Kolumbus kam als Letzter
Schlüssel dargestellt, wie er in zahlreichen Wappen abgebildet ist? Da die Städte mittelalterliche Städteneuplanungen sind, gibt das Wappen den Hinweis
auf das alteuropäische Vermessungssystem.
Der Walgrind findet sich noch heute in der englischen Bezeichnung grid wieder, das u.a. Gitter beziehungsweise auch ein geographisches Gitternetz auf Karten bezeichnet.
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Kosmische Landschaftsarchitektur
Bisher traut man den Barbaren entsprechende mathematische und
vermessungstechnische Fähigkeiten offiziell nicht zu, denn man
glaubte blind den römischen Geschichtsschreibern und verschließt
die Augen vor den offen vor uns liegenden Funden eindeutiger Pla-
nungs- und Vermessungstätigkeiten.
Schon von den Megalithikern oder auch schon während der falsch
interpretierten Steinzeit wurden großräumige Orientierungsnetze in
der Landschaft angeordnet, die dem Zurechtfinden der Menschen
auf der Erde und gleichzeitig einer Kalenderfunktion dienten, da
unsere Vorfahren ja keine Uhren besaßen.
Der erste König der Atlanter ( Atlanteer ) Uranos lehrte das Volk
»nach der Bewegung der Sonne das Jahr, und nach der des Mondes
zu bestimmen …« (Diodor von Sizilien, 3. Buch). Nach Diodor von
Sizilien bewohnten die Atlanteer ein fruchtbares Land in der Nähe des Ozeans.
Die modernen Astronomen benutzen einen Meridiankreis, um Ster-
nenpositionen anzumessen. Die Megalithiker und die Kelten be-
dienten sich eines anderen Großkreises, nämlich des Horizonts. Auf
ihm wurden Auf- und Untergänge mit Findlingen, Pfählen und
Bergspitzen einvisiert. Die kalendarischen Aktivitäten der frühen
Menschheit richteten sich nach der Bewegung der Sonne, des Mon-
des und der Sterne. Mit anderen Worten, es fand eine Lichtbeobachtung des Gestirns am Horizont statt. Durch die gigantische Arbeit von Alexander Thoms (1967), der 500 der ursprünglich schätzungsweise 10 000 Steinkreise in Großbritannien vermessen hatte, wurden
auch megalithische Steinkreise eines kalendarischen Zwecks ver-
dächtigt, wobei es sich nicht nur um Sonnentempel, sondern auch
um Mond-Observatorien handelt.
Die megalithischen Steinkreise sind Horizontalkalender, prinzipiell
und funktionell identisch mit den nordamerikanischen Observato-
rien und Medizinrädern. Das Jahr ist ein Kreis rings um den Rand
der Welt. Der durch den Horizont umschriebene Großkreis auf der
Erdoberfläche kann durch die Haupthimmelsrichtungen Nord-Süd
und Ost-West in vier Teile geteilt werden. Berücksichtigt man die
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Punkte am Erdrand, an denen die Sonne während der Äquinoktien
(Tagundnachtgleichen) und Solstitien (Sommer- bzw. Wintersonnenwenden) auf- und unterging, erhält man ein Kreuz, durch das der
Kreis in acht Teile geteilt wird. Weitere Zeitlinien kommen hinzu,
wenn man beispielsweise Sterne berücksichtigt, die besonders hell
leuchten, und/oder den Auf- und Untergang des Mondes.
Diese Hauptpunkte des Jahres am Horizont sind nicht immer
gleich, sondern abhängig von der geographischen Breite des Ortes.
Mit sinkender Breite klappt das Kreuz immer mehr zusammen. Am
Äquator sinkt der Winkel auf 47 Grad Horizontbreite. Mit anderen
Worten, die Punkte am Erdrand (Horizont), wo beispielsweise die
Sonne am längsten oder am kürzesten Tag aufgeht, sind
unterschiedlich weit entfernt. Je entfernter, je nördlicher oder südlicher befindet man sich.
Zu berücksichtigen ist auch der Landschaftshorizont, denn in ber-
gigem Gelände gibt es bei den Auf- und Untergangspunkten be-
achtliche Unterschiede. Die der Jungsteinzeit zugerechneten Gang-
gräber scheinen mit den Solstitien verbunden. Das Ganggrab von
Newgrange in Irland bietet am 21. Dezember (etwas schwächer
eine Woche vorher und nachher) ein 17 Minuten andauerndes
Lichtspektakel, wenn durch einen Schlitz über der Tür sich die
Sonnenstrahlen rasch auf dem Boden verbreiten und mit einem
Lichtreflex die ganze Kammer erhellt wird, und besonders drei Spi-
ralornamente, die nur einmal im Jahr beleuchtet werden.
Eine an die Solstitien gekoppelte Architektur setzt sich fort bis ins Mittelalter hinein. Eindrucksvolle Zeugen der heidnischen Licht-dramatisierung findet man in Jüterbog (Mark Brandenburg), Drüg-
gelte (Westfalen) und Belsen (Württemberg). In der kleinen ro-
manischen Kirche von Belsen erscheint an den Gleichertagen
(Frühlings- und Herbst-Tagundnachtgleiche) auf der Innenseite des
Türsturzes der Westpforte ein Lichtkreuz, genau dem eingemeißel-
ten Kreuz auf
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