Kolumbus kam als Letzter
vorhanden …, im 14.
Jh. waren sie verloren …« (Bresslau: »Urkundenlehre«, 1931, Bd.
I, S. 109).
Die wie ein Augapfel gehüteten kostbaren Schätze des päpstlichen
Archivs waren plötzlich auf mysteriöse Weise spurlos verschwun-
den? Hat es sie jemals gegeben? Auch die Urkunden aus folgenden
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Zeiten sind fehlerhaft und weisen elastische Datierungen auf.
Andererseits fehlen wichtige Urkunden ganz. Im »Register Gregors
– das nach Perz und Caspar als das Original-Hauptregister anzuse-
hen ist, also nicht nur eine Auswahlsammlung darstellt – fehlt z.B.
… das bei mehreren Schriftstellern überlieferte Rechtferti-
gungsschreiben, das Gregor nach der Bannung Heinrichs auf der
Fastensynode von 1076 nach Deutschland sandte« (Kammeier,
2000, S. 198). Auch im Register Johannes VIII. fehlen wichtige Do-
kumente, die aber in Empfängerüberlieferung erhalten sind.
Vielen Forschern bereitete der Zustand der Chronologie in den
Papstregistern schweres Kopfzerbrechen. In manchen Teilen
herrscht bezüglich der Chronologie eine babylonische Verwirrung.
Außerdem wurde nicht nur lückenhaft registriert, sondern originale
Daten und Adressen wurden willkürlich geändert – Originale (so
weit angeblich vorhanden) und Abschriften (normalerweise Ab-
schriften von anderen Abschriften) stimmen selten überein (Kam-
meier, 2000).
Auf jeden Fall scheint sich um das Jahr 1200 in der angeblichen Re-
gierungszeit von Innozenz III. (1198-1216) etwas Grundsätzliches
geändert zu haben. Oder war es ein totaler Neubeginn ohne vor-
hergehende Geschichte? Ist die römisch-katholische Kirche nur
ungefähr 800 Jahre alt?
Papstexil oder Neubeginn?
Die offizielle Geschichtsschreibung konstatiert, dass französische
Könige die Päpste entmachteten: Sie mussten Rom verlassen und
residierten von 1309 bis 1376 offiziell in Avignon (Frankreich), be-
kannt als Babylonische Gefangenschaft der Kirche. Durch das Große Abendländische Schisma, die Kirchenspaltung des Abendlandes (1378-1417), als sich zeitweise drei rivalisierende Päpste gegenüberstanden, wurde nach offizieller Ansicht die päpstliche Au-
torität vollständig erschüttert. Nach Wilhelm Kammeier (2000), stellt dieser Zeitpunkt überhaupt erst den wirren Beginn der Papstkirche dar, dem dann ein fulminanter Aufstieg aus den Ruinen der
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in Schutt und Asche gelegten mitteleuropäischen Kultur folgte –
einhergehend mit einer totalen Änderung der Gesellschaftsord-
nung.
Wie auch immer, auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) gelang es
dem gewählten Martin V. und seinem Nachfolger Eugen IV., eine
historische Entwicklung einzuleiten, die im Dogma der päpstlichen
Unfehlbarkeit 1870 ihren krönenden Abschluss fand.
Nach dem angeblichen Exilaufenthalt der Kirche in Avignon (Frank-
reich) wurde erstmals – und nicht erneut! – Rom als Sitz des Papsttums ausgewählt, denn Papst Martin V. ließ ab 1417 (regierte bis 1431) Ausgrabungen vornehmen, um ein antikes Rom überhaupt
erst sichtbar zu machen, denn echt antike etruskische Bauten lagen unter meterhohem Schutt begraben.
Ein Bericht aus dem Jahre 1420 bezeugt: »Die Welthauptstadt war
völlig zur Ruine geworden; sie gewährte einen unsäglich traurigen
Anblick: Trümmer, Verfall und Armut, wohin man sah … Die all-
gemeine Armut war so groß, dass im Jahre 1414 selbst an dem
Feste Peter und Paul keine Lampen an der Confession der Apostel-
fürsten hatten angezündet werden können …« Ein anderer Bericht
aus der Zeit Eugens IV: »Die Stadt war … wie ein Dorf von Vieh-
hirten geworden …«
Auch heutzutage gibt es in Rom genug Schutt. Rom hat im Laufe
der Zeit sechs Meter Schutt aufgetürmt, auf dem heutige Straßen
verlaufen und unter dem die klassischen und frühchristlichen Bau-
ten versanken. Mit anderen Worten, jeder Besucher Roms wird
feststellen, dass die vorhandenen antiken Bauten nicht sehr alt sind.
Heutzutage als alt ausgegebene Bauwerke wurden größtenteils aus
den Ruinen und dem in Kalkbrennöfen aufgearbeiteten echt antiken
Schutt der alten Bauwerksreste neu gebaut – nicht rekonstruiert,
sondern neu geplant und jungfräulich geschaffen (Peterskirche),
teilweise sogar auf dem Bauschutt errichtet.
In Bezug auf den Konstantinsbogen heißt es: »Zur Ausschmückung
des Bogens wurden die Reliefs älterer Denkmäler geplündert, denn
die Steinmetzen waren nicht mehr auf der Höhe ihrer Kunst«
(Marco Polo, S. 20). Mit anderen Worten, bei den
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