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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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war eine Tatsache.
    Aber es konnte alles Mögliche gewesen sein. Eine Maus oder vielleicht eine Ratte. Eine durchgebrannte Glühbirne. Vielleicht hatte sich auch das Konstruktionsholz des Gebäudes infolge der am Abend sinkenden Temperaturen mit einem Knacken zusammengezogen. Oder es war ein Vogel gegen eine der Scheiben geflogen.
    Erst jetzt – als sich seine Anspannung wieder legte – bemerkte Anton, wie hoch sein Puls war. Er sollte wieder mit dem Training beginnen. Was für seine Form tun. Seine ursprüngliche Figur zurückgewinnen.
    Da er ohnehin in diesem Teil des Flurs war, wollte er sich noch einen Kaffee holen. Er ging zu der roten Kaffeemaschine, nahm die Schachtel mit den Kaffeekapseln und drehte sie um. Eine einzelne grüne Kapsel mit glänzendem Deckel, auf dem Fortissio Lungo stand, rutschte heraus. Ein Gedanke kam ihm. Hatte sich jemand hierhergeschlichen, um die Kapseln zu klauen? Gestern war die Schachtel doch noch voll gewesen. Er legte die Kapsel in die Maschine, als ihn plötzlich das Gefühl beschlich, sie wäre perforiert gewesen, also gebraucht. Er schaltete die Maschine ein, die laut zu brummen begann, und im selben Moment wurde ihm klar, dass dieses Brummen die nächsten zwanzig Sekunden alle anderen Geräusche übertönen würde. Er trat zwei Schritte zurück, um vielleicht doch noch etwas hören zu können.
    Als die Tasse voll war, musterte er seinen Kaffee. Schwarz und gut, die Kapsel konnte nicht schon einmal benutzt worden sein.
    Der letzte Tropfen fiel aus der Maschine in die Tasse, und wieder glaubte Anton etwas zu hören. Derselbe Laut wie zuvor, doch dieses Mal von der anderen Seite, aus der Richtung des Krankenzimmers. Hatte er auf seinem Weg etwas übersehen? Anton nahm die Kaffeetasse in die linke Hand und griff mit der rechten zu seiner Pistole. Dann ging er mit langen, gleichmäßigen Schritten zurück. Versuchte, die Tasse zu balancieren, ohne einen Blick darauf zu werfen, spürte aber gleich darauf den glühend heißen Kaffee auf der Haut. Er bog um die Ecke. Niemand da. Erleichtert atmete er auf, ging weiter zu seinem Stuhl, blieb aber stehen. Statt sich zu setzen, ging er zur Tür des Patienten und öffnete sie.
    Von der Tür aus konnte er ihn nicht sehen. Die Decke versperrte ihm die Sicht, doch das Sonarsignal des Monitors kam gleichmäßig, und die Linie, die auf dem grünen Bildschirm von links nach rechts führte, schlug bei jedem Piep aus.
    Er wollte die Tür wieder schließen, entschied sich dann aber dagegen und ging ins Zimmer. Die Tür stand offen, als er um das Bett herumging und in das Gesicht des Patienten sah.
    Er war es.
    Er zog die Stirn in Falten. Hielt sein Gesicht dicht über den Mund des Mannes. Atmete er?
    Ja, er spürte den leichten Luftzug und roch den unangenehm süßlichen Geruch. Kam das von all den Medikamenten?
    Anton Mittet ging wieder nach draußen. Schloss die Tür hinter sich, sah auf die Uhr und trank seinen Kaffee. Dann sah er noch einmal auf die Uhr und begann die Minuten zu zählen. Wenn er diese Schicht doch nur schon hinter sich hätte!
    »Wie nett, dass er bereit ist, mit mir zu sprechen«, sagte Katrine.
    »Bereit?«, fragte der Vollzugsbeamte. »Die meisten Jungs hier in der Abteilung würden ihre rechte Hand dafür geben, ein paar Minuten mit einer Frau allein sein zu dürfen. Rico Herrem ist ein potentieller Vergewaltiger, sind Sie wirklich sicher, dass Sie niemanden dabeihaben wollen?«
    »Ich weiß mich schon zu schützen.«
    »Das hat unsere Zahnärztin auch gesagt. Aber okay, Sie haben ja wenigstens eine Hose an.«
    »Hose?«
    »Sie kam in Rock und Strumpfhose. Platzierte Valentin im Zahnarztstuhl, ohne dass ein Beamter dabei war. Was dann passiert ist, können Sie sich ja wohl denken …«
    Katrine stellte es sich vor.
    »Sie hat den Preis für diese … Kleiderwahl bezahlt … Aber okay, hier wären wir!« Er schloss die Tür der Zelle auf und öffnete sie. »Ich bin unmittelbar vor der Tür. Rufen Sie, falls was sein sollte.«
    »Danke«, sagte Katrine und betrat den Raum.
    Der Mann mit dem roten Schädel saß am Schreibtisch und drehte seinen Stuhl herum.
    »Willkommen in meiner bescheidenen Herberge.«
    »Danke«, sagte Katrine.
    »Nehmen Sie den hier.« Rico Herrem stand auf, schob ihr den Stuhl hin, ging wieder zurück und setzte sich selbst auf sein nicht gemachtes Bett. In sicherem Abstand. Sie nahm Platz und spürte die Wärme vom Sitz. Er wich auf dem Bett zurück, als Katrine den Stuhl etwas näher

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