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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Hirn nicht versorgt werden, stirbt man. Schnell und ohne nachweisbare Stoffe. Und ein Blutgerinnsel muss nicht extern zugefügt worden sein, das kann auch ganz von selbst entstehen. Case closed .«
    »Aber der Einstich wäre doch zu sehen.«
    »Wenn er mit einer ultradünnen Nadel vorgenommen wird, kann man so einen Einstich nur mit einer äußerst präzisen Untersuchung aller in Frage kommenden Hautpartien nachweisen.«
    Ein Strahlen ging über Holes Gesicht. Der Junge hatte sein Geschenk ausgepackt und hielt es wirklich für eine Atombombe. Mia freute sich.
    »Das müssen Sie dann untersuchen …«
    »Haben wir gemacht.« Ohrfeige. »Jeden einzelnen Millimeter. Wir haben sogar den Schlauch des Tropfs untersucht, über den können nämlich auch Luftblasen injiziert werden. Aber auch darin gab es keinen Einstich, nicht mal von einer Mücke.« Sie sah das fiebrige Licht in seinen Augen verlöschen. »Tut mir leid, Hole, aber wir waren uns im Klaren darüber, dass dieser Todesfall verdächtig ist.« Sie betonte das Wort waren .
    »Jetzt muss ich die nächste Vorlesung vorbereiten, wenn Sie also …«
    »Und wenn er den Stich gar nicht in die Haut gesetzt hat?«, fragte Hole.
    »Wie das denn?«
    »Wenn er den Einstich nicht in die Oberfläche des Körpers gesetzt hat. Sondern in eine Körperöffnung. In den Mund, den Enddarm, ein Nasenloch oder ins Ohr?«
    »Interessant, aber in Nase und Ohren gibt es kaum geeignete Adern. Die Enddarmöffnung ist eine Möglichkeit, aber die Chance, lebenswichtige Organe zu blockieren, ist dort deutlich geringer, außerdem muss man sich extrem gut auskennen, wenn man da eine Ader finden will. Der Mund wäre eine Möglichkeit, weil es dort Adern mit kurzem Weg zum Gehirn gibt, die einen schnellen, sicheren Tod hervorrufen würden, aber den Mund überprüfen wir immer. Außerdem ist er voller Schleimhäute, die durch einen Einstich anschwellen würden, was leicht zu erkennen ist.«
    Sie sah ihn an. Spürte, dass sein Hirn noch immer auf der Suche war, wobei er resigniert nickte.
    »War nett, Sie zu sehen, Hole. Schauen Sie ruhig wieder vorbei, wenn Sie eine Frage haben.«
    Sie drehte sich um und ging zu einer der Wannen, um einen grauweißen Arm nach unten zu drücken, der mit gespreizten Fingern herausragte.
    »Schauen …«, hörte sie Harry sagen. »Vorbei …« Sie seufzte. Dieser Typ war echt seltsam. Dann drehte sie sich noch einmal um.
    »Kann er dahin gespritzt haben?«, fragte Hole.
    »Wo?«
    »Sie sagten, dass ein kurzer Weg zum Gehirn von Vorteil wäre. Wenn er in die Rückseite gespritzt hat, wäre der Einstich gut versteckt.«
    »Auf der Rückseite von was …« Sie hielt inne. Sah, wohin er zeigte. Schloss die Augen und seufzte wieder.
    »Sorry«, sagte Harry. »Aber eine FBI -Statistik weist nach, dass der Tod von potentiellen Zeugen zu vierundneunzig Prozent Mord ist. Jedenfalls sind das die Zahlen, die man kriegt, wenn man sie zweimal obduziert.«
    Mia Hartvigsen schüttelte den Kopf. Harry Hole = Ärger = Überstunden. Und die Riesenchance, für Fehler, die sie nicht begangen hatte, auf der Anklagebank zu landen.
    »Hier«, sagte Beate Lønn, und das Taxi hielt am Straßenrand.
    Die Straßenbahn stand an der Haltestelle in der Welhavens gate. Ein Streifenwagen stand davor, zwei weitere dahinter. Bjørn Holm und Katrine Bratt lehnten an Bjørns Amazon.
    Beate bezahlte und stieg aus dem Wagen.
    »Und?«
    »Drei Beamte sind in der Straßenbahn. Ausgestiegen ist noch keiner. Wir warten nur auf dich.«
    »Das ist die Linie 11, ich habe 12 gesagt …«
    »Die wechselt nach dem Halt am Majorstukrysset die Nummer, das ist aber dieselbe Bahn.«
    Beate lief schnell zur ersten Tür, klopfte fest an und zeigte ihre Marke. Sie stieg ein und nickte dem uniformierten Beamten zu. Er hielt eine Heckler & Koch P30L in der Hand.
    »Folgen Sie mir«, sagte sie und begann in der vollbesetzten Straßenbahn langsam nach hinten zu gehen.
    Sie ließ den Blick über alle Gesichter gleiten, während sie sich einen Weg durch den Mittelgang bahnte. Ihr Herz schlug spürbar schneller, als sie sich der Stelle näherte und das Gekritzel auf der von innen beschlagenen Scheibe sah. Sie gab dem Beamten ein Zeichen, ehe sie sich an den Mann auf dem Sitz wandte.
    »Entschuldigen Sie? Sie, ja.«
    Das Gesicht, das sich ihr zuwandte, hatte leuchtend rote Pickel und einen verängstigten Ausdruck.
    »Ich … ich habe bloß meine Monatskarte vergessen. Das passiert mir sicher nicht noch einmal.«
    Beate

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