Kolumbus kam als Letzter
einhergehend erstmals Privateigentum
an Grund und Boden begründet.
Falls diese Feststellungen richtig sind, nämlich dass fast alle Städte in Deutschland und darüber hinaus nicht über Jahrhunderte hinweg
wild gewachsen sind, sondern sich ab ungefähr 1030 als explo-
sionsartig vollziehende Neugründungen auf der grünen Wiese oder
als Wiederaufbau vorhandener – eher dörflicher – Strukturen er-
weisen, müsste sich ein einheitlicher Planungsgedanke erkennen
lassen, ähnlich wie in Amerika Städtebau auf der grünen Wiese
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nach griechischem Vorbild mit einem rechtwinkligen (orthogona-
len) Bebauungsraster verwirklicht wurde.
Mittelalterliche Städtebauplanung
Im Gegensatz zu einer gewachsenen Stadt, bei der sich nach tat-
sächlichem Bedarf Haus an Haus reiht und so klecksartige Kugel-
haufendörfer oder lang gezogene Straßendörfer entstehen, ist bei
einer komplett neuen Stadtgründung nicht das Bauen, sondern die
exakte Planung mit einer Fixierung der Rahmenbedingungen die
grundlegende Voraussetzung für die Errichtung der Bauten. Die
mittelalterliche Stadtplanung muss mit der Vermessungsarbeit be-
gonnen haben, wobei der Gründungsgrundriss im Maßstab 1:1 in
den Boden der neu zu gründenden Stadt fixiert wurde. Rasterpunkte
wurden dauerhaft errichtet, damit der Gründungsplan jederzeit
nachvollzogen werden konnte, beispielsweise nach einem Groß-
brand oder Erdbeben. Als Strukturelement ist das Aufteilungsmus-
ter mit den öffentlichen Straßen zur Erschließung jeder einzelnen
Parzelle als maßgebend anzusehen, genauso wie wir heutzutage
eine neue Stadt planen würden. Außerdem wurden die Standorte
von Sonderbauten, öffentlichen Bauten und Plätzen sowie Kirchen
festgelegt. Hierzu gehört auch die Planung der Infrastruktur, wie
beispielsweise die Verteilung der Brunnen.
Die Architekten und Stadtplaner Klaus Humpert und Martin
Schenck (2001) haben definitiv nachgewiesen, dass bei den mittel-
alterlichen Stadtgründungen eine komplette Stadtplanung auf der
grünen Wiese eingemessen und verwirklicht wurde. Die mittel-
alterlichen Stadtplaner bedienten sich hierbei verschiedener Ver-
messungskonstruktionen wie gleicher Streifenschablonen, geome-
trischer Kreis- und Dreieckskonstruktionen, S-förmiger Kurven
oder fächerförmigen Mustern.
In kleineren bayerischen Städten wurde, im Gegensatz zu den
Stadtgründungen im Osten, eine virtuose Handhabung der Bogen-
geometrie als raumästhetisch hoch entwickelte Bogenverwendung
verwirklicht, die den Wittelsbachern zugeschrieben wird (Hum-
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pert/Schenck, 2001, S. 36). Natürlich ist bei den Stadtplanungen
auch eine Entwicklung aufgrund konkret gemachter Erfahrungen zu
erkennen, und natürlich kann auch die ureigene Handschrift des
jeweiligen Stadtplanungsteams erkannt werden, so wie moderne
Architekten auch einen ganz persönlichen Stil entwickeln.
Gedanklich verbindet man allgemein mit der mittelalterlichen Stadt
keine Neugründung auf der grünen Wiese. Diese Sichtweise wird
offiziell auch nicht anerkannt, obwohl das Gründungsdatum der
Städte oft bekannt ist, dokumentiert durch die Stadtgründungs-
feiern. Deshalb wird der Begriff »gewachsene Stadt« immer selte-
ner verwendet – bis er in Zukunft nur noch für die wenigen tat-
sächlich gewachsenen Städte (z.B. Soest, Paderborn) Anwendung
findet. Spätestens dann muss man unter Berücksichtigung der ver-
wirklichten stadtplanerischen Konzeptionen zu anderen geschicht-
lichen Lösungen finden, auch und gerade durch die Eliminierung
der durch die gefälschten Urkunden vorgegaukelten Fata Morgana
einer kontinuierlichen Entwicklung von der Antike über das Mit-
telalter bis in unsere moderne Zeit.
Diese andere Lösung muss einen qualitativen Sprung von der An-
tike zum Mittelalter erkennen lassen. Dieser Sprung kann nur zu-
stande kommen, wenn die karolingische Zeit mit Karl dem Großen
als Phantomzeit, also als nachträglich erfunden oder zeitlich zu-
rückprojiziert anerkannt wird. Die Antike wurde wahrscheinlich
durch eine Katastrophe beendet, um sich dann im 10. Jh. nach einer
Zeit der Völkerwanderung und damit instabilen Phase quasi aus
den Ruinen wie Phönix aus der Asche zu erheben und ins Mittel-
alter zu starten.
Durch logischen Rückschluss wird klar, wie dünn das Land nach
der Katastrophe im 6./9. Jh. (oZ/eZ) besiedelt war. Zu diesem
Zeitpunkt muss sich eine Produktivitätssteigerung in der Landwirt-
schaft
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