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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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in ihren Manteltaschen nach den Schlüsseln. Wie kam es nur, daß Portiers immer dann von der Bildfläche verschwanden, wenn man sie brauchte?
    Die vier Treppen zu ihrem Stockwerk erschienen ihr diesmal viel länger als sonst. Sie mußte mehrmals stehenbleiben.
    Was hatte Bellows ihr über den Drogenfund im Umkleideschrank gesagt? War Succinylcholin dabeigewesen? Susan erinnerte sich genau, daß Bellows von Curare gesprochen hatte. Aber bei Succinylcholin war sie sich nicht sicher. In Gedanken versunken kam sie oben an. Dann brauchte sie noch einmal eine Minute, um den richtigen Schlüssel zu finden. Wie zahllose Male vorher steckte sie ihn in das Schloß.
    Trotz Erschöpfung und fieberhafter Hirntätigkeit fiel ihr das Papierkügelchen ein. Sie ließ den Schlüssel stecken und bückte sich.
    Das Papier war nicht mehr da. Die Tür war geöffnet worden.
    Susan fuhr zurück, halb in der Erwartung, die Tür würde vor ihr plötzlich aufgehen. Nur zu gut erinnerte sie sich an das scheußliche Pockengesicht des Mannes, der sie überfallen hatte. Wenn er jetzt in ihrem Zimmer war, lauerte er offensichtlich in der Erwartung, daß sie hereinkam. Sie dachte an das Messer, das der Mann das letzte Mal noch nicht benutzt hatte. Sie wußte, ihr blieb nur eine winzige Spanne Zeit. Ihr einziger Vorteil war, daß der Mann, sofern er wirklich drinnen wartete, nichts von ihrem Verdacht wissen konnte, noch nicht wenigstens.
    Wenn sie sich offiziellen Beistands versicherte, und der Mann wurde gefaßt, war sie außer Gefahr, für ein paar Stunden zumindest. Aber sie erinnerte sich, was er für den Fall angedroht hatte, wenn sie die Polizei rief. Das Foto ihres Bruders! Nein, hier handelte es sich nicht um einen Einbrecher oder Triebtäter, ganz bestimmt nicht. Der Mann, der sie an diesem Tag schon einmal überfallen hatte, war ein Profi. Und er meinte es ernst. Todernst. Susan mußte weglaufen, möglichst weit weg, vielleicht sogar die Stadt verlassen. Oder sollte sie trotzdem die Polizei verständigen, wie Stark es ihr empfohlen hatte? Ihr wurde schmerzlich klar, daß sie keine Ahnung hatte, wie man in einer solchen Situation vorgehen mußte.
    Wieso waren sie überhaupt schon wieder hinter ihr her? Niemand war ihr am Nachmittag und Abend gefolgt, da glaubte sie sicher zu sein. Woher wußten sie dann, daß sie sich von der ersten Drohung nicht hatte einschüchtern lassen? Oder war die Papierkugel am Ende von selbst herausgefallen? Susan näherte sich wieder der Tür.
    »Verdammt noch mal, was ist denn bloß mit dem Schloß passiert?« Sie fluchte laut, rasselte mit den Schlüsseln, versuchte, Zeit zu gewinnen. Ihr fiel ein, daß der Portier unten nicht an seinem Platz saß. Sollte sie die Treppe hinunterlaufen, bei jemandem an die Tür klopfen und sagen, ihr Schloß wäre kaputt und sie käme nicht in ihr Zimmer? Susan bewegte sich rückwärts in Richtung Treppe. Wahrscheinlich war dies unter den Gegebenheiten das beste. Martha Fine im dritten Stock! Die kannte sie gut genug, um zu dieser Stunde noch zu klopfen. Aber was sollte sie ihr sagen? Wahrscheinlich war es für Martha am besten, wenn sie überhaupt nichts sagte. Nur eben, daß sie nicht in ihr Zimmer käme und ob sie bei ihr auf dem Boden schlafen könnte.
    Susan setzte vorsichtig einen Fuß auf die Treppe. Aber es half nichts: Die Stufen knarrten laut unter ihrem Gewicht. Das Geräusch war unverwechselbar, und wenn jemand hinter ihrer Tür lauerte, wußte er Bescheid. Da gab es für sie kein Halten mehr. Sie rannte die Treppe hinunter, so schnell sie konnte. Als sie im dritten Stock war, hörte sie, wie oben ihr Türschloß ging. Sie rannte weiter nach unten, wagte nicht mehr den Abstecher zu Martha Fine. Am Ende war sie gar nicht zu Hause. Oder sie machte die Tür nicht auf. Zu viele Unsicherheitsfaktoren. Susan wußte nur eins: Sie durfte sich von diesem Kerl nicht fassen lassen. Das ganze Wohnheim schien fest zu schlafen, obwohl es erst kurz nach eins war.
    Susan hörte ihre Tür oben auffliegen und gegen die Wand krachen. Dann vernahm sie Schritte – jemand war zum Geländer gerannt. Sie wagte nicht, nach oben zu sehen. Jetzt hatte sie sich entschlossen: Sie mußte das Gebäude verlassen. In dem unübersichtlichen Komplex der Medizinischen Fakultät konnte sie jeden Verfolger leicht abschütteln. Sie wußte, sie war ziemlich schnell, und außerdem kannte sie jeden Zentimeter des Geländes. Sie war im Erdgeschoß angekommen, als sie hörte, wie ihr Verfolger die Treppe in

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