Kolumbus kam als Letzter
Bannmeilenbezirk an. Die Kreuzungspunkte ohne eingezeichneten Markt können entweder als unbesetzte Planstellen angesehen werden oder sind erst nach dem 14. Jh. mit einem Markt versehen worden (z. B. St. Oswald, Weitersfelden, St. Leonhard).
Nach Dr. Willibald Katzinger.
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flächenmäßig fest definiertes Einzugsgebiet wie mit einer Scha-
blone fixiert. Die Installierung von Marktbereichen besitzt den
Vorteil einer vereinfachten ortsgebundenen Verwaltung. Der Bauer
hat seine Produkte zwingend auf dem zu seinem Bannmeilenbezirk
gehörenden Markt zu verkaufen und darf auch nur bestimmte
Straßen (Straßenzwang) zum Transport seiner Handelswaren be-
nutzen. Die Unterdrückung der Bevölkerung war allumfassend, da
»kein Bauer Acker oder Kuh verkauffen kunte, da nicht Latein
hatte drüber geschrieben, und dem Richter sein Theil zugewendet«
wurde (Egenolff, 1735, Teil III, S. 277). Der Zwang zur Anwen-
dung der lateinischen als Amtssprache diente zur Kontrolle und
Unterdrückung der Bevölkerung.
Auf jeden Fall sollten entsprechende Untersuchungen auf syste-
matisch geplante Infrastrukturen für andere Gebiete erst noch an-
gestellt werden, denn man ging und geht noch offiziell von einer
gewachsenen mittelalterlichen Stadt- und Infrastruktur aus. Je nach
Herrschaftsbereich können in West- und Mitteleuropa natürlich
unterschiedliche Vermessungs- und damit Einteilungspläne ver-
wirklicht worden sein.
Die neue Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung auf der
grünen Wiese und die dazugehörende Überplanung der geogra-
phisch gleichmäßig verteilten Marktbereiche stellt einen eindeuti-
gen Beweis für einen einschneidenden Umbruch dar, der frühestens
ab Ende des 10. Jhs. begann. Mit dem Aufbau der beschriebenen
Strukturen war es unvermeidlich, im Kleinen (Bannmeilenbezirke)
wie im Großen (Länder) Grenzen zu definieren und/oder erstmals
zu errichten.
Die Geschichte Mitteleuropas muss deshalb anders verlaufen sein,
als es in den Geschichtsbüchern geschrieben steht. Das mittelalter-
liche Klimaoptimum bildete nach einer Zeit der Katastrophen den
Rahmen und die Grundlage für einen unvergleichbaren wirtschaft-
lichen und kulturellen Aufschwung.
Bevor wir die Frage stellen, seit wann überhaupt eine großräu-
mige Vermessung der Landschaft in Europa vorgenommen wurde,
möchte ich noch einmal auf die bisher noch kaum geklärte Rolle
des Templerordens in Europa hinweisen.
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Das Filialsystem der Templer
Welche Rolle der 1119 gegründete geistliche Ritterorden der
Templer in Europa tatsächlich gespielt hat, ist meines Erachtens
völlig ungeklärt, da entsprechende Unterlagen nicht existieren bzw.
vernichtet wurden. Man denkt zunächst bei den in einem weißen
Gewand (mit einem roten Kreuz) gekleideten Templerrittern an den
gescheiterten Versuch, Jerusalem zu erobern und danach zu vertei-
digen. Die Rolle der abendländischen Templerhäuser bleibt dabei
stets ungewürdigt. Wie viele Verwaltungsbezirke (Komtureien) der
Orden besaß, ist bis heute unter Historikern heiß umstritten: »In ganz Europa waren es sicher einige tausend – Genaueres lässt sich
beim heutigen Stand der Wissenschaft nicht sagen« (Bauer, 2002,
S. 106).
Die (nur in umkämpften Gebieten befestigten) Komtureien erar-
beiteten mit effizienten Methoden landwirtschaftliche Überschüsse,
die sofort auf den lokalen Märkten verkauft wurden. Die Erlöse
schickte man an die Provinzverwaltung. Dieses System erforderte
zwingend die Planung und Schaffung funktionierender Märkte und auch entsprechender Handelsstraßen.
Die wichtigsten Häuser der Templer waren durch dicke Mauern
und einen Trupp Ritter gesichert. Die englische Krone ließ z.B. im
13. Jh. die Hälfte ihres Goldes im Londoner Tempel bewachen.
Andere Herrscher folgten diesem Beispiel. Die armen Brüder bewahrten das Geld aber nicht nur auf, sondern verliehen es gegen
Zinsen. Sie revolutionierten auch den internationalen Geldtransfer
durch die Erfindung des Kreditbriefes. Diesen konnte man in jeder
Ordensniederlassung erwerben und in einer anderen Filiale einlö-
sen. Der Vorteil war, dass man auf Reisen kein Bargeld mehr mit-
zunehmen brauchte. Die Voraussetzung für ein funktionierendes
Bankgeschäft war gegeben: Die Mönchsritter besaßen ein riesiges
Netz von Ordensniederlassungen als Filialen, von Edinburgh bis
Jerusalem.
Welchen Einfluss übte der militärisch organisierte Templerorden
tatsächlich aus? Die
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