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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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darauf mochte Bellows wetten, wie Samt anfühlen. Nachdem er eine Zeitlang vergebens versucht hatte, sich von Susans handfesten Beweisstücken ab- und ihren medizinischen Funden zuzuwenden, sah er in peinlicher Verlegenheit auf und blickte um sich. Ihm war, als hätte jeder in der Bibliothek seine optische Abschweifung bemerkt.
    Susan allerdings hatte keine Ahnung, was in ihrem Gegenüber vorging.
    »Sehen Sie mal, diese Aufstellung hier. Sie registriert verschiedene Arten von tödlichem Koma, alle Fälle, die in der Notstation vom Boston City Hospital aufgetreten sind.« Mit dem Finger fuhr Susan die Zeilen entlang. »Am erstaunlichsten finde ich, daß nur die Hälfte aller Fälle diagnostiziert wurde. Kommt Ihnen das nicht auch eigenartig vor? Das heißt doch: In fünfzig Prozent der Fälle blieb die Ursache unbekannt. Die Leute kommen einfach in die Notstation und sterben. Fertig, aus.«
    »Ja, wirklich ganz erstaunlich.« Bellows fuhr sich mit der Hand an die Stirn.
    »Und hier, Mark, sehen Sie, das sind die diagnostizierten Fälle: sechzig Prozent Alkoholeinwirkung, dreizehn Prozent Trauma, zehn Prozent Schlaganfälle, drei Prozent Drogen oder Gift; der Rest verteilt sich auf Epilepsie, Diabetes, Gehirnhautentzündung, Pneumonie. Offensichtlich also …« Susan setzte sich wieder und befreite Bellows von seinem spezifischen Streß.
    Er sah sich noch einmal um, weil er sichergehen wollte, daß niemand das Zwischenspiel bemerkt hatte.
    »… können wir Alkohol und Trauma ausschließen, sofern es sich um Koma-Fälle im OP handelt. Bleiben also … Schlaganfall, Drogen, Gifte … Die anderen Ursachen spielen wohl kaum eine Rolle.«
    »Moment mal, Susan.« Bellows hatte sich gefangen. Jetzt setzte er energisch die Ellenbogen auf den Tisch und sah Susan an. »Das ist ja alles ganz interessant, wenn auch etwas weit hergeholt, wie mir scheint.«
    »Weit hergeholt?«
    »Allerdings. Man kann doch nicht Statistiken aus der Notstation einfach so auf Vorkommnisse im OP übertragen. Aber wie dem auch sei, ich bin nicht hergekommen, um mit Ihnen darüber zu diskutieren, sondern aus dem einfachen Grund, weil Sie Ihre Aufrufe nicht beantworten. Ich weiß, daß es so ist, denn ich selbst habe Sie ausrufen lassen. Jetzt passen Sie mal auf: Ich werd’ Ärger bekommen, wenn Sie nicht zu den Vorlesungen und Besprechungen aufkreuzen. Sie handeln sich damit Probleme ein, und solange Sie zu meiner Crew gehören, sind Ihre Probleme auch meine Probleme. Ich kann nicht dauernd Ausreden für Sie erfinden, wie zum Beispiel, daß Sie gerade Blut abzapfen oder im OP assistieren. Stark wird sofort seine Nase da reinstecken. Der ist ein Phänomen. Weiß alles, was sich hier tut. Außerdem werden Sie bei Ihren eigenen Kommilitonen bald nur noch als Phantom gelten. Mit anderen Worten, meine verehrte Susan, ich fürchte, Sie müssen Ihren wissenschaftlichen Forschungsdrang von jetzt an auf Ihre Freizeit beschränken.«
    »Sind Sie fertig?« erkundigte sich Susan.
    »Allerdings.«
    »Na schön, dann beantworten Sie mir doch bitte eine Frage. Sind Berman oder Nancy Greenly aufgewacht?«
    »Nein, natürlich nicht …«
    »Dann erscheint mir, ehrlich gesagt, mein sogenannter Forschungsdrang im Moment wichtiger als ein paar Besprechungen oder Vorträge, bei denen man doch nur einschläft, statt etwas zu lernen.«
    »Gütige Großmutter! Susan, nehmen Sie doch Vernunft an. Oder wollen Sie in Ihrer ersten Woche auf der Chirurgischen die Welt retten? In Wirklichkeit muß ich für Sie den Buckel hinhalten, und zwar schon jetzt.«
    »Das find’ ich auch riesig nett von Ihnen, Mark, ganz ehrlich. Aber hören Sie mir doch mal zu. In den paar Stunden hier in der Bibliothek hab’ ich schon interessante Details ausgegraben. Und außerdem ziemlich brisante, finde ich. Auf das letzte Jahr umgerechnet, treten Komplikationen durch verlängertes Koma nach der Narkose hier im Memorial hundertmal so häufig auf wie sonst durchschnittlich im ganzen Land. Stellen Sie sich das doch mal vor, Mark! Ich glaub’, ich bin da wirklich einer Sache auf der Spur. Als ich anfing, war das mehr so ’ne Art emotionales Ventil, und ich dachte, ein oder zwei Tage hier zwischen den Wälzern würden mir helfen. Aber jetzt das! Hundertmal soviel! Großer Gott, Mark, vielleicht bin ich auf was ganz Brisantes gestoßen, irgendeine neue Krankheit oder eine tödliche Kombination von Drogen, die einzeln ganz harmlos sind. Oder, was würden Sie sagen, wenn es sich um eine Gehirnentzündung

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