Koma
Maschinenraum.«
Die beiden gelangten auf den Flur hinter der Station.
»Und denk dran, wir haben klare Anweisungen. Wenn du sie findest, und sie geht freiwillig mit – okay. Wenn sie Ärger macht, legst du sie um. Aber schieß sie in den Kopf. Vielleicht können die ihre Nieren oder das Herz brauchen.«
Die beiden Männer trennten sich. Der Größere ging in den Computerraum. Nachdem er ihn methodisch abgesucht hatte, drückte er auf den Knopf für den Lift.
Susan rannte durch den Operationsvorraum, vorbei am ersten OP. Als sie die Tür zum Umkleidezimmer aufmachte, hörte sie von drinnen Stimmen. Ohne Zögern änderte sie ihren Plan und hetzte zu einer Tür, die ihrer Meinung nach auf den Hauptflur führen mußte. Im Vorbeirennen sah sie auf dem verlassenen Pult eine große spitze Schere liegen. Sie riß sie an sich und hatte nun wenigstens einen Gegenstand, der entfernt einer Waffe glich. Dann wagte sie sich durch die Tür.
Zur ihrer grenzenlosen Erleichterung war der Flur noch menschenleer. Sie konnte die ganze Länge überblicken, bis zur geschlossenen Fahrstuhltür am anderen Ende. Sie holte tief Luft und spurtete los.
Sie hatte etwa die Hälfte der fünfzig Meter hinter sich, als der Lift ankam. Susan bremste scharf ab. Die Fahrstuhltür vibrierte und ging auf. Der Wächter kam heraus. Susan erstarrte. Sie waren beide gleichermaßen erschrocken, als sie einander plötzlich gegenüberstanden.
Der Wächter fing sich zuerst. »Okay, Lady, wir würden uns gern unten mit Ihnen unterhalten.« Die Stimme hörte sich nicht einmal drohend an. Langsam ging der Mann auf Susan zu. Die Waffe hielt er hinter dem Rücken.
Nach ein paar unsicheren Schritten rückwärts drehte Susan sich um und rannte wieder in Richtung Operationsflügel. Der Wächter stürmte hinter ihr her. Voller Verzweiflung rüttelte Susan an mehreren Türen. Die erste war abgeschlossen, die zweite ebenfalls. Auch bei der dritten hatte sie kein Glück. Dann die vierte: Die Klinke bewegte sich; die Tür ging auf.
Susan warf sich über die Schwelle und versuchte, die Tür zuzuschlagen. Doch der Wächter war schon herangekommen. Mit der linken Hand klammerte er sich an die Türkante, während er den rechten Fuß zwischen Schwelle und Tür schob. Ein ungleicher Kampf begann. Susan spannte jeden Muskel an. Doch der Wächter wog über zwei Zentner. Gewicht und Muskeln trugen den Sieg davon. Langsam drückte der Mann die Tür auf, Zentimeter für Zentimeter.
Mit der Schulter und der linken Hand stemmte sich Susan von innen weiter gegen die Tür. Mit der Rechten packte sie die Schere wie einen Dolch. Im nächsten Augenblick rammte sie das spitze Instrument dem Mann in die Hand.
Die Spitze bohrte sich zwischen die Knöchel des zweiten und dritten Fingers. Der Stoß war so stark, daß die Klingen zwischen den Mittelhandknochen hindurchdrangen und weit aus dem Handrücken herausragten. Der Wächter schrie vor Schmerz laut auf und ließ die Tür los. Rückwärts stolperte er in den Korridor; die Schere steckte noch in seiner Hand. Mit angehaltenem Atem und knirschenden Zähnen zog er sie aus dem Fleisch. Eine Arterie war getroffen; Blut spritzte auf den Boden und bildete ein rotes Muster auf dem leuchtenden Kunststoffbelag.
Susan knallte die Tür zu und verriegelte sie mit einer Drehung des Knaufs. Dann wirbelte sie herum, nahm die Umgebung wahr. Sie befand sich in einem kleinen Labor mit einer Arbeitsbank in der Mitte. Links standen zwei Schreibtische, an der Wand sah sie mehrere Aktenschränke. An der Stirnseite des Raumes war ein Fenster.
Nach kurzer Zeit hatte sich der Wächter draußen so weit gefaßt, daß er ein Taschentuch um die Linke wickeln und den Blutstrom stoppen konnte. Er führte es zwischen Zeige- und Mittelfinger hindurch und machte am Handgelenk einen Knoten. Außer sich vor Wut wühlte er in seinen Nachschlüsseln. Der erste drehte sich nicht im Schloß, der zweite paßte gar nicht erst hinein, der dritte blieb stecken. Erst mit dem vierten hatte er Glück. Die Verriegelung schnappte auf, die Tür bewegte sich. Mit einem Fußtritt schlug er sie gegen die Wand, daß der Knauf sich tief in den Gips bohrte. Mit der Pistole im Anschlag stürmte der Wächter in das Labor, drehte sich einmal um die eigene Achse. Susan war verschwunden. Das Fenster stand offen; die kalte Februarluft strömte in den überklimatisierten Raum. Der Wächter rannte zum Fenster, lehnte sich weit genug hinaus, um den Sims überblicken zu können. Dann
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