Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
allein erledigen musste. Mutterseelenallein. Und dass er genau das in gewisser Weise immer gewesen war.
    Er war der Wegbeschreibung gefolgt, war von Drammen aus über ein paar verlassene Waldstraßen bergauf gefahren und hatte auf einem Wendeplatz hoch über einem Fluss gehalten. Fünf Minuten später war das Auto gekommen und hatte mit laufendem Motor gehalten. Truls hatte wie abgesprochen den braunen Umschlag genommen und war zu dem Wagen gegangen, dessen Scheibe heruntergelassen wurde. Der Typ trug eine Wollmütze und hatte sich einen Seidenschal vor den Mund gezogen. Truls hatte das amüsiert, schließlich waren die Kennzeichen des Wagens, der sicher nicht geklaut war, gut sichtbar. Außerdem hatte Mikael das Telefonat längst bis zu einem Club mit wenigen Angestellten zurückverfolgt.
    Der Typ hatte den Umschlag geöffnet und das Geld gezählt, musste mehrmals ansetzen, weil er immer wieder den Faden verlor. Dann hatte er verärgert aufgeblickt. »Das sind niemals hund…«
    Der erste Schlag hatte ihn auf den Mund getroffen. Truls hatte gespürt, wie die Zähne unter dem Schlagstock nachgaben. Der zweite Schlag zertrümmerte die Nase. Knorpel und dünne Knochen. Der dritte Schlag traf mit einem leisen Knacken über der Augenbraue.
    Dann war Truls um das Auto herumgegangen und hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt. Nach einer Weile war der Typ wieder ansprechbar gewesen und sie hatten kurz miteinander geplaudert.
    »Wer …?«
    »Der eine von den beiden. Was hast du für Beweise?«
    »Ich … ich …«
    »Das hier ist eine Heckler & Koch und die wartet nur darauf zu sprechen. Also, wer von euch beiden macht zuerst den Mund auf?«
    »Nicht …«
    »Dann red schon!«
    »Der, den ihr verprügelt habt. Der hat es mir erzählt. Bitte, ich brauche nur …«
    »Hat er unsere Namen genannt?«
    »Was? Nein!«
    »Und woher weißt du dann, wer wir sind?«
    »Er hat mir nur die Geschichte erzählt. Ich habe die Beschreibung dann gemeinsam mit jemandem vom Kriminalamt überprüft. Und es konntet nur ihr beide sein.« Es klang wie das Pfeifen eines Staubsaugers nach dem Ausschalten, als der Typ sich selbst im Spiegel sah. »Mein Gott! Du hast mein Gesicht kaputtgemacht!«
    »Halt dein Maul und bleib ruhig sitzen. Weiß derjenige, den wir verprügelt haben sollen, dass du uns zu erpressen versuchst?«
    »Er? Nein. Er würde niemals …«
    »Bist du sein Lover?
    »Nein! Er glaubt das vielleicht, aber …«
    »Weiß sonst noch jemand darüber Bescheid?«
    »Nein! Das verspreche ich. Lass mich gehen, ich verspreche, nichts …«
    »Dann weiß auch niemand, dass du jetzt hier bist?«
    Truls genoss die zunehmende Entgeisterung im Gesicht des Mannes, als ihm die Bedeutung der Frage bewusst wurde. »Doch, doch, das wissen sogar mehrere …«
    »Du bist kein schlechter Lügner«, sagte Truls und legte den Lauf der Pistole an die Stirn des Mannes. Die Waffe hatte sich überraschend leicht angefühlt. »Aber nicht gut genug.«
    Dann hatte Truls abgedrückt. Die Entscheidung war ihm nicht schwergefallen. Er hatte keine andere Wahl gehabt. Das war eine dieser Sachen gewesen, die man tun musste, wollte man überleben. Der Kerl hatte etwas gegen sie in der Hand, das er früher oder später benutzen würde. Hyänen wie der tickten so, sie waren feige und devot, wenn man ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, sie warteten gierig und geduldig mit gesenktem Kopf und ließen sich demütigen, griffen aber blitzartig an, sobald man ihnen den Rücken zukehrte.
    Anschließend hatte er den Sitz und alle Stellen abgewischt, an denen er Fingerabdrücke hinterlassen haben könnte, und sich das Tuch um die Hand gewickelt, bevor er die Handbremse gelöst und den Leerlauf eingelegt hatte. Zu guter Letzt hatte er den Wagen auf den Abgrund zugeschoben und der merkwürdig stillen Sekunde gelauscht, als er fiel. Gefolgt von dem dumpfen Krachen und dem Kreischen berstenden Metalls, als er unten im Fluss aufschlug.
    Den Schlagstock hatte er schnell und effektiv entsorgt, indem er ihn ein gutes Stück entfernt durch das geöffnete Fenster in den Wald geschleudert hatte. Er würde wahrscheinlich niemals gefunden werden, und selbst wenn, waren daran weder Fingerabdrücke noch DNA -Spuren, die den Schlagstock oder ihn selbst mit dem Mord in Verbindung bringen konnten.
    Die Pistole war schon schwieriger, über die Kugel konnte die Waffe und schließlich auch er ermittelt werden.
    Er war langsam über die Drammensbrücke gefahren und hatte der

Weitere Kostenlose Bücher