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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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das Restaurant Justisen fuhren, das gerade neu eröffnet hatte.
    Dort wartete bereits ein Psychologe auf sie. Sie traten sich den Schnee von den Stiefeln, bestellten sich je ein Bier und eine Flasche Wasser, das aber auch nicht sauberer oder wohlschmeckender war als das, was aus den Wasserhähnen der Stadt kam. Sie prosteten sich zu, verfluchten den Toten, wie es der Brauch verlangte, und tranken.
    »Er ist zu früh gestorben«, sagte der Leiter des Dezernats, Gunnar Hagen.
    »Nur ein bisschen zu früh«, sagte die Leiterin der Kriminaltechnik, Beate Lønn.
    »Möge er lange in der Hölle schmoren«, sagte der rothaarige Kriminaltechniker in der handgenähten, mit Fransen behängten Lederjacke, Bjørn Holm.
    »Als Psychologe kann ich aus eurem Verhalten nur die Diagnose ableiten, dass ihr den Bezug zu euren eigenen Gefühlen verloren habt«, sagte Ståle Aune und prostete ihnen mit seinem Bierglas zu.
    »Danke, Doktor, aber die Diagnose ist ganz einfach: Polizei «, sagte Hagen.
    »Die Obduktion«, sagte Katrine. »Ich weiß nicht, ob ich die Schlussfolgerung ganz verstanden habe.«
    »Er ist an einem Herzinfarkt gestorben«, sagte Beate. »So etwas passiert hin und wieder.«
    »Aber er war doch gerade erst aus dem Koma aufgewacht«, sagte Bjørn Holm.
    »So etwas kann uns alle jederzeit treffen«, erwiderte Beate mit tonloser Stimme.
    »Na, herzlichen Dank«, sagte Hagen grinsend. »Und jetzt, da wir mit dem Toten fertig sind, würde ich vorschlagen, den Blick wieder nach vorn zu richten.«
    »Die schnelle Verarbeitung traumatischer Erlebnisse ist ein Kennzeichen von geringer Intelligenz.« Aune nahm einen Schluck. »Wollte ich nur anmerken.«
    Hagen richtete seinen Blick einen Moment lang auf den Psychologen, ehe er fortfuhr: »Ich fand es ganz passend, dass wir uns hier treffen und nicht im Präsidium.«
    »Ja, warum sind wir eigentlich hier?«, fragte Bjørn Holm.
    »Um über die Polizistenmorde zu reden.« Er drehte sich um. »Katrine?«
    Katrine Bratt nickte. Räusperte sich.
    »Ich will euch kurz über den Stand der Dinge informieren, damit auch unser Psychologe auf dem Laufenden ist«, sagte sie. »Zwei Polizisten sind ermordet worden. Beide an Tatorten früherer, unaufgeklärter Morde, an deren Ermittlungen sie selbst beteiligt waren. Was die aktuellen Morde betrifft, hatten wir bislang weder Spuren noch Verdächtige oder Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv. Und was die ursprünglichen Morde angeht, sind wir bislang davon ausgegangen, dass diese sexuell motiviert waren. Es gab vereinzelte Indizien und Beweisstücke, aber nichts, was auf einen konkreten Verdächtigen hingedeutet hätte. Das heißt, es sind natürlich einige Leute verhört worden, aber die wurden alle als unverdächtig eingestuft, weil sie ein Alibi hatten oder dann doch nicht ins Profil passten. Einer von denen ist jetzt allerdings wieder in unser Blickfeld geraten …«
    Sie zog etwas aus der Tasche und legte es auf den Tisch, damit alle es sehen konnten. Es war die Fotografie eines Mannes mit bloßem Oberkörper. Datum und Nummer zeigten, dass es sich um ein Verbrecherfoto handelte, das die Polizei von einem Häftling gemacht hatte.
    »Das ist Valentin Gjertsen. Ein Sittlichkeitsverbrecher, der sich an Männern, Frauen und Kindern vergriffen hat. Die erste Anzeige kam, als er sechzehn war, da hatte er ein neunjähriges Mädchen belästigt, das er in ein Ruderboot gelockt hatte. Im Jahr danach hat ihn seine Nachbarin angezeigt, die er im Waschkeller zu vergewaltigen versucht hat.«
    »Und was bringt ihn in Verbindung mit den Fällen im Maridalen und am Tryvann?«, fragte Bjørn Holm.
    »Vorläufig nur die Tatsache, dass er ins Täterprofil passt und dass die Frau, die ihm Alibis für beide Tatzeitpunkte gegeben hat, diese gerade zurückgezogen hat. Er hatte damals von ihr verlangt, ihm Alibis zu geben.«
    »Valentin hatte ihr erzählt, die Polizei würde versuchen, ihm etwas anzuhängen«, sagte Beate Lønn.
    »Aha«, brummte Hagen. »Das könnte der Grund für seinen Hass auf die Polizei sein. Was meinen Sie, Doktor. Wäre so etwas denkbar?«
    Aune dachte einen Moment lang schmatzend nach. »Durchaus, durchaus. Aber die generelle Regel, an die ich mich in Bezug auf die menschliche Psyche halte, ist, dass absolut alles denkbar und möglich ist. Und darüber hinaus noch so einiges mehr, Sachen, die wir uns gar nicht vorstellen können.«
    »Während Valentin Gjertsen seine Haftstrafe für Übergriffe auf Minderjährige absaß, hat er

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