Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)
schnitt eine Grimasse.
»Ja?«
»Wenn Sie Ihre Bluse aufknöpfen würden, damit ich …«
Katrine sah ungläubig an sich hinunter. »Sie wollen … die hier sehen?«
Als sie die Hände unter ihre Brüste legte, war ihr, als spürte sie die Körperwärme des Mannes auf dem Bett bis zu ihr ausstrahlen.
Draußen hörte sie das Klirren des Schlüssels.
»Geben Sie uns bitte noch ein paar Minuten«, sagte sie laut, ohne Rico Herrem aus dem Blick zu lassen.
Das Klirren verstummte, der Mann draußen sagte etwas und schien sich ein paar Schritte zu entfernen.
Rico Herrems Adamsapfel rackerte sich unter der Haut ab.
»Reden Sie weiter«, sagte sie.
»Nicht bevor …«
»Also, folgendes Angebot. Die Bluse bleibt zugeknöpft. Aber ich kneife in eine der Brustwarzen, damit Sie sie sehen können. Vorausgesetzt, dass das, was Sie mir sagen können, wirklich gut ist.«
»Ja!«
»Rühren Sie sich von der Stelle, gilt unsere Abmachung nicht mehr. Verstanden?«
»Okay.«
»Gut, lassen Sie hören.«
»Ich habe diesen Dämon auf seine Brust tätowiert.«
»Hier? Im Gefängnis?«
Er zog ein Blatt unter seinem Bett hervor.
Katrine ging einen Schritt auf ihn zu.
»Stopp!«
Sie blieb stehen. Sah ihn an. Hob die rechte Hand und suchte ihre Brustwarze unter dem dünnen BH -Stoff. Nahm sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Kniff zu. Ignorierte den stechenden Schmerz. Blieb stehen. Aufrecht. Blut strömte in die Warze und machte sie steif. Sie ließ ihn schauen und hörte seinen Atem schneller werden.
Er reichte ihr die Zeichnung, und sie erkannte darin die Beschreibung des Vollzugsbeamten. Das Gesicht des Dämons. Verzerrt, als hinge es mit Haken an Wangen und Stirn fest. Als schrie es vor Schmerzen, um endlich loszukommen.
»Ich dachte, dieses Tattoo hätte er schon Jahre vor seinem Tod gehabt?«, sagte sie.
»Das würde ich nicht gerade sagen.«
»Wie meinen Sie das?« Katrine studierte die Linien der Zeichnung.
»Ich würde sogar sagen, er hat das erst nach seinem Tod gekriegt.«
Sie sah auf. Sah seinen Blick, der noch immer an ihrer Bluse klebte. »Sie behaupten, Valentin nach seinem Tod tätowiert zu haben?«
»Hören Sie mir nicht zu, Katrine? Valentin ist nicht tot.«
»Aber … wen …?«
»Zwei Knöpfe.«
»Was?«
»Machen Sie die oberen beiden Knöpfe auf.«
Sie knöpfte drei auf und schob die Bluse zur Seite. Ließ ihn das BH -Körbchen sehen, unter dem noch immer die steife Warze zu erkennen war.
»Judas.« Jetzt flüsterte er. »Ich habe Judas tätowiert. Valentin hatte ihn drei Tage in seinem Koffer liegen. Einfach so. Stellen Sie sich das mal vor.«
»Judas Johansen?«
»Alle dachten, er wäre abgehauen, dabei hat Valentin ihn erschlagen und in seinem Koffer versteckt. Niemand sucht in einem Koffer nach einem erwachsenen Mann, oder? Valentin hatte ihm derart die Fresse zermatscht, dass ich mich wirklich gefragt habe, ob das tatsächlich Judas ist. Ein Haufen Hackfleisch. Das hätte jeder sein können. Das Einzige, das an ihm einigermaßen heile war, war die Brust, die ich tätowieren sollte.«
»Judas Johansen. Es war seine Leiche, die gefunden worden ist?«
»Und weil ich das gesagt habe, bin ich jetzt auch ein toter Mann.«
»Aber warum hat er Judas umgebracht?«
»Valentin war hier drinnen ziemlich verhasst. Das hatte natürlich damit zu tun, dass er sich an kleinen Mädchen vergriffen hat. Die waren ja noch nicht mal zehn. Dann die Sache mit der Zahnärztin. Die war hier sehr beliebt. Auch bei den Wächtern. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er das Opfer eines dummen Unfalls geworden oder an einer Überdosis gestorben wäre. Vermutlich hätte es so ausgesehen, als hätte er Selbstmord begangen. Deshalb hat er etwas unternommen, um dem zuvorzukommen.«
»Er hätte doch einfach abhauen können.«
»Die hätten ihn gefunden. Er musste es so aussehen lassen, als wäre er tot.«
»Und sein Kumpel Judas …«
»Kam ihm da gerade recht. Valentin ist nicht wie wir anderen, Katrine.«
Katrine ignorierte sein »wir«, mit dem er auch sie einschloss. »Warum erzählen Sie mir das? Damit machen Sie sich doch zum Mitschuldigen?«
»Ich habe lediglich einen Toten tätowiert. Außerdem müssen Sie Valentin kriegen.«
»Warum?«
Der Rotschädel schloss die Augen. »Ich habe in der letzten Zeit viel geträumt, Katrine. Er ist auf dem Weg. Auf dem Weg zurück zu den Lebenden. Aber vorher muss er alles Alte ausrotten. Alle, die ihm im Weg stehen, beseitigen. Jeden, der etwas weiß. Und
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