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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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für Besucher. Wieder begann die Kamera den großen Schwenk.
    Plötzlich setzte sich der Wächter kerzengerade auf. Er starrte auf Schirm 15, griff nach dem Schalter für die Handsteuerung und brachte wieder die Hauptstation ins Bild. Abermals fuhr dort die Videokamera den großen Saal ab.
    »Die Besucherin ist nicht mehr in der Hauptstation!« rief er schließlich.
    Michelle drehte sich vom Computerschirm um und warf einen Blick auf Monitor 15. »Wirklich nicht? Dann sieh in der Besucherstation nach und im Korridor. Vielleicht hatte sie die Nase voll. Die Hauptstation jagt den meisten Neulingen einen ganz schönen Schock ein.«
    Sie drehte sich um und sah durch das falsche Spiegelglas in das Wartezimmer, aber auch dort war Susan nicht.
    Wieder blinkte der Computerschirm: Muster 323 B4. Ex 26 Feb 0310. Ursache: Herzstillstand. STOP.
    »Also, wenn sie wegen Berman hergekommen ist, dann ist sie zu spät dran.« Die Stimme der Schwester war ohne jedes Mitgefühl.
    »In der Besuchsstation ist sie auch nicht«, stellte der Wächter fest und betätigte eine Reihe von Schaltern. »Und nicht im Flur! Das gibt’s doch gar nicht!«
    Michelle stand auf. Ihre Augen blieben an Schirm 15 haften, bis sie an der Tür war. »Nur die Ruhe. Ich find’ sie schon.« Sie wandte sich an die Schwester am Computer. »Vielleicht versuchst du noch mal, den Direktor anzurufen. Ich glaube, wir sollten das Mädchen schleunigst aus dem Verkehr ziehen.«

 
Donnerstag
26. Februar
17 Uhr 20
     
    Sobald Michelle sie in der Hauptstation mit den von der Decke baumelnden Patienten allein gelassen hatte, holte Susan die Fotokopien der Geschoßpläne hervor, die zusammengefaltet in ihrem Notizbuch gelegen hatten. Sie orientierte sich vom Haupteingang aus, vollzog ihre Route zum Patientensaal nach und prüfte dann die Möglichkeiten, in das Obergeschoß zu gelangen. Soviel sie erkennen konnte, gab es zwei Wege: die Treppe von LH oder der Fahrstuhl von Comp.-Zent. Susan sah auf die Aufschlüsselung der Abkürzungen in der Ecke des Plans. LH hieß Leichenhalle, Comp.-Zent. war die Computerzentrale. Schnell entschied sie, daß die Treppe sicherer wäre als der Lift; denn möglicherweise befand sich Personal im Computerraum.
    Sie ging dorthin, wo sie die normal aussehende Tür entdeckt hatte, und drehte den Knauf. Die Tür ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen, und Susan stand in einem Flur. Er kam ihr seltsam dunkel vor, bis sie sich an ihre Schutzbrille erinnerte. Sie nahm sie ab und steckte sie in die Tasche ihrer Schwesterntracht. Der Flur glich den anderen, die sie bereits gesehen hatte: blendend weiß mit Fußbodenbeleuchtung. An beiden Enden waren Spiegelwände, die den Eindruck erweckten, als setze der Gang sich ins Unendliche fort.
    Nichts war zu hören, niemand in Sicht. Susan sah auf den Grundriß: Leichenhalle und Treppe mußten rechts am Flur liegen. Sie schloß die Tür zur Station hinter sich und machte sich schnell auf den Weg. Die Tür am Ende des Flurs war nicht gekennzeichnet, aber auch sie war mit einem gewöhnlichen Knauf ausgestattet. Vorsichtig probierte sie die Drehklinke; die Tür war nicht abgeschlossen.
    So leise wie möglich schob sie die Tür einen Spalt auf. Zuerst sah sie die gegenüberliegende Kachelwand. Dann fiel ihr Blick auf das Oberteil eines stählernen Seziertisches. Auf der Platte lag eine nackte Leiche. Susan hörte Stimmen, ein Lachen, dann das Klappern von Waagschalen an ihren Ketten.
    »Soviel also für die Lungen«, stellte eine Stimme fest. »Womit sollen wir denn das Herzgewicht angeben?«
    »Diesmal kannst du dir was einfallen lassen.« Der andere Mann lachte.
    Susan schob die Tür ein wenig weiter auf und sah den Kopf der Leiche. Ihre Knie wurden weich; sie spürte Übelkeit aufsteigen. Es war Berman.
    Geräuschlos zog sie die Tür wieder zu, dann holte sie tief Luft. Das Gefühl der Übelkeit verging. Susan wußte, sie hatte sehr wenig Zeit. Also zum Fahrstuhl.
    Ohne daß sie es ahnte, war ihr Aufenthalt im Türeingang perfekt abgepaßt gewesen. Die Videokamera hinter dem Trickspiegel hatte gerade den 5-Sekunden-Schwenk über den Flur beendet, als Susan wieder heraustrat. Zehn Sekunden später war der nächste Schwenk fällig.
    Sie eilte zurück in Richtung Stationssaal und kam an die Tür zur Computerzentrale. Zögernd drückte sie auf die Klinke und fand auch hier keinerlei Widerstand. Sie öffnete die Tür wiederum einen Spalt und sah hinein. Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung schien der Raum

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