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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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für eine ständige Umwälzung der Flüssigkeit in den Plexiglasbehältern sorgten. Im ersten schwamm ein menschliches Herz. Susan sah es vibrieren, aber es schlug nicht. Im zweiten Behälter schwamm eine menschliche Niere.
    Susan spürte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Plötzlich gab der verwirrende Alptraum einen Sinn – deutlicher, als ihr lieb war. Das Jefferson-Institut war ein Umschlagplatz für den Schwarzhandel mit menschlichen Organen!
    Doch Susan hatte wenig Zeit, ihre Gedanken zu sammeln. Ein Mann ging an der Spüle vorbei, seine Hosenbeine streiften die einen Spalt offenstehende Schranktür. Er schloß die Tür zum Flur auf, ging dann zum Tisch. Mit sichtlicher Anstrengung nahm er den Behälter mit dem Herzen hoch und trug ihn hinaus. Das Licht ließ er brennen, die Tür blieb angelehnt.
    In Susans Hirn jagten sich die Bilder: das T-Ventil an der Sauerstoffleitung, D’Ambrosios teuflisches Grinsen, Nancy Greenly, das zuckende Herz im Aquarium. Ihr fiel die Unterhaltung wieder ein, die sie in der Leichenhalle belauscht hatte, und ihr ging auf: Das mußte Bermans Herz gewesen sein. Sie hatte das Gefühl, keinen Moment länger in ihrem Verlies bleiben zu können. Nach tagelanger Ungewißheit hatte sie Klarheit gewonnen, doch diese Klarheit erschien ihr unerträglich. Sie mußte fort, auf der Stelle fort, aber zum erstenmal wurde ihr bewußt, wie schwierig das sein würde. Sie befand sich nicht in einem normalen Krankenhaus, und wenigstens ein paar der Leute, die hier etwas zu sagen hatten, waren Kriminelle. Sie mußte ausbrechen und jemanden erreichen, der begreifen würde, was hier vorging. Und der wußte, welche Schritte einzuleiten waren. Stark. Sie mußte zu Stark. Er konnte diese Ungeheuerlichkeit richtig einschätzen und war einflußreich genug, etwas dagegen zu unternehmen.
    Sehr vorsichtig schob Susan mit der linken Hand die Schranktür auf. Sie lauschte, hörte aber nur die Pumpe, die an den Tank mit der Niere angeschlossen war. Mit großer Mühe befreite sie ihr rechtes Bein. Im selben Moment hörte sie vom Flur wieder Schritte. Ihr blieben nur Sekunden, um Bein und Arm wieder zurückzuziehen. Das Abflußrohr der Spüle grub sich ihr schmerzhaft in den Rücken.
    Der Mann schien es diesmal eilig zu haben, und als er zwischen Spüle und Tisch war, stieß er mit dem Fuß die angelehnte Schranktür zu. Es dröhnte Susan in den Ohren. Dann hörte sie den Mann mit dem zweiten Behälter hantieren. Offenbar trug er ihn ebenfalls hinaus. Seine Schritte entfernten sich und verklangen auf dem Korridor.
    Erst nach zwei oder drei Minuten wagte Susan es wieder, die Schranktür aufzustoßen. Sie lauschte ins Dunkel: keine Schritte, nur gedämpftes Lachen von nebenan aus dem OP. Susan befreite ihren verkrampften Körper aus dem engen Schrankloch unter der Spüle. Eine Spraydose fiel dröhnend auf den Fußboden. Susan erstarrte. Aber nichts geschah. Sie rannte zur Tür, die in den zweiten OP führte.
    Dort mußte sie wieder anhalten, um sich an die noch tiefere Dunkelheit zu gewöhnen. Ganz schwach sah sie über sich die Umrisse der Operationslampen. Vorsichtig trat Susan an die Wand zum Flur, tastete sich zur Tür vor. Als sie den Knauf gefunden hatte, machte sie die Tür einen Spalt auf und spähte hinaus. In diesem Augenblick zerriß das Kreischen einer Alarmklingel die Stille. Alle Lichter flammten auf. Voller Panik ließ Susan den Knauf los und warf sich in Erwartung eines Angreifers mit dem Rücken gegen die Wand.
    Der Raum war leer.
    Neben einem kleinen Lautsprecher blinkte ein rotes Licht. Dann knackte es im Lautsprecher, und eine unpersönliche Stimme sagte: »Im Gebäude befindet sich eine unbefugte Person weiblichen Geschlechts. Sie ist unter allen Umständen sofort aufzuhalten. Ich wiederhole … Im Gebäude befindet sich eine unbefugte Person weiblichen Geschlechts … sofort aufzuhalten.« Der Lautsprecher verstummte, und Susan seufzte erleichtert auf. Sie verließ den OP und spähte um die Halbwand der Waschecke. Niemand war im Korridor zu sehen.
     
    Mit schnellen Schritten eilten zwei weißuniformierte Wächter durch die Hauptstation. Sie verschwendeten keinen Blick an die über hundert von der Decke hängenden Menschenwesen. Jeder hatte eine Pistole in der Hand. Der Größere von beiden horchte in sein Sony-Funkgerät, steckte den Apparat dann an den Gürtel. »Ich soll im Computerzentrum den Fahrstuhl nach oben nehmen. Und du sollst durch die Leichenkammer, die Treppe runter zum

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