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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aufnehmen. Sie mußte ihn entweder abschütteln oder sich so gut verstecken, daß er aufgeben und verschwinden würde. Der Tunnel zum Verwaltungsbau? Aber sie war nicht hundertprozentig sicher, ob die Tür nicht womöglich abgeschlossen war. Die Erfahrung hatte sie schon mehrfach machen müssen, wenn sie auf diesem Wege abends von der Bibliothek nach Hause kommen wollte.
    Unten ging die Hörsaaltür auf. Susan erstarrte. Die Schattengestalt eines Mannes kam herein. Sie konnte ihn nur mit Mühe sehen. Aber sie selbst, fiel ihr sofort ein, trug die leuchtend weiße Schwesterntracht. Langsam kauerte sie sich hinter eine Sitzreihe, ging so gut wie möglich in Deckung, aber die Lehnen der Sitze vor ihr reichten nur etwa dreißig Zentimeter über die Stufe, auf der sie sich befand. Der Mann unten blieb ganz still stehen. Susan wußte, er spähte in den dunklen Raum, nach oben. Sie legte sich der Länge nach auf den Boden. Durch den Spalt zwischen zwei Rückenlehnen konnte sie ihn sehen. Der Mann ging zum Podium, schien irgend etwas zu suchen. Natürlich, die Lampen! Susan merkte, wie Panik sie überrollte. Vor ihr, etwa sieben Meter entfernt, führte eine Tür ins zweite Geschoß des Vorlesungsbaus. Susan konnte nur beten, daß sie nicht abgeschlossen war. Sonst mußte sie ganz ans andere Ende des Amphitheaters, zur nächsten Tür. Dazu würde sie ebensolange brauchen wie D’Ambrosio von unten bis zu ihr herauf. Nein, wenn die Tür vor ihr nicht aufging, war sie verloren.
    Susan hörte einen Schalter klicken, und die Lampe über dem Podium leuchtete auf. D’Ambrosios gräßliches Pockengesicht war plötzlich von unten in Licht getaucht. Die Augenhöhlen sahen aus wie Löcher in der Maske eines Teufelsanbeters, und seine Gestalt warf gespenstische Schatten. Die Hände tasteten sich am Pult entlang, und das Geräusch eines zweiten Schalters drang in Susans Ohr. Von der dunklen Decke kam plötzlich ein starker Lichtstrahl und tauchte das Podium in gleißende Helligkeit. Jetzt konnte Susan ihren Peiniger in aller Deutlichkeit sehen.
    So schnell es ging, kroch sie auf die Tür zu. Wieder klickte ein Schalter, und an der Wandtafel hinter D’Ambrosio flackerten Leuchtröhren auf. Und jetzt bemerkte der Mann die Deckenbeleuchtung neben der Tafel. Als er darauf zuging, sprang Susan auf und rannte in Richtung Tür. In dem Augenblick, als sie die Klinke herunterdrückte, flammten überall an der Hörsaaldecke die Lampen auf. Die Tür war abgeschlossen!
    Susan starrte nach unten auf die Plattform. D’Ambrosio hatte sie entdeckt. Vorfreude malte sich auf seinem Gesicht, kräuselte seine schmalen, vernarbten Lippen. Dann rannte er auf die Stufen zu, nahm immer zwei, drei auf einmal.
    Verzweifelt rüttelte Susan an der Tür. Dann merkte sie, daß nur der Riegel vorgeschoben war. Sie riß ihn zurück, und die Tür ging auf. Susan warf sich hindurch und schlug die Tür wieder zu. Von drinnen hörte sie D’Ambrosios keuchenden Atem, als er sich der obersten Reihe näherte.
    Unmittelbar gegenüber der Tür zum Amphitheater, oben im zweiten Stock, hing an der Wand ein CO 2 -Feuerlöscher. Susan riß die rote Flasche vom Haken und drehte sie um. Das metallene Klicken von D’Ambrosios Absätzen kam immer näher. Susan machte kehrt und brachte ihre neue Waffe in Stellung, gerade als sich die Klinke bewegte und die Tür zum Hörsaal aufging.
    D’Ambrosio erschien, und im selben Moment betätigte Susan den Auslösehebel. Das sich explosionsartig ausdehnende Gas verursachte ein schrilles Pfeifen, das mit seinem Echo durch die nachtleeren Gänge stob. Mit scharfem Sprühstrahl traf das Trockeneis D’Ambrosio voll ins Gesicht. Er taumelte zurück, stolperte über die oberen Sitzlehnen; der schwere Körper hielt sich einen Moment in der Schwebe, dann krachte er seitlich in die zweite und dritte Stuhlreihe. Eine Lehne bohrte sich ihm in die Brust und brach eine Rippe. Mit den Armen versuchte er sich abzufangen, rollte rückwärts und flog der Länge nach in die vierte Sitzreihe, wo er wie betäubt liegenblieb.
    Die Wirkung ihrer Attacke überraschte Susan. Sie trat wieder einen Schritt in das Amphitheater und verfolgte D’Ambrosios Salto. In dem Glauben, der Mann müsse bewußtlos sein, blieb sie stehen. Doch D’Ambrosio zog die Beine an und richtete sich halb auf. Er blickte zu Susan hinauf, und zu ihrem Entsetzen verzerrte ein Grinsen sein Gesicht. D’Ambrosio feixte, obwohl ihn die gebrochene Rippe sehr schmerzte.
    »Mir sind die Weiber

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