Kolumbus kam als Letzter
der Außenseite entsprechend – eine megalithisch-
keltische Eigenheit. Wer baute diese Kirche? Sicher nicht Vertreter
der römisch-katholischen Kirche.
Das Jahr erscheint also als ein Kreis rings um den Rand der Welt.
Der Horizont dient dabei als Zifferblatt. Da dieses Zifferblatt brei-200
ten- und landschaftsabhängig eine jeweils spezifische Einteilung
hat, muss der Standort in der Landschaft unverrückbar festliegen.
Er wurde durch einen Stein, Baumstumpf, Pfahl oder dergleichen
markiert und gab die Mitte der Geländeuhr an. Die Zahlen des Zif-
ferblattes, abzulesen an verschiedenen Lichtständen, wurden mit
Hilfe von Stöcken, Latten, Bergspitzen, Felsklippen, Findlingen
oder anderen markanten Punkten in der Landschaft verewigt.
Die Punkte am Rand des Horizonts bildeten mit dem eigenen
Standpunkt eine Linie, so, als wenn man eine bestimmte Stunden-
markierung auf einer Uhr mit dem Befestigungspunkt der Zeiger,
also dem Mittelpunkt, verbindet.
Im Mittelpunkt (dem Beobachtungszentrum) treffen sich diese Li-
nien untereinander. Durch die Sternenstraßen sind fixierte Beob-
achtungszentren miteinander verbunden. Diese Beobachtungszen-
tren und Visurlinien wurden in der Natur festgelegt, indem man
einerseits natürliche landschaftlich prägnante Fixpunkte auswählte
und Markierungen anbrachte oder direkt künstliche schuf. Auf
diese Art und Weise entstand über großräumige Gebiete hinweg ein
netzartig und strahlenförmig vermessenes Gelände mit in die
Landschaft geprägten Kalenderuhren. Wir werden sehen, dass un-
sere Vorfahren auch transportable Sonnenkompasse benutzten, um
sich auf unserer Erde zurechtzufinden, und sogar Landkarten her-
stellten.
Seit einigen Jahren untersucht die Archäo-Astronomie den Zusam-
menhang zwischen der Anordnung alter Baukörper zu den Him-
melsrichtungen bzw. magnetischen Polen, aber auch zu den Him-
melslinien, die die Ausrichtung einzelner Bauteile bestimmen
können. Andererseits scheint die Anordnung von heiligen Stätten
oder auch Bauwerken nach Sternbildern vorgenommen worden zu
sein, ja es handelt sich um ein regelrechtes Planungsprinzip. Denn
durch die Spiegelung von Sternbildern auf die Erdoberfläche wurde
auch die Einheit des Menschen mit der Natur (Erde) und dem Kos-
mos (Gottesprinzip) in Einklang mit dem heidnischen und heid-
nisch-christlichen Glauben hergestellt.
Als bekanntes Beispiel sollen die drei großen Pyramiden von Gizeh
(Ägypten) genannt werden, deren Anordnung mit den Gürtel-
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Sternen des Sternbilds Orion große Ähnlichkeit hat, während die
Grundrissflächen nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind
(Bauval/Hancock, 1996).
Der Philologe Xaviar Guichard (1994) kam über das Studium alter
Sprachen und Ortsnamen auf das Phänomen der vorgeschichtli-
chen Vermessung. Er stellte fest, dass bestimmte Typen von Orts-
namen über ganz Europa verbreitet und durch Liniensysteme
verbunden werden können, woraus ein alteuropäisches Vermes-
sungsnetz rekonstruiert werden kann. Etwa 500 Ortsnamen mit
Alesia/Calais-Wörtern und -Wortstämmen in Europa liegen auf
einem Längensystem, bestehend aus Längenkreisen (Meridianen),
die mit unseren Längenkreisen im Bereich Mitteleuropas überein-
stimmen. Bereits der für seine Arbeit wissenschaftlich ausgezeich-
nete französische Autor Gosselin zeigte 1786 durch einen
Vergleich der Geographien von Strabo und Ptolomäus, dass es eine
uralte Tradition der Vermessungskunst gab, in der noch heutzutage
Reste einer nahezu perfektionierten astronomischen Wissenschaft
entdeckt werden können.
Horizontalkalender in Amerika
Überall in Nordamerika waren Horizontalkalender vorhanden, die
wie auch in Europa durch die (bewußte?) Unwissenheit nicht be-
achtet und deshalb zerstört wurden. Werner Müller berichtet über
einen verkieselten Baumstumpf als Beobachtungspunkt östlich
Zuni (New Mexico). Zu den markanten Punkten einer Visurlinie
gehörte der aus einer hufeisenförmige Mauer bestehende, nach
Osten geöffnete Matsakya-Schrein (Fewkes, 1891, vgl. 1898), der
sich eine halbe Stunde von Zuni in südöstlicher Richtung befindet.
Von hier aus wurden die nach Norden rückenden Sonnenorte der
ersten Jahreshälfte angepeilt (Cushing, 1882/3, S. 38f.).
James Teit befasst sich mit dem Kalender der Inlandsalish am
Thompson River (Kanada). »Die Indianer vermögen Solstitien bis
auf einen Tag zu fixieren durch die Position der Sonne zu bestimm-
ten
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