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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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warum sie ihn nicht sofort wiedererkannt hatte und wie es ihm möglich gewesen war, sich so lange versteckt zu halten.
    Beate Lønn stand von ihrem Sitz auf. Sie wollte aussteigen, aber das Mädchen neben ihr hatte die Augen geschlossen und nickte mit dem Kopf.
    »Raus«, sagte Beate.
    Das Mädchen blickte auf, zog eine ihrer dünnen, nachgemalten Augenbrauen hoch, ohne sich zu rühren.
    Beate zog ihr den Kopfhörer vom Kopf.
    »Polizei, ich muss raus.«
    »Wir fahren«, sagte das Mädchen.
    »Setz deinen fetten Arsch in Bewegung!«
    Die anderen Passagiere drehten sich zu Beate Lønn um. Aber sie wurde nicht rot, sie war kein kleines Mädchen mehr. Ihr Körper war noch immer zierlich, ihre Haut so blass, dass sie fast durchsichtig wirkte, und ihr Haar farblos und trocken wie ungekochte Spaghetti. Aber die alte Beate Lønn gab es nicht mehr.
    »Halten Sie die Straßenbahn an! Polizei! Ich muss hier raus!«
    Sie bahnte sich einen Weg zum Straßenbahnfahrer und der vorderen Ausgangstür. Hörte die Bremsen bereits leise quietschen. Als sie vorne war, streckte sie dem Fahrer ihren Polizeiausweis hin und wartete ungeduldig. Sie blieben mit einem letzten harten Ruck stehen, so dass die im Wagen Stehenden einen Schritt nach vorn machen mussten und in den Schlaufen hingen, als die Tür sich öffnete. Beate war mit einem Satz draußen, lief um die Vorderseite der Bahn herum und rannte in der Trasse zwischen den beiden Schienen zurück. Sie spürte, wie der Tau auf dem Gras ihre Stoffschuhe durchdrang, sah die Straßenbahn anfahren, hörte das immer lauter werdende Singen der Schienen und stürmte weiter, so schnell sie konnte. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass Valentin Gjertsen bewaffnet war, und er würde es nicht aus einer vollbesetzten Straßenbahn schaffen, wenn sie mit hocherhobener Polizeimarke alle Anklagepunkte gegen ihn laut durch die Bahn rief. Wenn sie diese verfluchte Bahn nur erreichte! Laufen war nicht gerade ihre Stärke. Der Arzt, der gesagt hatte, sie leide am Asperger-Syndrom, hatte auch erwähnt, dass solche wie sie physisch oft etwas unbeholfen seien.
    Sie rutschte auf dem nassen Gras weg, konnte sich aber auf den Beinen halten. Jetzt waren es nur noch wenige Meter. Sie erreichte das hintere Ende der Straßenbahn, schlug mit der Hand dagegen, schrie und wedelte mit ihrer Polizeimarke herum und hoffte, dass der Fahrer sie im Spiegel sah. Und vielleicht tat er es auch, vielleicht sah er einen Arbeitnehmer, der verschlafen hatte und verzweifelt mit seiner Monatskarte winkte. Das Singen der Schienen wurde lauter, und die Straßenbahn glitt unter ihrer Hand weg.
    Beate blieb stehen und sah der Bahn nach, die in Richtung Majorstua davonratterte. Dann drehte sie sich um und sah ihre eigene Bahn in Richtung Frogner plass fahren.
    Sie fluchte leise, nahm das Handy heraus, ging über die Straße, lehnte sich gegen den Maschendrahtzaun des Tennisplatzes und wählte eine Nummer.
    »Holm.«
    »Ich bin’s. Ich habe gerade Valentin gesehen.«
    »Hä, bist du sicher?«
    »Bjørn …«
    »Sorry. Und wo?«
    »In der Straßenbahn, die in Richtung Majorstua am Frognerpark vorbeifährt.«
    »Was machst du denn da?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Bist du im Büro?«
    »Ja.«
    »Auf der Straßenbahn steht die 12. Finde heraus, wohin die fährt, und lass die anhalten. Er darf uns nicht entwischen.«
    »Okay, ich checke die Haltestellen und gebe den Streifenwagen Valentins Beschreibung durch.«
    »Das ist es ja.«
    »Was?«
    »Die Beschreibung. Er sieht nicht mehr so aus.«
    »Wie meinst du das?«
    »Plastische Chirurgie. So umfassend, dass er unbemerkt durch Oslo laufen konnte. Sag mir Bescheid, wo die Straßenbahn angehalten worden ist, dann komme ich hin und identifiziere ihn.«
    »Verstanden.«
    Beate steckte das Telefon zurück in ihre Tasche. Erst jetzt bemerkte sie, wie kurzatmig sie war. Sie lehnte den Kopf nach hinten an den Zaun. Vor ihr rauschte der Verkehr vorbei, als wäre nichts geschehen. Als wäre die Tatsache, dass sie gerade einen Mörder erkannt hatte, vollkommen unbedeutend.
    »Wo sind die denn?«
    Beate stieß sich vom Zaun ab und drehte sich zu der krächzenden Stimme um.
    »Wo sind die denn alle?«, wiederholte er.
    Als Beate den Schmerz in seinem Blick sah, musste sie den Klumpen, der in ihrem Hals anschwoll, mit aller Macht hinunterschlucken.
    »Glauben Sie …«, sagte er und schwang vorsichtig seinen Schläger, »dass die auf dem anderen Platz sind?«
    Beate nickte langsam.
    »Ja, das wird

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