Kolumbus kam als Letzter
CLEMENS
MEDIATOR USIAS ›Wer ist wie Hel stark, heilend, errettend und gebenedeit. Hüte die Erdgeborenen milde(r) Mittler(in) des Seins‹.«
Hel war der Name der Urmutter oder, wie schon eingangs
diskutiert: Gott als göttliches Prinzip und nicht als Person, wobei es sich eher um Muttergottheiten handelt.
Dieses bronzezeitliche europäische religiöse Gedankengut kann in
verschiedenen Formen bis ins hohe Mittelalter nachgewiesen
werden. Hierzu gehört auch der katholische Bischofsstab, der als
Krummstab von den Druiden beziehungsweise den iro-schotti-
schen Wandermönchen nahtlos übernommen wurde. »Das leitet
zum keltischen Gott Sucellus (Seitz, 1962) mit dem Symbol des Doppel-Krummstabes, an dem Christus bis ins 15. Jh. hängt, z.B.
im Wandaltar von 1402 in St. Jakobi zu Göttingen oder zweimal im
gotischen Westportal der St. Lorenzkirche in Nürnberg« (Zarnack,
2000, S. 370 f.).
Wenn das riesige Herrschaftsgebiet der Goten und damit auch eine
weite Verbreitung der Wulfila(Ulfilas)-Bibel und anderer Schriften
(Literatur) berücksichtigt wird, kann von einer systematischen Ver-
nichtung der nicht aus katholischer Quelle stammenden Literatur
ausgegangen werden. Denn aus mehreren Jahrhunderten sind nur
ungefähr zehn Schriftstücke (Kodizes) der Vernichtung entgangen.
Die Existenz gotischer Kalenderfragmente und zweier lateinisch
verfasster Verkaufsurkunden mit gotischen Unterschriften »zeigen
gleichfalls die weite Verbreitung des gotischen Schrifttums«
(Zarnack, 2000, S. 360).
Es gibt umfangreiche sprachgeschichtliche Beweise, dass das alt-
hochdeutsche Glaubensbekenntnis ein nichtkatholisches Christen-
tum bezeugt. Hier möchte ich auf die Veröffentlichungen von
Wolfram Zarnack (1999, 2000) verweisen, der ausführt: »Ich schließe
sprach- und symbolgeschichtlich, dass das althochdeutsche, angeb-
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lich katholische Glaubensbekenntnis keine Übersetzung des latei-
nischen Credo ist. Die Wortwahl des althochdeutschen Textes of-
fenbart eine weit fortgeschrittene Ubergangsform vom heidnischen
Feuer-Licht-Fruchtbarkeits-Beil-Kult in ein sprachlich umgedeute-
tes, sublimiertes christliches Fruchtbarkeits-Licht-Ritual vom ge-
drehten/getriezten/gegeißelten, gemarterten, getöteten und wieder
entstandenen Lichtgott, Christus« (Zarnack, 2000, S. 369).
Wie weit der heidnisch-christliche Glaube verbreitet war, zeigt das
mögliche Verbreitungsgebiet der Wulfila(Ulfilas)-Bibel, denn die
Goten beherrschten im 4. und 5. Jh. Europa von den Karpaten bis
zur Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel – zu der Zeit, als die katholische Kirche entstanden sein soll. Die Goten – größter Stamm
der so genannten Ostgermanen, von den Griechen auch Skythen
genannt – eroberten unter Alarich europäische Metropolen (Athen),
im Jahre 410 Rom. Das westgotische Reich soll 711 von den
Arabern vernichtet worden sein. Der Historiker F. Lot gibt zu
bedenken: »Man kann sagen, dass die Entwicklung der Antike im
Abendland unter Führung des zivilisiertesten aller Völker, dem
großen Volk der Goten, weitergeführt wurde« (zitiert in: Sede,
1980). Vielleicht war es auch anders, und die Goten gehörten
schlichtweg zur Antike, denn sie waren mit den in Griechenland
eingewanderten Altgriechen zumindest verwandt.
Vernichtung alter Literatur
In Irland existierten Bücher und Bibliotheken schon in heidnischer
Zeit, obwohl von der katholischen Kirche ein Zerrbild von barbari-
schen Völkern erzeugt wurde.
Das gelbe Buch von Lecan (Leabhar Buidhe Lecain), das Giolla Iosa Mór Mac Firbis um 1400 zusammenstellte, enthält neben vielen früheren Texten das Buch der Rechte (Leabhar na gCeart) –
eine politische Abhandlung über die Verfassung der irischen Kö-
nigreiche. Diesem Werk zufolge sollen 180 Bücher der Druiden
von Patrick in seinem missionarischen Eifer verbrannt worden sein.
Nach Mac Firbis »gingen die konvertierten Christen überall ans
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Werk, bis am Ende sämtliche Überreste des druidischen Aberglau-
bens völlig vernichtet waren«.
Die Runenschrift, deren Zeichen den altgriechischen ähneln, wurde
ab dem 2. oder 3. Jh. als älteste Schrift der germanischsprachigen
Stämme benutzt. Sie musste der lateinischen Schrift weichen. Man
glaubt, dass Runen in Stein, Metall oder Holz geritzt, aber nicht
auf Papier gezeichnet wurden. Wenn man keine alten Schriftstücke
mit einer Runenschrift findet, heißt das nicht, dass es solche Ur-
kunden und Schriftstücke
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