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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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lungs …«
    Bakterien? Er sollte an Bakterien sterben? An irgendeinem Scheiß, den er eingeatmet hatte? Aber wo denn?
    Der Gedanke kam wie ein Echo vom Arzt zurück.
    »Any idea where? The police will want to know to prevent other people from catching the bacteria.«
    Rico Herrem schloss die Augen.
    »Please, try to think back, Mister Herrem. You might be able to save others …«
    Andere. Und sich selbst nicht? Sechsunddreißig Stunden.
    »Mister Herrem?«
    Rico wollte nicken, ihm ein Zeichen geben, dass er ihn gehört hatte, aber er schaffte es nicht. Dann hörte er eine Tür gehen. Schritte, die sich näherten. Die leise, atemlose Stimme einer Frau:
    »Miss Kari Farstad from the Norwegian Embassy. We came as soon as we could. Is he …?«
    »Blood circulation is stopping, miss. He is going into shock now.«
    Wo? In dem Essen, das er zu sich genommen hatte, als das Taxi an der verdreckten Straßenküche zwischen Bangkok und Pattaya gehalten hatte? Aus dem stinkenden Loch im Boden, das sie Toilette nannten? Oder im Hotel durch die Klimaanlage? Wurden diese Bakterien nicht oft so verbreitet? Andererseits hatte der Arzt gesagt, die ersten Symptome glichen einer Erkältung, und die hatte er ja bereits im Flieger gespürt. Konnten die Bakterien in der Flugzeugluft gewesen sein? Aber dann müssten ja noch andere erkrankt sein. Er hörte die Stimme der Frau, dieses Mal leiser und in seiner Sprache.
    »Milzbrandbakterien. Mein Gott, ich dachte, die gäbe es nur in biologischen Waffen.«
    »Nein, nein«, eine Männerstimme. »Ich habe das auf dem Weg hierher gegoogelt. Bacillus anthracis . Die können jahrelang auf dem Boden überdauern, sind echt hartnäckig. Verbreiten sich über Sporen. Wie in dem Pulver in den Briefen, die vor ein paar Jahren an diverse Amerikaner verschickt worden sind. Erinnern Sie sich?«
    »Glauben Sie, dass jemand ihm einen Brief mit Milzbrand geschickt hat?«
    »Er kann sich das überall eingefangen haben, am gewöhnlichsten ist enger Kontakt mit großen Haustieren. Aber das werden wir wohl niemals erfahren.«
    Doch Rico wusste es. Plötzlich sah er es ganz klar vor sich und schaffte es, eine Hand an die Sauerstoffmaske zu heben.
    »Haben Sie Angehörige ausfindig machen können?«, fragte die Frauenstimme.
    »Ja, habe ich.«
    »Und?«
    »Sie haben gesagt, er könne verrotten, wo immer er ist.«
    »Ach? Ein Pädophiler?«
    »Nein, aber er hat so einiges auf dem Kerbholz. Oh, er bewegt sich.«
    Rico hatte die Maske von Mund und Nase geschoben und versuchte zu sprechen. Es wurde aber nur ein heiseres Flüstern. Er versuchte es noch einmal. Sah, dass die Frau blonde Locken hatte und ihn mit Sorge und Abscheu anstarrte.
    »Doctor, is it …?«
    »No, it is not contagious between humans .«
    Nicht ansteckend. Nur er.
    Ihr Gesicht kam näher. Und selbst im Sterben liegend – oder vielleicht gerade deshalb –, sog Rico Herrem begierig ihren Duft ein. Er inhalierte ihr Parfüm, wie er an diesem Tag im Fischladen den anderen Geruch inhaliert hatte. Den Dunst, der aus dem Wollhandschuh gekommen war und der irgendwie nach Kalk geschmeckt hatte. Pulver. Der andere hatte ein Halstuch vor Mund und Nase gehabt. Nicht um sich zu maskieren, wie er geglaubt hatte, sondern zum Schutz vor winzigen Sporen, die durch die Luft flogen.
    Might have been able to save you, but in the lungs …
    Er strengte sich an. Brachte die Worte heraus. Mühsam. Erst das eine, dann das andere. Dachte, dass diese Worte seine letzten waren, als sich das Dunkel über Rico Herrem legte wie ein Vorhang, der einer zweiundvierzig Jahre andauernden, ebenso jämmerlichen wie schmerzhaften Vorstellung ein Ende machte.
    Der Regen hämmerte so heftig auf das Autodach, als wollte er kleine Löcher ins Metall schlagen und zu ihnen hereinkommen. Kari Farstad lief ein Schauer über den Rücken. Auf ihrer Haut lag ein dünner Schweißfilm, aber es hieß, das werde besser, sobald die Regenzeit vorbei war, also irgendwann im November. Sie sehnte sich zurück in ihre Botschaftswohnung, hasste diese immer wiederkehrenden Fahrten nach Pattaya. Sie hatte diese Karriere nicht eingeschlagen, um sich mit menschlichem Abschaum zu beschäftigen. Im Gegenteil. Sie hatte ein Leben mit Cocktailpartys vor sich gesehen, mit interessanten, intelligenten Menschen, belesener, gehobener Konversation über Politik und Kultur, und sie hatte erwartet, persönlich weiterzukommen und ein größeres Verständnis für die Fragen des Lebens zu erlangen. Statt der

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