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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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Ungläubigen, aber aufrichtigen Herzens.
    Das Etrusker-Museum gehört zu meinen Favoriten. Diesmal nicht wegen irgendwelcher lustvoller Teenagererinnerungen. Nein, ich
     mag es einfach so. All diese wunderbaren Gegenstände, die einem bis heute kaum erforschten Volk angehörten. Diese Eleganz
     und diese Pracht mit einfachsten Mitteln. Die Bucchero-Vasen, das Gold …
    Wie ein Ölgötze bleibe ich vor dem
Sarkophag der Eheleute
stehen. Das geht mir immer so, aber heute lässt mich meine Liebesparanoia eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen dem Etrusker-Paar
     und Clelia und mir erkennen. Vielleicht waren wir in einem früheren Leben eben jenezwei wunderbaren, in Terrakotta verewigten Wesen. Wir Römer waren ja Etrusker, bevor wir Römer wurden. Könnte sein, wer weiß
     …
    Ich begegne Herkules, der Apollo herausfordert, den Statuen aus Veji. Sie streiten um die Hirschkuh mit den goldenen Hörnern,
     Dianas Lieblingstier. Ich fühle mich wie einer der beiden Streithähne. Besser gesagt, ich fühle mich wie beide zugleich, Apollo
     und Herkules. Die Hirschkuh ist die Liebe. Was will ich mit dieser Liebe anfangen? Ein Teil von mir will sie, ein anderer
     weist sie zurück. Ich muss tatsächlich total vertrottelt sein. Ich gehe hinaus.
    Während ich im Innenhof eine Zigarette rauche, bewundere ich die harmonische Architektur der zum Halbkreis geformten Fassade.
    Villa Giulia entstand auf Bestreben Papst Julius’ III. Und hat ansonsten eine eher ungewisse Vergangenheit. Vasari behauptete,
     er habe sie als Erster entworfen, doch dann legte auch Michelangelo Hand an, und in jüngster Zeit wird die These propagiert,
     die erste Zeichnung der Anlage stamme von Vignola. Na. Die Päpste in Rom haben immer für Durcheinander gesorgt.
    Die Fassade ist wirklich schön. Schlicht und schön.
    Jemand tippt mir auf die Schulter. Ich drehe mich um und stehe vor Paolo.
    »Was machst du denn hier?«
    »Nein, was machst
du
hier? Weder Tibet noch China, nur Etrusker. Also? Was tust du hier?«
    Paolo lächelt, friedfertig und heiter wie immer, ein echter Naldjorpa.
    »Ich bin mit einer Freundin verabredet, einer Etruskologin. Sie behauptet, es gäbe Verbindungen zwischen der tibetischen und
     der etruskischen Kultur.«
    »Ja, klar, total viele!«
    »Man kann nie wissen … Außerdem ist sie hübsch und sympathisch.«
    »Sag das doch gleich, du kulturopportunistischer Lustmolch.«
    »Aber nein, was redest du da. Wir sind nur Freunde.«
    »Ja, ja … Ich seh euch schon hinter ein paar Sarkophagen turteln.«
    Paolo lacht leicht verlegen, fängt sich aber sofort.
    »Und deine Freundin? Wie geht’s Clelia? Sie ist ja auch hübsch und sympathisch.«
    Öffnet einen leeren Sarkophag und legt meinen nutzlosen und hohlen Körper hinein. Ihr müsst mich nicht mumifizieren, ist eh
     nichts mehr drin, was verfaulen könnte. Alles schon gelaufen.
    »Tja, also … es gab ein paar Probleme. Wir sehen uns nicht mehr.«
    Paolo schaut mich ernst und irgendwie vorwurfsvoll an.
    »Du bist wirklich verrückt, mein Freund«, sagt er anklagend. Auch er. »Kann es denn sein, dass du es mit keiner Frau länger
     als ein paar Wochen aushältst? Mann, du bist jetzt vierzig.«
    »Ich bin sogar schon einundvierzig … Aber es ist nicht, wie du denkst. Dieses Mal liegt es nicht nur an mir.« Ich sage das
     mit ehrlichem Bedauern. Traurig.
    Paolos Gesichtsausdruck verändert sich, wird wieder freundlich. Mitfühlend.
    »Das tut mir leid. Willst du darüber reden?«
    »Da gibt’s nicht viel zu reden.«
    Paolo drückt meinen Arm, will Trost spenden, den er mir nicht geben kann. Er ist Paolo, nicht Clelia.
    »Da bin ich. Entschuldige bitte die Verspätung.«
    Vor uns hat sich eine eher magere Vierzigjährige materialisiert. Blonde, nachlässig hochgesteckte Haare, fahle Haut, Leseratten-Nickelbrille.
     Sie scheint aus einem staubigenWälzer der Nationalbibliothek geschlüpft zu sein. Wenn sie nicht diesen total unzeitgemäßen Touch hätte, könnte sie fast hübsch
     sein. Ein bisschen Make-up, weg mit der Brille, Haare richtig frisiert, ein Kleid unseres Jahrhunderts, und fertig wäre sie.
     Aber man sieht, dass sie nicht daran interessiert ist.
    »Ciao, Eugenia, darf ich dir Nino vorstellen, einen guten Freund.«
    Ich deute einen Handkuss an. Schließlich will ich Paolo nicht blamieren.
    »Sehr erfreut, Nino Globi.«
    »Eugenia Castelli, ganz meinerseits. Sind Sie auch Sinologe?«
    Ich muss lachen und gerate ein wenig in Verlegenheit.
    »Nein, nein, das fehlte noch.

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