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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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drehte er sich um und nahm das Walkie-talkie vom Gürtel.
    »Okay, hab’ das Weibsstück gefunden, Obergeschoß, Gewebelabor. Das ist vielleicht eine! Hat mir ’ne Schere durch die Hand gerammt. Bin aber okay. Die ist durchs Fenster auf den Sims draußen … Nein, kann sie nicht sehen. Der Sims geht hier gleich um die Ecke … Nein, die springt bestimmt nicht. Habt ihr die Hunde losgelassen? … Gut. Hab’ nur Angst, daß sie Aufsehen erregt, wenn sie nach vorn kommt … Okay … werd’ den Sims auf der anderen Seite kontrollieren. Ende.«
    Der Wächter steckte das Sprechfunkgerät wieder an den Gürtel, schloß das Fenster und verriegelte es. Dann stürzte er aus dem Labor. Die verletzte Hand hielt er fest umklammert.

 
Donnerstag
26. Februar
17 Uhr 47
     
    Susan merkte, wie ihr die schwere Kunststoff-Deckenplatte langsam entglitt. Sie biß die Zähne zusammen. Ihre Hände waren schon ganz taub. Sie konnte die Platte nur mit den Fingerspitzen gegen die Halterung auf der anderen Seite drücken. Die Platte war zwei Meter lang und ebenso breit. Unten hörte sie den Wächter in sein Funkgerät sprechen. Wenn die Platte ihren Fingern entglitt und in den Rahmen zurückfiel, solange er dort stand, war sie verloren. Susan schloß die Augen, versuchte, die tauben Finger und schmerzenden Unterarme zu ignorieren. Die Platte rutschte. Gleich würde sie fallen. Der Wächter stellte den Apparat ab. Dann wurde das Fenster geschlossen. Mit letzter Kraft behielt Susan die Platte im Griff. Sie hörte nicht, wie der Wächter aus dem Labor ging. Mit einem dumpfen Knall, der die Halterung der Hängedecke erschütterte, fiel die Platte in ihren Rahmen zurück. Während das Blut schmerzhaft in ihre Fingerspitzen strömte, lauschte Susan angestrengt. Von unten kam kein Laut. Sie atmete tief durch.
    Sie kauerte in dem Zwischenraum zwischen der Kunststoff-Hängedecke über dem Labor und der Betondecke. Ihr fiel ein, daß sie vor ihrer Expedition über den OPs im Memorial von der Existenz solcher Hohldecken überhaupt nichts gewußt hatte. Jetzt hatte ihr dieses Wissen wahrscheinlich das Leben gerettet. Sie dankte den Sternen für die Aktenschränke an der Wand, die es ihr möglich gemacht hatten, die Deckenplatte anzuheben und durch das Loch zu klettern.
    Durch die Ritzen zwischen den Platten drang nur spärliches Licht. Susan holte die Geschoßpläne hervor und versuchte, sich zu orientieren. Doch auch nach einer längeren Gewöhnungspause konnte sie nichts erkennen. Als sie sich umsah, bemerkte sie einen größeren Lichtkegel, der in etwa sieben Meter Entfernung aus einem Loch in der Decke kam. Mit Hilfe der Senkrechtträger über der Wand zwischen dem Labor und dem benachbarten Raum gelangte sie zu der helleren Stelle. Sie kauerte sich so hin, daß sie die Pläne studieren konnte. Vor allem war sie auf der Suche nach einem Hauptleitungsschacht, wie sie ihn im Memorial gesehen hatte. Wenn er nur groß genug war, konnte er ihr womöglich als Fluchtweg dienen. Sie entdeckte eine quadratische Eintragung direkt neben dem Fahrstuhlschacht. Das mußte er sein, entschied sie.
    Vorsichtig schob sie sich an den Stützen entlang, bis sie auf die feste Flurdecke gelangte. Sie bestand aus Beton, wahrscheinlich, um den Schienenkarren genügend Halt zu geben. Hier war das Vorankommen wesentlich einfacher. Susan bewegte sich in Richtung auf den Fahrstuhlschacht.
    Doch je näher sie ihm kam, desto beschwerlicher wurde der Weg. Die Dunkelheit nahm ständig zu, und außerdem begleiteten sie immer mehr Leitungen, Rohre und Kabel, die alle dasselbe Ziel zu haben schienen. Jetzt war sie vor allem auf ihren Tastsinn angewiesen, setzte behutsam einen Fuß vor den anderen. Mehrfach kam sie in schmerzhafte Berührung mit Heißdampfleitungen, und der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase.
    In völliger Finsternis erreichte sie schließlich den Fahrstuhlschacht und fühlte, wie der Beton im rechten Winkel abfiel. Sie kroch an der Kante entlang, tastete mit einer Hand eine Rohrleitung ab und merkte, daß der runde Stahl plötzlich einen Knick nach unten machte, ebenso wie alle anderen Leitungen. Susan beugte sich vor und sah tief unten einen schwachen Lichtschein.
    Mit den Händen maß sie den Durchmesser des Leitungsschachts: ein Quadrat von ca. 1,30 Meter Seitenlänge. Die Wand zum Fahrstuhlschacht bestand aus Beton. Als Kletterstange suchte sich Susan ein Rohr von ungefähr fünf Zentimeter Dicke aus. Sie packte es fest und ließ sich langsam

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