgelöste
Szenarien von verheerenden Katastrophen, geschwängert von Pest,
Dürre, Überflutungen und Heuschreckenschwärme, dem konnte nur
ein guter Gott mit väterlichen Eigenschaften (zur Tröstung?)
entgegengestellt werden. Die katastrophischen Ereignisse wurden
dann in der Folge systematisch aus dem kollektiven Bewusstsein
getilgt. Deshalb verfochten verschiedenste Vertreter der katholi-
schen Kirche äußerst hartnäckig und erfolgreich das Dogma der
stabilen Planetenbahnen, obwohl nicht nur in den Überlieferungen
der Ägypter, Griechen und Alteuropäer, sondern auch in den Erin-
nerungen der direkten Vorfahren ein Chaos der Planetenbahnen
verankert war. Denn nicht nur die nordischen Völker berichteten,
dass der Himmel tief hinunter bis auf die Köpfe der Leute gereicht
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hätte. Das war vielleicht auch der Grund, warum weltweit mehr-
stöckige, unterirdische Städte und Tunnelsysteme wie in der Türkei
gebaut wurden.
Menschen, die Chaos statt Ordnung und/oder instabile Planetenbah-
nen proklamierten, wurden wie der italienische Universalgelehrte
Giordano Bruno (1548-1600), der an die Unendlichkeit des Univer-
sums und die Vielheit der Weltsysteme glaubte, verbrannt.
Leider sind deshalb die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die
aus den Katastrophen gezogen werden konnten, mit dem Wirken
der Inquisition vernichtet worden. Das Mittelalter war ein ein-
schneidender Rückschritt in der Entwicklung des Menschen, nicht
nur ursächlich, weil es gravierende Umwälzungen gab, sondern
auch, weil die römisch-päpstliche Kirche alles zu vernichten trach-
tete, was ihren Machtanspruch gefährdete. Leider liegt auch heute noch fast allen aktuellen wissenschaftlichen Betrachtungen das
christliche Prinzip der Harmonie zugrunde. Theorien vom
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