Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
heranschob. Bestimmt einer von denen, die eigentlich Angst vor Frauen haben, dachte Katrine. Vielleicht beobachtete er sie deshalb nur oder zog sich vor ihnen aus oder rief sie an und sagte ihnen all die Dinge, die er gerne mit ihnen machen würde, was er aber natürlich niemals wagte. Die Akte von Rico Herrem war eher unappetitlich als beängstigend.
    »Sie haben mir nachgerufen, dass Valentin nicht tot ist«, sagte sie und beugte sich vor. Er drückte sich daraufhin noch weiter nach hinten. Seine Körpersprache war defensiv, er lächelte, wirkte aber noch immer frech und voller Hass. Obszön.
    »Was meinten Sie damit?«
    »Was glauben Sie, Katrine?« Nasale Stimme. »Dass er lebt, natürlich.«
    »Valentin Gjertsen wurde hier im Gefängnis tot aufgefunden.«
    »Das glauben alle. Hat Ihnen der da draußen erzählt, was Valentin mit der Zahnärztin gemacht hat?«
    »Er hat etwas von Rock und Strumpfhose erzählt, so etwas macht Sie vermutlich an, oder?«
    »Valentin auf jeden Fall. Und das ist absolut wörtlich zu nehmen. Sie war in der Regel zwei Tage pro Woche hier. Und wenn sie da war, hatten plötzlich alle Zahnweh. Valentin hat einen ihrer Bohrer genommen und sie damit gezwungen, sich die Strumpfhose auszuziehen und über den Kopf zu ziehen. Dann hat er sie im Zahnarztstuhl gefickt. Später hat er erzählt, sie habe apathisch wie ein Stück Schlachtvieh dagelegen. Vermutlich ist sie schlecht beraten worden, wie sie sich im Falle eines Falles verhalten sollte. Die Folge war jedenfalls, dass Valentin sein Feuerzeug genommen und ihre Strumpfhose angesteckt hat. Haben Sie schon mal gesehen, wie die beim Brennen schmelzen? Da ist dann richtig Leben in sie gekommen. Geschrei und Gezappel! Der Gestank von mit Nylon verschmolzener Gesichtshaut hing noch Wochen später in dem Raum. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist, aber ich fürchte, sie muss jetzt keine Angst mehr davor haben, vergewaltigt zu werden.«
    Katrine sah ihn an. Was für ein Arschgesicht, dachte sie, das unendlich viele Schläge eingesteckt hat und dessen Grinsen zu einer Art automatischer Verteidigung geworden ist.
    »Wenn Valentin nicht tot ist, wo ist er dann?«, fragte sie.
    Sein Grinsen wurde noch breiter, als er sich die Decke über die Knie zog.
    »Würden Sie mir bitte sagen, ob ich nur meine Zeit mit Ihnen vergeude, Rico?«, seufzte Katrine. »Ich war selber so lange in der Klapse, dass mich Verrückte nur noch langweilen, okay?«
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass diese Informationen gratis sind, Frau Kommissarin?«
    »Ich bin Sonderermittlerin. Was fordern Sie? Reduziertes Strafmaß?«
    »Ich werde nächste Woche entlassen. Ich will fünfzigtausend Kronen.«
    Katrine lachte laut und herzlich. So herzlich sie konnte. Und sah mit einem Mal die Wut in seine Augen kriechen.
    »Dann sind wir fertig«, sagte sie und stand auf.
    »Dreißigtausend«, sagte er. »Ich bin pleite, und wenn ich rauskomme, brauche ich ein Flugticket, das mich weit, weit wegbringt.«
    Katrine schüttelte den Kopf. »Wir bezahlen Informanten nur, wenn sie ein komplett neues Licht auf einen Fall werfen. Und das auch nur bei wichtigen Fällen.«
    »Und was, wenn das hier der Fall wäre?«
    »Dann müsste ich trotzdem erst mit meinen Chefs darüber reden. Aber ich dachte, Sie wollten mir etwas erzählen, ich bin nicht gekommen, um über etwas zu verhandeln, über das ich gar nicht verhandeln kann.« Sie ging zur Tür und hob die Hand, um zu klopfen.
    »Warten Sie«, sagte der Rotschädel. Seine Stimme klang dünn. Er hatte sich die Decke jetzt bis zum Kinn hochgezogen.
    »Ein bisschen kann ich Ihnen erzählen …«
    »Ich kann Ihnen nichts anbieten, das habe ich doch schon gesagt.« Katrine klopfte an die Tür.
    »Wissen Sie, was das hier ist?« Er hielt ein kupferfarbenes Gerät in die Höhe, bei dessen Anblick Katrines Herz einen Aussetzer machte, bis sie erkannte, dass es keine Waffe, sondern ein Tätowiergerät war. Das, was sie als Lauf gedeutet hatte, war das Tätowierrohr, an dessen Ende die Nadel steckte.
    »Ich bin der Tätowierer in diesem Block hier«, sagte er. »Und ein ziemlich guter. Sie wissen vielleicht, wie die Leiche identifiziert worden ist, die sie in Valentins Zelle gefunden haben?«
    Katrine sah ihn an. Starrte in seine kleinen, hasserfüllten Augen. Die dünnen, feuchten Lippen. Die rote Haut, die durch die schütteren Haare schimmerte. Das Tattoo, das Dämonengesicht.
    »Ich habe noch immer nichts für Sie, Rico.«
    »Sie könnten …« Er

Weitere Kostenlose Bücher