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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihr Leben retten. Immer noch auf dem Rücken liegend, studierte sie wieder den Grundriß. Offenbar gab es zwei Ausgänge. Der eine, durch den Vorratsraum, mußte ganz in ihrer Nähe sein. Der andere befand sich auf der entfernten Gebäudeseite, am Ende eines Raumes, der mit Vs. gekennzeichnet war. Susan sah in den Erläuterungen nach. Vs. hieß Versand.
    Sie dachte daran, wie der Mann das Herz und die Niere aus der Gerätekammer zwischen den OPs weggetragen hatte, und entschied sich für den längeren Weg. Womöglich wurde soeben der Transport der Organe vorbereitet. Susan wußte: Transplantationsorgane mußten so schnell wie möglich ihrer Verwendung zugeführt werden.
    Nachdem sie die Pläne eingesteckt hatte, zwang sich Susan auf die Beine. Ihre Schwesterntracht war jetzt stark verschmutzt und an mehreren Stellen eingerissen. Auf dem Weg zu der Stelle, wo sie den Versandraum vermutete, orientierte sie sich an der festen Betondecke über dem Kellerflur. Zur Abwechslung kam sie relativ leicht voran, schon deshalb, weil große Teile des Kellers keine Zwischendecke hatten und genügend Licht nach oben dringen konnte. So hatte sie keine Mühe, den Rohren und Leitungen auszuweichen.
    Als sie an der äußersten Ecke des Gebäudes angelangt war, entnahm sie einem weiteren Blick auf den Plan, daß sie ihr Ziel erreicht haben mußte. Sie legte sich auf den Bauch und hob, so behutsam sie konnte, eine Deckenplatte an, bis sie durch den Spalt sehen konnte. Im Versandraum befand sich ein Mann!
    Susan wagte nicht, die Platte wieder fallen zu lassen. Das Geräusch hätte sie verraten. Sie starrte in den Versandraum hinunter. Der Mann saß über ein Pult gebeugt und füllte ein Formular aus. Er trug einen Lederanzug, dessen Reißverschluß oben offen war. Auf dem Boden standen zwei Kästen aus Isolierpappe. Grelle Aufschriften stachen ins Auge: »Menschliche Transplantationsorgane – Diese Seite: oben – Nicht stürzen! – Zerbrechlich – Eilsendung.«
    Eine Tür, die Susan von oben nicht sehen konnte, ging auf. Ein zweiter Mann erschien: einer der Wächter.
    »Nun mach schon, Mac! Lad die Dinger ein und zieh Leine. Wir haben hier zu tun.«
    »Ich verlade nichts ohne ordnungsgemäß ausgefüllte Papiere«, lautete die Antwort.
    Der Wächter verließ den Raum durch eine Schwingtür in der gegenüberliegenden Wand. Susan konnte ganz kurz das Terrain dahinter sehen: offenbar eine Garage.
    Mit pedantischer Langsamkeit füllte der Fahrer das Formular aus, dann legte er den Durchschlag in einen Korb auf dem Pult. Das Original steckte er in die Tasche. Er lud die Kartons auf einen niedrigen Transportwagen, mit dem er rückwärts durch die Schwingtür verschwand.
    Susan ließ die Deckenplatte zurückfallen. Sie hörte, wie eine Lastwagentür zugeschlagen und verriegelt wurde, und lief zur Wand am Ende der Korridordecke.
    Dort war es dunkler. Als Susan die Wand vor sich abtastete, spürte sie statt des erwarteten Betons wieder Isolierplatten, diesmal senkrecht aufragend. Von jenseits hörte sie, daß ein Motor gestartet wurde. Sie zog an einer Platte, aber die wurde von mehreren Metallflanschen fest an ihrem Platz gehalten. Der Lastwagenmotor hustete zweimal auf und verstummte.
    Verzweifelt zog Susan an einem Flansch, bog ihn nach vorn, dann den nächsten und übernächsten. Der Motor hustete abermals, ratterte los, brüllte auf und fing sich in einem stetigen Brummen. Susan hörte das typische Poltern einer sich automatisch öffnenden Garagentür. Sie zog wieder mit aller Kraft an der Platte, aber die rührte sich nicht. Noch einmal bog sie an den Flanschen, packte dann wieder die Platte. Sie löste sich plötzlich, und zwar so vollständig, daß Susan hintenüberkippte. Sie rappelte sich schnell wieder auf und blickte durch das Loch in der Wand – in eine große Tiefgarage. Direkt unter ihr stand ein mittelgroßer Lastwagen mit puckerndem Auspuff. An der Ausfahrt sah sie einen Wächter, die Hand am Öffnungsschalter. Die schwere Garagentür bewegte sich nach oben.
    Susan überlegte nicht lange. Sie sprang. Mit Händen und Füßen zugleich landete sie auf dem Verdeck des Transporters. Das Geräusch des Aufpralls wurde vom Motorenlärm geschluckt. Susan hatte sich kaum auf dem Dach ausgestreckt, als das Lastauto auch schon anfuhr. Hilflos fühlte Susan, wie sie rückwärts rutschte. Sie suchte einen Halt, irgend etwas, eine Schraube, eine Erhebung, aber auf dem glatten Metall tasteten ihre Hände vergebens. Sie kam heil durch die

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