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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Merkwürdige war, dass sie ihn, statt ihn mitzureißen, immer vorsichtiger werden ließ.
    »Vorläufig ist der Patient noch nicht aufgewacht, also unternehmen wir erst einmal nichts«, sagte Isabelle. »Ich kenne einen Anästhesiepfleger aus Enebakk, ein sehr zwielichtiger Typ. Er versorgt mich mit Pillen, die ich als Politikerin nicht einfach auf der Straße kaufen kann. Er macht – wie Beavis – für Geld beinahe alles. Und für Sex alles nur Erdenkliche. Apropos …«
    Sie setzte sich auf den Rand ihres Schreibtisches, hob die Beine an, spreizte sie und riss seine Hosenknöpfe mit einem Ruck auf. Mikael packte ihre Handgelenke und sagte: »Isabelle, lass uns bis Mittwoch im Grand warten.«
    »Lass uns nicht bis Mittwoch im Grand warten!«
    »Doch, ich fände das wirklich besser.«
    »Ach ja?«, sagte sie, riss ihre Hände los, öffnete seine Hose und sah nach unten. Ihre Stimme klang guttural: »Sieht so aus, als wärst du überstimmt, mein Lieber.«

Kapitel 5
    E s war dunkel und kalt geworden. Ein blasser Mond schien in Stian Barellis Zimmer, als er von unten die Stimme seiner Mutter hörte.
    »Telefon für dich, Stian!«
    Er hatte den Festnetzanschluss klingeln hören und gehofft, dass der Anruf nicht für ihn war. Unwillig legte er die Wii-Fernbedienung zur Seite. Er lag nur zwölf unter Par und hatte noch drei Löcher zu spielen; seine Chancen, sich für das Masters zu qualifizieren, waren verdammt gut. Er spielte als Rick Fowler, das war der einzige coole Spieler in Tiger Woods Masters. Außerdem war er kaum älter als er, gerade mal einundzwanzig. Noch dazu mochten sie beide Eminem und Rise Against und trugen gern Orange. Natürlich konnte sich Rick Fowler längst eine eigene Wohnung leisten, während Stian noch bei seinen Eltern in seinem alten Kinderzimmer wohnte. Aber nur so lange, bis er das Stipendium für die Uni in Alaska bekam. Alle halfway decent norwegischen Alpinisten wurden dort aufgenommen, wenn ihre Resultate bei der Junioren- WM einigermaßen waren. Das Problem war nur, dass es aus sportlicher Sicht bislang noch niemandem genutzt hatte, dorthin zu gehen. Aber wenn schon. Es gab Frauen, Wein und Ski. Was wollte er mehr? Vielleicht konnte er dort sogar – sollte ihm Zeit dafür bleiben – irgendein Examen machen. Einen Abschluss, mit dem er einen brauchbaren Job fand. Endlich Geld für eine eigene Wohnung. Ein besseres Leben. Er war es leid, unter den Postern von Bode Miller und Aksel Lund Svindal in einem zu kurzen Bett zu schlafen, Mutters Frikadellen zu essen und sich beständig Vaters Regeln beugen zu müssen. Und ebenso war er es leid, aufmüpfige Kinder zu trainieren, die laut ihren schneeblinden Eltern das Talent eines Aamodt oder Kjus hatten, und an diesem blöden Lift in Tryvannskleiva für einen Lohn arbeiten zu müssen, den sie nicht einmal indischen Kinderarbeitern angeboten hätten.
    Stian nahm den Hörer, den seine Mutter ihm hinstreckte.
    »Ja?«
    »Hallo, Stian, hier ist Bakken. Ich habe gerade einen Anruf bekommen, dass der Kleivalift läuft.«
    »Jetzt, um diese Uhrzeit?« Stian sah auf die Uhr. Es war Viertel nach elf. Normalerweise wurde der Lift um neun abgeschaltet.
    »Kannst du vielleicht kurz hochfahren und nachsehen, was da los ist?«
    »Jetzt?«
    »Außer natürlich, du hast gerade was wirklich Wichtiges zu tun.«
    Stian ließ die Ironie an sich abprallen. Er wusste, dass er zwei enttäuschende Saisons hinter sich hatte und der Verbandsleiter das nicht auf mangelndes Talent zurückführte, sondern darauf, dass Stian seine Zeit möglichst mit Trägheit, physischem Verfall und generellem Nichtstun füllte.
    »Ich hab kein Auto«, sagte Stian.
    »Du kannst meins nehmen«, sagte seine Mutter schnell. Sie war mit verschränkten Armen neben ihm stehen geblieben.
    »Sorry, Stian, aber das hab ich gehört«, sagte Bakken trocken. »Bestimmt hat sich da bloß wieder einer von diesen blöden Skatern von der Heming-Rampe einen dummen Scherz erlaubt.«
    Stian brauchte auf der kurvigen Straße hinauf bis zum Tryvannsturm zehn Minuten. Der 118 Meter hohe Fernsehturm ragte wie ein langer Speer aus dem Berg am nordwestlichen Stadtrand Oslos.
    Er parkte auf dem verschneiten Parkplatz, auf dem ansonsten nur ein roter Golf stand, nahm die Skier aus der Dachbox, schnallte sie an und skatete an dem Hauptgebäude vorbei bis nach oben zum Endpunkt des Tryvann Express, dem höchsten Punkt des Skigebietes. Von dort konnte er nach unten zum See und zu dem kleineren Bügellift Kleiva

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