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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dachte Bellows, ging mit Susan doch nicht alles so glatt. Am Ende würde sie gar nicht mit ihm ausgehen wollen. Vielleicht war sie schon in festen Händen. Leise verfluchte er die gesamte Weiblichkeit. Am besten hielt er sich da raus. Aber schließlich wäre es doch gelacht, wenn er die Konkurrenz nicht ausstechen könnte! Ihm stand ein Bild vor Augen: Susans Hinterteil, das sich unter dem weißen Kittel wölbte. Er beschloß, sie ein drittes Mal ausrufen zu lassen.
     
    Gerald Kelley war so irisch, wie ein Ire nur sein konnte, sofern er in Boston lebte statt in Dublin. Das Haar war rötlich blond und krauste sich in dichten Locken über seinem Schädel, obwohl er schon vierundfünfzig Jahre alt war. Sein Gesicht war so rot, daß es wie geschminkt aussah. Doch Kelleys im wahrsten Sinn hervorstechendstes Merkmal war sein enormer Bauch. Drei Flaschen Dunkelbier pro Abend sorgten für Kontinuität.
    Seit er fünfzehn war, hatte Gerald Kelley im Memorial gearbeitet. Von Anfang an war er in der Wartungsabteilung beschäftigt gewesen, genauer gesagt, im Boilerraum, und jetzt war er dort der Chef. Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung und dank seiner technischen Begabung kannte er die elektrischen Anlagen, das hospitaleigene Kraftwerk und die Heizungsversorgung in- und auswendig, wußte im Schlaf, wo jeder Schalter, Hebel und jede Röhre lag. Im großen Komplex des Memorial gab es kaum ein mechanisches Detail, über das er nicht Bescheid wußte. Aus diesem Grund war er auch der Boß und verdiente 13.700 Dollar im Jahr, und die Krankenhausverwaltung wußte sehr wohl, daß er unersetzlich war.
    Gerald Kelley saß an seinem Pult im Keller mitten im Maschinenwald und sah die Arbeitsaufträge für den Tag durch. Er hatte acht Leute unter sich und verteilte die Arbeit je nach Befähigung. Die Maschinenzentrale allerdings war für ihn selbst reserviert. Bei den vor ihm liegenden Aufträgen handelte es sich ausnahmslos um Routinearbeiten. Das galt auch für den Abfluß im Schwesternzimmer im vierzehnten Stock. Der war regelmäßig einmal die Woche verstopft. Kelley sortierte die Arbeitszettel nach ihrer Dringlichkeit und trug ein, wen er mit den jeweiligen Verrichtungen betrauen wollte.
    Im Maschinenraum herrschte ein relativ hoher Geräuschpegel, vor allem für jemanden, der sich nicht ständig dort aufhielt. Kelleys Ohren jedoch nahmen jede Nuance wahr, jeder Piepser außer der Reihe fiel ihm auf. Deshalb drehte er sofort den Kopf, als aus der Richtung des Hauptschaltpults ein Ton zu hören war, als schlüge Metall auf Metall. Die wenigsten hätten es in der Kakophonie überhaupt registriert. Als der Klang sich nicht wiederholte und Kelley auch nichts Außergewöhnliches sah, widmete er sich wieder seiner Arbeit. Den damit verbundenen Papierkrieg liebte er am wenigsten. Den Abfluß im Vierzehnten hätte er lieber selbst repariert, anstatt ein Arbeitsformular auszufüllen. Aber er wußte: Organisation mußte sein, wenn alles funktionieren sollte. Und er konnte sich nicht um jede Kleinigkeit selbst kümmern.
    Plötzlich erklang der Ton wieder, diesmal sogar lauter. Kelley drehte sich abermals um und sah forschend in die Gegend am Schaltpult und hinter den Hauptboilern. Es fiel ihm nichts auf, doch als er sich wieder seinen Papieren zuwandte, schweiften seine Gedanken ab. Was konnte dieses eigenartige Geräusch nur verursacht haben? Einen so kurzen, harten metallischen Laut gab es hier unten normalerweise nicht. Schließlich siegte die Neugier. Kelley stand auf und umrundete den Hauptboiler, um an das Schaltpult zu kommen, das neben dem Hauptschacht lag; der beherbergte alle Röhren, die in das Gebäude hinaufführten. Kelley hatte den Weg rechts um den Boiler herum gewählt, weil er auf diese Weise gleich die Manometer kontrollieren konnte. Das war zwar nicht mehr nötig, da die Anlage seit kurzem vollautomatisiert war, aber Kelley lag der Kontrollgang noch aus jenen Tagen im Blut, als die Anlage fast ununterbrochen überwacht werden mußte. Er hatte deshalb den Blick auf den Skalen, während er gleichzeitig Vergleiche zwischen dieser Wunderanlage und den Maschinen seiner frühen Tage anstellte. Als er zum elektrischen Schaltpult hinübersah, blieb er wie angewurzelt stehen und hob den rechten Arm in einer Geste der Selbstverteidigung.
    »Verdammt, Sie haben mir aber ’nen Schreck eingejagt«, stieß er hervor und ließ den Arm sinken.
    »Sie mir auch«, antwortete ein schlanker Mann in einer Khaki-Uniform. Das Hemd stand oben

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