Kolumbus kam als Letzter
dem gemeinen Volk verboten war. Dies kann eigentlich nur bedeuten, dass die Herrscher-
kaste – nicht das Volk an sich – aus der Fremde kam. Man hat
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vergebens versucht, diese Sprache, die schon in der Zeit der Kon-
quista verschwand, komplett zu rekonstruieren.
Wie auch Aleide d'Orbigny (1944) versuchten verschiedene Sprach-
forscher Zusammenhänge mit in Südamerika gesprochenen Sprachen
der Eingeborenen herzustellen, beispielsweise der Sprache der Aym-
ará, die um Tiahuanaco siedeln. Die wenigen uns bekannten Worte
der Privatsprache der Inka sind auf jeden Fall nicht Aymará.
Jedenfalls kann in Bezug auf die Systematik der geschichtlichen
Abläufe ein Zusammenhang zwischen der Zuyua-Spracbe in Mit-
telamerika und der Privatsprache der Inka in Südamerika gesehen werden. Waren diese Privatsprachen die Heimatsprachen der Eroberer? Immerhin liegt die Herkunft der inkaischen Herrscher-
kaste im Dunkel der Geschichte. Keiner weiß, woher sie kamen.
Die Inka waren – auch nach offizieller Darstellung – kein Volk im
eigentlichen Sinn, sondern nur eine Adels- und Herrscherschicht,
die die eingeborene Bevölkerung beherrscht hatte. Wer jetzt weiße
oder blonde Inka erwartet, wird nicht enttäuscht.
Insgesamt hat man unzählige Mumien in prähistorischen Gräbern
Perus gefunden, die zwei verschiedenen Menschentypen angehö-
ren. Die einen sind unleugbar mongolid und ähneln den noch heute
dort ansässigen Indianern: schwarzes Haar, niedriger Wuchs und
kurzer Kopf. Im Gegensatz dazu sind die anderen Mumien von
hoher Statur, mit schmalem Gesicht, langem Schädel und hellen
Haaren, alle Töne von braun bis strohblond einschließend.
Auch die Beschaffenheit der Haare unterscheidet sich, denn das
Haar der Angehörigen der weißen Rasse ist feiner und leichter als
das der Indianer. Außerdem ist der Querschnitt oval im Gegensatz
zum runden des schwarzen Haares der Eingeborenen indoamerika-
nischer Rassen. Blondhaarige Mumien in Südamerika zeugen also
nicht von einer Ausbleichung der Haare, die bei heutigen Eingebo-
renen in dieser Form auch nie zu beobachten ist.
Der Name des Inkaherrschers Atahualpa könnte aus dem Althochdeutschen (ahd.) abgeleitet werden, denn (f)ata(r) = der Vater – aber laut Wackernagel (1861, S. 324) auch: Titel des Klostergeistlichen –
wird ergänzt durch alpa. Dies bedeutet ahd. weißleinerner Rock des Messdieners (Wackernagel, 1861, S. 7). Alpa ist im Althochdeut-221
Abb. 35: Runen. Unidentifizierte Runeninschrift (Auszug im Insert) in La Rioja (Argentinien).
sehen gleichbedeutend mit alba und dies bedeutet auch im Lateinischen: weißes Gewand oder Feiertagskleid. War der Inkaherrscher Atabualpa ein christlicher Diener Gottes?
Der bereits erwähnte Abt Etienne Brasseur de Bourbourg kam 1853
als Gemeindepfarrer in ein Gebiet von Guatemala, in dem die
Quiché-Sprache der Maya gesprochen wird. Er analysierte das
»Manuscrito de Chichicastenango«, bekannt als »Popol Vuh«, und
veröffentlichte eine französische Übersetzung. Interessant in die-
sem Zusammenhang ist seine 1862 veröffentlichte »Grammaire de
la langue quichée« (Bourbourg, 1862) über die Grammatik der
Quiché-Sprache, die außer philologischen Anmerkungen ein um-
fangreiches Vokabular enthält, mit über dreihundert Worten unter
Angabe ihrer dänischen, flämischen, englischen, französischen und
lateinischen Wurzeln. Allerdings erwähnte er nur am Rande die gä-
lischen (keltischen) Ursprünge vieler Worte, die stets mit germani-
schen Formen identisch oder ihnen ähnlich sind.
Die Sprache der teils hellhäutigen, blonden Mandan-Indianer, die
1838 durch eine Epidemie ausstarben, wies einige verblüffende
Ähnlichkeiten mit dem Walisischen auf, u.a. koorig mit corwyg (Boot), bara mit barra (Brot), her mit hen (alt) …
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Oghamschrift auf Kolossalköpfen
Wenn es auch eine Beeinflussung der Privatsprache der weißen
Götter (Zuyua-Sprache) in Mittelamerika durch altgermanische
Idiome gab, muss die Sprache an sich aber nicht unbedingt europäi-
schen Ursprungs sein. Lag der eigentliche Ursprung vielleicht noch
ganz woanders: in Westafrika? Es gibt amerikanische Wissenschaft-
ler, wie Constantine Rafinesque (1827/1828), welche die Herkunft
der Zuyua-Sprache in West- und Nordafrika ansiedeln und bereits
einen Einfluss vor -1000 bei den Olmeken sehen, worauf die Ge-
sichtsausdrücke mit negroiden Nasen, wulstigen Lippen und schein-
bar asiatischen
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