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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Literaturhinweise: »Acute Idiopathic Polyneuritis; a Report of Three Cases«, Australian Journal of Neurology, Band 13, September 1973, S. 98-101.
    »Prolonged Coma and Brain Death Following Ingestion of Sleeping Puls by Eighteen Year Old Female«, New England Journal of Neurology, Band 73, Juli 1974, S. 301-302.
    Mit verbindlichem Dank,
    Dr. Carol Harvey
     
    Nachdem Susan sich die ausführlichen Bemerkungen der Neurologin notiert hatte, mußte sie ihre Hand wieder ausruhen. Dann ging sie die Unterlagen weiter durch. Die Schwesterneintragungen ließ sie beiseite, aber die Laborergebnisse interessierten sie. Zunächst kamen Röntgenberichte, darunter die von Schädeldarstellungen, danach die chemischen und hämatologischen Befunde: alles im wesentlichen normal. Susan konzentrierte sich deshalb auf die Frage, ob die Werte aus der Zeit vor und nach der Operation voneinander abwichen. Dabei wurde sie nur einmal fündig: Nach dem Eingriff waren bei Nancy Greenly höhere Blutzuckerwerte festgestellt worden, so als hätte sie eine diabetische Tendenz entwickelt. Die EKG-Serien gaben so gut wie nichts her.
    Schließlich klappte Susan den Aktendeckel des Krankenblattes zu und lehnte sich zurück. Sie reckte sich, streckte die Hände zur Decke, atmete tief durch. Dann überflog sie noch einmal ihre Notizen, die acht Blätter füllten. Sie hatte den Eindruck, mit der Untersuchung nicht viel weiter gekommen zu sein, aber das hatte sie auch gar nicht erwartet. Vieles von dem, was sie aufgeschrieben hatte, blieb ihr unklar.
    Susan glaubte fest an wissenschaftliche Methodik und an die Macht der Bücher und des Wissens. Obwohl sie über keinerlei klinische Erfahrung verfügte, war sie ziemlich sicher, daß die Verbindung von Methodik mit erlerntem Wissen es ihr ermöglichen würde, die Aufgabe, die sie sich vorgenommen hatte, zu lösen, nämlich die Antwort auf die Frage zu finden: Warum war Nancy Greenly in Koma verfallen? Zunächst mußte sie so viele Untersuchungsergebnisse wie möglich zusammentragen. Dann galt es, diese Daten auch zu begreifen, und da konnte ihr nur die Fachliteratur helfen. Von der Analyse zur Synthese, das war die Zauberformel. Sicherlich steckten in dem Irrgarten Hinweise und Spuren, die schließlich zur Lösung führen würden. Aber um die Spuren lesen zu können, mußte sie noch viel lernen.
     
    Die Memorial-Bibliothek lag im zweiten Stock des Harding-Gebäudes. Nach einigem Herumirren fand Susan schließlich die Treppe zum Personalbüro, und dahinter lag die Bibliothek.
    Im vollen Wortlaut hieß sie: Nancy-Darling-Gedächtnis-Bibliothek, und als Susan eintrat, kam sie an einem kleinen Lichtbild aus der Frühzeit der Fotografie vorbei, das eine matronenhafte, in Schwarz gekleidete Frau zeigte. Auf einem Schildchen darunter stand: »In liebevoller Erinnerung an Nancy Darling«. Der Name mit seinen romantischen Assoziationen paßte kaum zu der etwas grimmigen Gestalt auf dem Bild, dachte Susan.
    Sie hatte den Eindruck, als strömten die Bücher eine fast körperliche Wärme aus, und sie fühlte sich in der Bibliothek sofort zu Hause. Der Kontrast zur Intensivstation, ja zum gesamten Krankenhausbetrieb hätte nicht größer sein können. Sie legte ihr Notizbuch auf einen Tisch und sah sich um. An drei Seiten des hohen Saals lief eine Galerie entlang, die ebenfalls mit Regalen ausgestattet war. In der Mitte des Raums standen große Eichentische. An einer der beiden Schmalseiten reichte ein gigantisches Fenster bis zur Decke und lenkte Susans Blick auf einen kleinen Innenhof mit einer dürftigen Grasnarbe, einem einzelnen, unbelaubten Baum und einem Tennisplatz, auf dem das Netz im Winterschlaf müde herabhing.
    Die Bücherregale zu beiden Seiten der Tische standen im rechten Winkel zur Längsachse des Raumes. Eine gußeiserne Wendeltreppe führte auf die Galerie. Oben waren die Regale rechter Hand mit Büchern gefüllt, links stapelten sich gebundene Zeitschriften. An der Wand gegenüber dem Fenster befanden sich die Kataloge.
    Susan informierte sich über die Anästhesie-Literatur und sah sich Titel für Titel an. Ihre Kenntnisse über Anästhesie waren praktisch gleich Null, und sie brauchte vor allem eine gute Einführung. Ganz besonders interessierte sie die Fachliteratur über Narkose-Komplikationen. Sie suchte sich zunächst fünf Werke heraus, von denen ihr der Titel »Anästhesie-Komplikationen: Erkennung und Behandlung« am vielversprechendsten erschien.
    Als sie die Bücher zum Tisch trug, wurde

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