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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Mal.
    Selbst die Zeugen Jehovas klingelten höchstens zweimal.
    Natürlich konnte es auch Mikael sein. Vielleicht wollte er mit ihm über etwas reden, das sich nicht für eine herkömmliche Telefonleitung eignete. Wie sie beispielsweise ihre Aussagen abstimmen könnten, falls er doch noch einmal zu dem Geld auf seinem Konto befragt wurde.
    Truls dachte noch einen Moment lang nach und schwang dann die Beine aus dem Bett.
    »Hier ist Aronsen aus Block C. Der silbergraue Suzuki Vitara gehört doch Ihnen, oder?«
    »Ja«, sagte Truls in die Gegensprechanlage. Eigentlich sollte da längst ein Audi Q5 2.0 mit sechs Gängen stehen. Der Lohn für Asajevs letzten Auftrag, die letzte Rate, weil er ihnen Harry Hole auf einem Silbertablett geliefert hatte. Stattdessen fuhr er noch immer diesen jämmerlichen Japaner.
    »Hören Sie die Alarmanlage?«
    Sie war durch den Lautsprecher noch deutlicher zu hören.
    »Verdammt«, sagte er. »Ich schaue mal, ob ich die Sirene vom Balkon aus mit der Fernbedienung ausschalten kann.«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich sofort runterkommen. Die haben die Scheibe eingeschlagen und waren dabei, Radio und CD -Spieler auszubauen, als ich kam. Die sind bestimmt noch in der Nähe und warten ab, was passiert.«
    »Verdammte Scheiße!«, schimpfte Truls erneut.
    »Nichts zu danken«, sagte Aronsen.
    Truls zog die Joggingschuhe an, überprüfte, dass er auch die Autoschlüssel hatte, und dachte nach. Dann ging er zurück ins Schlafzimmer, öffnete den Schrank und nahm eine der Pistolen heraus, eine Jericho 941. Er steckte sie sich unter den Hosenbund und blieb stehen. Wusste, dass das Standbild sich in den Plasmabildschirm einbrennen würde, wenn er es zu lange stehen ließ. Ach was, so lange würde er nicht weg sein, dachte er und hastete nach draußen auf den stillen Flur.
    Der Fahrstuhl wartete auf seiner Etage. Er drückte den Knopf für das Erdgeschoss. Ihm fiel ein, dass er die Wohnungstür nicht abgeschlossen hatte, aber er würde ja nur ein paar Minuten weg sein.
    Eine halbe Minute später joggte er durch den klaren, kalten Märzabend. Obwohl der Parkplatz genau zwischen den Blocks lag, wurden dort immer wieder Autos aufgebrochen. Sie sollten mehr Laternen aufstellen, der schwarze Asphalt schluckte fast alles Licht, so dass man im Dunkeln unbemerkt zwischen den Autos herumschleichen konnte. In den ersten Nächten nach seiner Suspendierung hatte er nicht schlafen können, vermutlich war das normal, wenn man den ganzen Tag nichts anderes machte als schlafen, onanieren, schlafen, onanieren, essen und onanieren. In dieser Zeit hatte er manchmal nachts mit Nachtsichtgerät und Märklin-Gewehr in den Händen auf dem Balkon gesessen und darauf gehofft, dass sich da unten auf dem Parkplatz jemand zeigte. Leider war nie einer aufgetaucht. Oder zum Glück. Ja, zum Glück, er war schließlich kein Mörder.
    Da gab es natürlich diesen Rocker der Los Lobos, den er mit dem Bohrer erwischt hatte, aber das war ja nun wirklich ein Unfall gewesen. Und der war Teil der Terrasse oben in Høyenhall geworden.
    Und dann war da noch sein Auftritt im Gefängnis in Ila, bei dem er das Gerücht verbreitet hatte, Valentin Gjertsen stecke hinter den Kindermorden im Maridalen und am Tryvann. Es war zwar nicht bombensicher, dass er es gewesen war, andererseits gab es genügend andere Gründe, dem Schwein die Haftstrafe zu vergällen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass die Idioten ihn gleich umbrachten. Wenn es denn tatsächlich er war, den sie umgebracht hatten. Der Funkverkehr, den er in den letzten Tagen abgehört hatte, deutete auf etwas anderes hin.
    Einem Mord am nächsten kam noch diese Sache mit dem geschminkten Schwulen in Drammen. Aber das war ein Auftrag gewesen. Etwas, das erledigt werden musste und um das er inständig gebeten worden war. Mikael war zu Truls gekommen und hatte ihm von dem Anruf erzählt, den er erhalten hatte. Irgendein Kerl hatte behauptet zu wissen, dass Mikael und ein Kollege den Schwulen aus dem Kriminalamt zusammengeschlagen hätten. Er hatte behauptet, das auch beweisen zu können, und Geld gefordert, hunderttausend Kronen, die ihm an einem verlassenen Ort unweit von Drammen übergeben werden sollten. Andernfalls wollte er den Zwischenfall publik machen. Mikael hatte gesagt, Truls solle das regeln, schließlich habe er damals die Kontrolle verloren und trüge die Schuld an der Misere. Und als Truls im Auto gesessen hatte, um den Typen zu treffen, hatte er gewusst, dass er diesen Job

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