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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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    Ich merke, wie ein Riesen-super-Kummer in mir aufsteigt. Groß und mächtig.
    Mit einer Hand wandert sie meinen Nacken hinab. Mit der anderen hebt sie mein Gesicht und sieht mich ganz sanft an.
    Da haben wir’s!
    »Nein, ich …« Meine Augen füllen sich mit Tränen.
    Scheißescheißescheiße!
    Jetzt sieht Adele mich scheel an, so hat sie mich noch nie gesehen. Sie kennt nur den anderen Nino. Den von der anderen Seite
     der Barrikade.
    »Nino …«
    Ich schäme mich in Grund und Boden, aber ich kann den Tränenstrom nicht zurückhalten, der mir über das eingefallene, graue
     Gesicht rinnt.
    Was für ein Desaster.
    »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Entschuldige, Adele, aber …« Sie umarmt mich. Ich erwidere die Umarmung erst nach einer Weile.
    »Sag es mir.«
    Ich appelliere an meine ganze Würde. An meinen Sinn für Humor. An meine mediterrane Macho-Kultur. Ich wollte, ich wäre in
     Sparta geboren. Ich wollte, ich wäre überhaupt nicht geboren. Ich wollte, ich würde nicht tun, was ich gleich tue, doch der
     Blutsturz ist nicht mehr aufzuhalten, alles zwecklos. Ich bin pathetisch!
    »Ich … ich habe mich verliebt.«
    Hilfe! Ruft das Rote Kreuz. Ich bin irre.
    »… Aber sie will mich nicht …«
    Steckt mich in die Zwangsjacke!
    Adele stockt der Atem. Ich versuche, das Schluchzen zu unterdrücken, das aus den Tiefen meines unglücklichen Herzens nach
     oben drängt.
    Weit über eine Minute regt sich keiner von uns. Adele mit angehaltener Luft, ich mit Schnappatmung. Dann endlich atmet sie
     weiter und löst sich langsam aus der Umarmung. Sie sieht mich nur einen Moment lang an. Ich schaue zurück, als hätte ich mich
     in einen der 101-Dalmatiner-Welpen verwandelt, in den mit dem erfrorenen Schwanz. Ich schaue sie an wie ein trauriger Dalmatiner.
     Sie mich nicht. Ihr Blick verheißt überhaupt nichts Gutes.
    »Du bist echt ein riesengroßes Arschloch …« Ihre Stimme ist nur ein Flüstern. Ein Zischen.
    Aus ihren Worten spricht pure Verachtung.
    Vielleicht mag sie keine Dalmatiner …
    Sie dreht sich um und geht.
    Ich bleibe zurück wie ein schwachsinniger Dalmatiner.
    Hoffentlich kommt bald das Rote Kreuz.
    Ich kann die Zwangsjacke kaum erwarten.
    Ich weiß, dass ich sie verdient habe.
    Ich bin ein gefährlicher Irrer.

S echster Tag der Witwerschaft. Ich zähle genau mit, jeden einzelnen Tag, in der Hoffnung, dass die Zeit für mich spielt. Aber
     nichts ist.
    Snow White
von Maximilian Hecker.
    Wonder Woman erscheint auf der Schwelle meines Arbeitsplatzes. Sie hat eine Kühltasche dabei. Sie packt eine Pastete und eine
     Flasche Rotwein aus, einen Montecucco DOP, ausgezeichnet mit den Tre Bicchieri des Weinführers
Gambero Rosso
. Zurzeit ist sie auf dem Landgut eines Milliardärs beschäftigt, dessen Namen ich nicht verstanden habe, im Val d’Orcia. Sie
     saniert ihm »einen Marktflecken«. Sie meint, es wäre ziemlich unhip gewesen, einen Brunello mitzubringen. Mag sein …
    Auch Luisa ist braun. Nur ich bin grau.
    »Und? Was ist passiert? Schieß los.« Sie hat mich durchschaut.
    »Hallo, schön dich zu sehen.«
    »Also?« Schnell, unsere Luisa.
    Ich hole einen Korkenzieher und zwei Rotweingläser. Sie gehören zum festen Inventar meines kleinen stinkenden Wohnbüros. Ich
     entkorke die Flasche. Schenke ein. Reiche ihr ein Glas. Sie sieht mich an, nimmt es, lächelt und erhebt es zum Anstoßen.
    »Auf die Liebe, Nino.«
    »Ja, gute Nacht …«
    Nachdem wir angestoßen haben, beginne ich zu erzählen.
    Luisa hört zu, und ganz langsam verschwindet ihr Lächeln, erstirbt auf der freundlichen Miene.
    Meine Worte sind ein unkontrollierter Fluss. Unkontrollierbar. Unaufhaltsam. Ich schenke Wein nach und erzähle ihr auch von
     der armen Adele.
    »Ja, spinnst du denn?«
    »Ja.«
    Dann rede ich wieder von mir und Clelia. Ich rede und rede, halte ein. Verstumme.
    Luisas Augen glänzen. »Jetzt werde ich dir mal eine Geschichte erzählen«, sagt sie.
    Ich sehe sie ernst an. Ich weiß, dass diese Frau ein Gewicht mit sich herumträgt. Eine Narbe. Auch sie wurde verletzt, aber
     das Leben scheint sie noch anderes gelehrt zu haben.
    »Bis vor vier Jahren war ich mit Roberto zusammen. Wir waren sieben Jahre lang ein Paar. Wir liebten uns sehr. Wirklich sehr.
     Weißt du, so eine Geschichte, wie man sie sonst nur aus Büchern kennt.«
    Ich nicke.
    »Tja, wir waren also ein bisschen wie die Figuren aus einem Fortsetzungsroman. Es ging uns gut. Wir waren glücklich. Er war
     Restaurator. Erfolgreicher

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