Kolumbus kam als Letzter
Bäumen oder anderen Landmarken auf den Bergen. Es gibt da
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an festgelegten Orten Sitzgelegenheiten in der Nähe. Dorthin be-
geben sie sich oft, wenn sie die Wenden nahe glauben« (Teit, 1900,
S. 239).
Auf einem schmalen Sims des Fajada Butte im Chaco Canyon
(New Mexico), ungefähr zehn Meter unterhalb des Gipfels, wa-
ren mehrere Steinplatten aufgestellt, durch Spalten getrennt. Das
durchfallende Licht der Morgensonne wurde kunstvoll eingegrenzt
und gelenkt. Es zauberte zu den Sonnenwenden und Tagundnacht-
gleichen unübersehbare Lichtspiele auf zwei in den Felsen gehauene
Spiralen. Zur Sommersonnenwende wandert 18 Minuten lang ein
Sonnenpfeil senkrecht von oben nach unten durch die Mitte der
großen Spirale. Zur Winterwende berühren zwei solcher Pfeile das
Felsbild an beiden Rändern. Zu den Tagundnachtgleichen tritt die
kleinere Spirale in Aktion: der Lichtpfeil durchschneidet ihr Zen-
trum (Sofaer et al. in »Science«, 206, 1979, S. 283-291).
Das bekannteste steinerne Kalendarium in Amerika ist das Medi-
zinrad (Mediane Wheel) in Wyoming. In der Nabe dieser radförmigen Anlage erhebt sich ein kleiner Ringwall, das Visurzentrum,
in dem ein Mensch stehen kann und von dem 28 Steinhmen aus-
strahlen. Ein aus Steinen zusammengefügter ovaler Ring um-
schließt diesen Stern. In den Haupthimmelsrichtungen lehnen sich
kleinere Ausbauten an diese Umfassung an. John Eddy – vom Na-
tional Center of Atmosphere Research in Boulder – erkannte als erster den Kalenderzweck des Rades (Eddy in »Science«, 184/ 1974,
S. 1035-1043). Die erst 1884 von Gustav Holm entdeckten Ang-
massalik an der Ostküste Grönlands verstehen an der Position der
Sonne mehr als nur den kürzesten Tag abzulesen (Holm, 1914).
Wenn es in Amerika und Europa Horizontalkalender gibt, dann er-
scheinen die im ersten Kapitel beschriebenen Steinkreise nicht als
zufälliges Phantasieprodukt, sondern als Glied in einer Kette. Der bekannteste amerikanische Kreis wurde in der Stadtmitte von
Miami (Florida) mit einem Durchmesser von 11,40 Metern ent-
deckt. Er besteht aus zwanzig großen und vielen kleinen Löchern,
die in den aus Kalkstein bestehenden Untergrund eingegraben sind
(Archaeology Online, 28.9.1999). Nach Carr soll der Kreis 1000
bis 2000 Jahre alt sein und mit einer Ost-West-Achse astronomisch
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Abb. 31: Steinkreise. Oben: Der
(keltische) Kreis von Miami
(Luftaufnahme). Rechts: Auf einer
von Thor Heyerdahl ausgegrabe-
nen Maoi-Statue (Osterinsel) ist
ein für die Südsee atypisches
Schiff mit Masten (Hinweispfeil)
eingraviert, das sehr groß ist.
Auch ein Steinkreis ist hier
vorhanden.
auf die Sonnenbahn ausgerichtet sein (u.a. Tagundnachtgleiche) –
typisch megalithisch-keltische Merkmale.
In der Alten Welt wurden entsprechende Konstruktionen auf ein
Alter von über 3000 Jahren geschätzt. Deutlich wird, dass sich
ähnelnde Konstruktionen in Amerika und Europa durch eine Zeit-
barriere von über eintausend Jahren getrennt sind. Handelt es sich
um überflüssige, streichenswerte Phantomzeiten in West- und Mit-
teleuropa ?Wenn es Horizontalkalender und Steinkreise in Amerika gibt, sollten dort auch Sternenstraßen zu finden sein.
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Bei meinen Recherchen über die sich früher fast flächendeckend er-
streckenden, inzwischen aber weitgehend zerstörten Earthworks
(Erdwerke) und Mounds (Hügelgräber) in Ohio (Vereinigte Staa-
ten), die den bronzezeitlichen in Europa gleichen, wurde ich erst-
mals auf eine amerikanische Sternenstraße aufmerksam.
Ephraim Squier und Edwin Davis dokumentierten in ihrem Stan-
dardwerk »Ancient Monuments of the Mississippi Valley« (aus
dem Jahr 1848) viele Erdwerke, die heute nicht mehr vorhanden
sind, u. a. zwei Erdwerke in Newark (Ohio). Sie zeichneten hiervon
ausgehend parallel verlaufende Erdwälle ein und vermerkten, dass
diese Straße über 2,5 Meilen in südlicher Richtung verlief. Bereits 28 Jahre vorher hatte Caleb Atwater in »Descriptions of the Antiquities Discovered in the State of Ohio« auf wahrscheinlich 30
Meilen lange Straßen hingewiesen. Derartiges wurde von den Ar-chäologen bis vor kurzer Zeit überhaupt nicht zur Kenntnis ge-
nommen. Man muss feststellen, dass die der Hopewell-Kultur zu-geschriebenen Bauwerke (-100 bis +400) selten und wenn, dann oft
nur ansatzweise wirklich untersucht wurden, wie ich vor Ort fest-
stellen konnte.
Das mag verständlich sein, wenn man einer Kultur einen Namen
gibt, aber außer
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