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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hielt Susan ein paar Geldstücke hin. Auch sein Blick spiegelte ungläubiges Erschrecken. Er ließ die Münzen in Susans Hand fallen, als hätte er Angst, sie zu berühren.
    Susan nahm das Geld. Es war mehr, als sie benötigte. »Soviel ich weiß, haben die da hinten in der Kneipe ein Telefon«, sagte der Mann. »Ist irgendwas los mit Ihnen?«
    »Ich bin okay, wenn ich nur an ein Telefon komme«, erwiderte Susan. »Haben Sie vielen Dank.«
    Ihre klammen Finger hatten Mühe, das Geld zu halten. Die Hände waren so taub geworden, daß sie die Münzen nicht einmal spürte. Geduckt rannte sie über die Cambridge Street auf die Kneipe zu.
    Als sie eintrat, schlug ihr dampfende, ölige Hitze entgegen. Sie fühlte grenzenlose Erleichterung. Ein paar Leute hoben die Köpfe, blickten aber gleich wieder fort, eingedenk der Devise: nur in nichts reinziehen lassen.
    Nicht zum erstenmal in den letzten Tagen fühlte Susan plötzlich eine irrationale Angst. Sie blickte von Gesicht zu Gesicht, immer gewärtig, dem Feind ins Auge zu sehen. Trotz der hier herrschenden Wärme zitterte sie jetzt noch mehr. Eilig strebte sie zum Münztelefon neben den Toiletten.
    Ihre steifgefrorenen Hände wollten ihr nicht gehorchen, und die meisten Geldstücke fielen auf den Boden, doch niemand machte Anstalten, ihr beim Aufheben zu helfen. Der Barmann mit den fettverschmierten, tätowierten Armen sah ihr ausdruckslos zu.
    Schließlich meldete sich die Zentrale des Memorial.
    »Hier ist Dr. Wheeler«, rief Susan in den Apparat. »Und ich muß dringend mit Dr. Stark sprechen. Es handelt sich um einen Notfall. Haben Sie seine Nummer?«
    »Tut mir leid, aber wir dürfen die Privatnummern der Ärzte nicht angeben«, erwiderte die Stimme.
    »Aber es geht wirklich um einen Notfall.« Susan suchte mit den Augen das Lokal ab, immer in der Erwartung, daß der unbekannte Feind die Maske fallen ließ.
    »Tut mir außerordentlich leid, aber wir haben strenge Anweisung. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben wollen, werde ich dem Doktor ausrichten, daß er zurückrufen soll.«
    Susans Augen suchten verzweifelt die Nummer an der Wählscheibe.
    »523-8787.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Susan legte auf. Ein heißer Tee würde ihr jetzt guttun. Sie suchte auf dem Fußboden nach den verlorenen Münzen. Sie wußte, daß ein Vierteldollar dabeigewesen war.
    Am anderen Ende des Lokals stand ein Gast auf. Schläfrig tapste er auf das Telefon zu. Er hatte die Hand schon nach dem Hörer ausgestreckt, als Susan auf ihn aufmerksam wurde.
    »Bitte nicht! Ich erwarte einen dringenden Anruf. Bitte benutzen Sie den Apparat in den nächsten paar Minuten nicht. Es dauert nicht lange.« Susan war aufgestanden und sah den Mann flehentlich an.
    »Tut mir leid, Schwester, muß telefonieren.« Der Mann nahm den Hörer ab und machte Anstalten, die Münze in den Schlitz zu stecken.
    Wohl zum erstenmal in ihrem Leben verlor Susan ihre Selbstbeherrschung.
    »Nein! Nein!« schrie sie mit aller Kraft. Die Köpfe im Lokal fuhren herum. Um ihrer Entschlossenheit Ausdruck zu verleihen, stieß Susan ihre gefalteten Hände von unten gegen den Arm des Mannes, schlug ihm Hörer nebst Münze aus der Hand und traf ihn noch einmal voll auf Stirn und Nasenrücken. Der Mann taumelte rückwärts in eine Nische, wo er bewegungslos vor Schreck sitzen blieb.
    Schnell legte Susan den Hörer wieder auf die Gabel und hielt ihn dort fest. Sie schloß die Augen, beschwor den Apparat, er solle klingeln, klingeln, klingeln! Er tat es. Es war Stark. Susan versuchte, sich zusammenzureißen, aber die Worte purzelten nur so aus ihr heraus.
    »Dr. Stark, hier ist Susan Wheeler. Ich habe die Antworten … alle Antworten, ich weiß jetzt Bescheid … Es ist unglaublich, einfach unglaublich!«
    »Beruhigen Sie sich, Susan. Was heißt das: Sie haben alle Antworten?«
    »Ich kenne das Motiv. Beides, die Methode und das Motiv.«
    »Susan, Sie sprechen wirklich in Rätseln.«
    »Die Koma-Patienten, verstehen Sie doch! Das sind keine Unglücksfälle, keine zufälligen Komplikationen. Das ist alles geplant. Als ich die Krankenblätter studierte, fiel mir auf, daß bei allen Opfern Gewebebestimmungen gemacht wurden.«
    Susan hielt inne. Sie mußte daran denken, wie Bellows sie davon zu überzeugen versucht hatte, daß an den Gewebebestimmungen nichts Besonderes war.
    »Ja? Und, Susan?«
    »Also, ich hab’ dem keine Bedeutung beigemessen. Aber jetzt tue ich’s um so mehr. Jetzt, nachdem ich das Jefferson-Institut kennengelernt

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