Kolumbus kam als Letzter
nicht gegeben hat. Vermutlich wurden
diese Runendokumente mit der Christianisierung eingesammelt
und ins Lateinische, der neu entwickelten Amtssprache der katho-
lischen Kirche, übersetzt und dabei verfälscht. Anschließend wur-
den die alten Schriftstücke vernichtet oder in Geheimarchiven ge-
hortet.
Runen schneiden wurde noch bis ins 18. Jh. verfolgt und juristisch
geahndet, denn die alte Kultur und der mit der Runenschrift ver-
bundene alte Glaube sollten wurzeltief mit allen zur Verfügung ste-
henden Mitteln ausgerottet werden. Ein einziges Dokument in Ru-
nenschrift blieb erhalten: der auf Papier geschriebene Staatsvertrag von Schonen (Schweden). Dieser Kodex Runicus stammt aus dem 14. Jh. und soll ein Unikat sein, angeblich das einzige jemals in Runenschrift erstellte Schriftstück …
Von der Schriftkunst unserer Vorfahren – u. a. Liebesbriefe der Wi-
kinger – zeugen neuere Forschungen: »Archäologen und Runen-
forscher haben, nach neueren Ausgrabungen, die mythischen Nebel
um die germanischen Ritzbuchstaben gelichtet: Die Runen waren
ein normales Schriftsystem für Geschäftspost, Liebesbriefe oder
obszönes Gekritzel« (»Spiegel«, 28.9.1998, 40/1998, S. 254 f.).
Einige kaum verrottbare Zeugnisse der Runenschrift entgingen der
systematischen Vernichtung durch die römisch-päpstliche Kirche:
Steine, auf denen Runentexte eingraviert sind. Alte Runeninschrif-
ten habe ich auch in Amerika fotografiert.
Schriftstücke und Zeugnisse anderer Kulturvölker wurden von der
katholischen Kirche in ihrem Herrschaftsbereich konsequent ver-
nichtet. Die Kulturen wurden ihrer Vergangenheit und ihrer oft
glanzvollen Geschichte beraubt. Schriftliche Berichte über transat-
133
Abb. 20: Runen in Kanada. Eine Runen-Inschrift von Sherbrooke in Quebec; aus dem »Journal Anthropologique du Canada«, Vol. 13, Nr. 2, S.
1975.
lantische Kontakte, nicht nur der Kelten, wurden vernichtet. Des-
halb verschob man die realen Entdeckungs- und Handelsreisen vor
der Christianisierung und vor Kolumbus in den Bereich der My-
thologie.
So hat es die katholische Kirche in allen Teilen der Welt gehand-
habt, in denen man die nötige Machtstruktur mit Feuer und Schwert
durchsetzen konnte. Die hoch entwickelten Kulturvölker
Mittelamerikas haben fast gänzlich ihr umfangreiches Schriftgut
verloren. Nur wenige Aufzeichnungen sind den blindwütigen Ver-
nichtungsaktionen der katholischen Kirche entgangen. Sonst wüss-
ten wir schon länger, dass Wikinger und andere Völker bereits die
Maya besuchten, die allerdings schon vorher eine traditionsreiche,
aus vielen, auch (oder sogar hauptsächlich) asiatischen Quellen
stammende Kultur besessen haben.
Judenpogrome
Auch die jüdische Literatur war der katholischen Kirche ein Dorn
im Auge, denn auch sie hätte verraten, dass die Entwicklung des
Christentums ganz anders verlaufen ist, als es die katholische Lehre offiziell behauptet. Einen eindeutigen Beweis für die ihre Existenz
sichernde Vernichtungsaktion liefert das 1509 für Johannes Pfeffer-
korn ausgestellte kaiserliche Privileg zur Vernichtung aller jüdi-
schen Bücher außer der Bibel. Aus welchem Grund sollte denn das
geschehen? Einen gewissen Sinn hätte es gemacht, wenn man die
religiöse jüdische Literatur hätte vernichten wollen, aber warum 134
auch die nichtreligiöse? Ist das nicht ein klarer Hinweis darauf,
dass die Historie der vorangegangenen Epoche ganz anders verlau-
fen war, als es Althistoriker heute aufgrund der erhaltenen, aber
meist verfälschten Schriften lehren?
Aber nicht nur die schriftlichen jüdischen Zeugnisse wurden ver-
nichtet, auch die Juden selbst wurden verfolgt und im großen Stil
mit der Christianisierung massenhaft ermordet. Unter dem Banner
des ersten Kreuzzugs (1096-1099) wurden fürchterliche Judenpo-
grome ausgelöst. »Rheinabwärts ziehend (also nicht auf direktem
Weg nach Osten) beraubten und mordeten die Kreuzfahrer nach-
einander die Juden in Speyer, Worms, Mainz, Trier und Köln, an-
dere fielen über die Hebräer in Neuss und Xanten und sogar Prag
her, worüber uns von jüdischer Seite noch grauenerregendere Be-
richte vorliegen« (Mayer, 2000, S. 43). Nicht umsonst wird der
erste Kreuzzug auch Volkskreuzzug genannt, dessen Beginn mit
Judenverfolgungen im Rheinland (»Meyers Lexikon«) signifikant
und unlösbar verknüpft ist.
Es ist daher eine falsche Darstellung, wenn die Verantwortung für
diese
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