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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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Kulturen entstehen, die sich transatlan-
    tisch wie die Sprossen einer in Längsrichtung geteilten Leiter wie-
    der zu einer Einheit zusammenfügen lassen.
    Um dieses Ziel in Form einer experimentellen Geschichtsschreibung
    zu erreichen, müssen wir den Zeitstrang des römischen Weltreiches
    aus der Geschichte unserer Alten Welt wie einen Schaschlikspieß
    herausziehen und die dadurch frei gewordenen Geschichtsblöcke
    zeitlich neu ordnen. Denn die römische Geschichte stellt praktisch
    den Maßstab, die Norm und den Anker nicht nur für unsere eu-
    ropäische Geschichte dar. Existiert sie, sind transatlantische Kon-
    takte zwar trotzdem denkbar, aber nur in bedeutungsloser Form.
    Starten wir jetzt eine ungewöhnliche Zeitreise, so als wenn es die
    antike römische Geschichte in Italien nie gegeben hat, und erfor-
    schen, welche Änderungen sich für die Kulturgeschichte in Europa
    und damit auch im Verhältnis der Kulturen diesseits und jenseits
    des Atlantiks ergeben.

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    4 Papstkirche und Geschichtsfälschung

    »Die Stadt Rom hat weder an der Romanik noch an der Gotik noch
    an den frühen Stadien der Renaissance teilgenommen. Sie tritt
    vielmehr erst… mit dem Bau des Petersdomes als Kulturzentrum in
    Erscheinung. … die Stadt Rom (ist) als das Zentrum der
    katholischen Kirche unverrückbar verankert. Folglich würde die
    mittelalterliche Geschichte ihre Grundlage in dem Moment
    verlieren, da das kulturelle Zentrum ›Stadt-Rom‹ als Fiktion
    erwiesen ist«, schreibt Prof. Dr. Wolfram Zarnack (1999, S. 399) zutreffend. Rom kann deshalb bis ins 15. Jh. nicht die Stadt der Päpste gewesenen sein. Nach Kammeier (1935) wurde die
    katholische Kirche erst 1409 auf dem Konzil zu Pisa gegründet.

    Mönche fälschten Urkunden

    In Deutschland wurde eine dpa-Meldung am 11. Januar 2002 ver-
    breitet: »Um an Land und Besitztümer zu kommen, fälschten skru-
    pellose Mönche im Mittelalter Urkunden und erschwindelten sich
    damit Sonderrechte. Die meisten Fälschungen sind im 12. und 13.
    Jh. angefertigt worden und sollten so aussehen, als stammten sie
    aus der Zeit der Merowinger (5. bis 7. Jh.)« (RP, 11.1.2002 nach
    dpa-Meldung).
    In seiner 20-jährigen Detektivarbeit hat Professor Theo Kölzer von
    der Universität Bonn nach eigenen Angaben fast 200 Texte untersucht und 30 Urkunden als Fälschungen enttarnt. In den Urkunden
    gehe es meist um Besitzschenkungen, Sonderrechte oder an Kloster
    verliehene Rechtstitel, sagt der Geschichtsprofessor. Wenn in einem
    Kloster für ein beanspruchtes Recht keine Urkunde existierte, grif-

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    fen die Betroffenen eben selbst zu Federkiel und Pergament (RP,
    11.1.2002). Eine Besitzurkunde aus einem Trierer Kloster nenne
    König Dagobert I. als Aussteller und das Jahr 646. Der angebliche
    Förderer sei damals aber schon seit sieben Jahren tot gewesen. Pro-
    fessor Theo Kölzer verlässt die Richtungsspur seiner früheren Aus-
    sagen (gut so!) und schwenkt auf die Linie von Konstantin Fauss-
    ner ein, der glaubt, dass ab dem Wormser Konkordat im Jahre 1122
    die Rechtslage vielfachen Kirchenbesitzes über Generationen zu-
    rück nur mit beglaubigten Fälschungen plausibel gemacht werden konnte. Faussner (1997) sieht vor 1122 keine echte Königsurkunde,
    während Kölzer derzeit rund 60 Merowinger-Urkunden indirekt als
    echt abgesegnet hat.
    »Um 1139 machte sich Abt Wibald von Stablo ans Werk, zusam-
    men mit Bischof Otto von Freising für dessen Besitz 43 alte Kö-
    nigsurkunden zu erfinden und zu fertigen« (Faussner, 1997, S. 46).
    Analog wie in der Provinz gefälscht wurde, geschah es auch in
    Rom.
    Ein oder der Beweis schlechthin für die fast 2000 Jahre andauernde Geschichte der katholischen Kirche sollen die Register der Päpste
    sein. Im Vatikanischen Archiv lagern 2016 Bände päpstlicher Re-
    gesten, welche in fast ununterbrochener Reihe seit Innozenz des
    Dritten (1198-1216) Briefe, Urkunden, Befehle, Instruktionen des
    Hofes sowie Urkunden der Beamten und anderer Mächte enthalten.
    Ein scheinbar erdrückender Beweis.
    Auffällig ist aber, dass von dem stattlichen Bestand der älteren Papstregister bis zum Jahre 1198 nur dürftige Überreste erhalten sind.
    »Wann diese Originalregister verloren gegangen sind, darüber be-
    sitzen wir keine unmittelbaren Nachrichten … Die Papyrusbände
    der Register Gregors I. waren im 9. Jh. noch vorhanden …, auch
    die Register Urbans II. und der meisten Päpste des 12. Jhs. waren
    noch in der ersten Hälfte des 13. Jhs. in Rom

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