Komm, dunkle Nacht
später kam Sarah mit Khaki-Shorts und einem T-Shirt bekleidet aus dem Badezimmer.
Galen sah vom Küchenherd zu ihr auf. »Die Sauce und die Biskuits sind noch nicht fertig.«
»Wo ist Logan? Ich dachte, er wollte das Frühstück machen.«
»Also bitte!«, sagte Galen mit gequältem Gesichtsausdruck.
»So gern ich mich von Logan bedienen lassen würde, meinen Verdauungsapparat werde ich dafür nicht opfern. Ich habe mich im Laufe der Jahre an gute Küche gewöhnt.«
»Und wo ist er?«
»Draußen, mit Monty.«
»Ich dachte, Monty wäre bei Maggie.«
»Er schmollt. Ihm passt es nicht, dass ich mich mit seiner Angebeteten angefreundet habe.«
»Wie bitte?«
»Er glaubt, dass Maggie mich lieber hat als ihn. Als ich ihren Verband gewechselt und sie gefüttert habe, hat sie ihn total ignoriert. Es liegt auf der Hand, dass sie bis über beide Ohren in mich verliebt ist.« Kopfschüttelnd goss er Milch in die heiße Kasserolle, dann zwinkerte er ihr zu. »Ich mache nur Spaß. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie aufgehört hat zu heulen, als Sie gestern weg waren. Ich glaube, sie ist sauer auf Monty und spielt die Unberührbare. Ich könnte mich natürlich irren.
Meine Bescheidenheit verstellt mir manchmal den Blick und ich …«
Er brach ab und sah sie prüfend an. »Sie sehen besser aus als gestern – aber ziemlich wütend.«
»Ich bin wütend.«
»Dann gehen Sie zu Logan. Ich brauche Ruhe und gute Gedanken, um mich in die höchsten Regionen der Kochkunst zu erheben.«
»Hat Logan Ihnen erzählt, dass Smith tot ist?«
»O ja, und ich hatte auch schon einige wütende Gedanken.« Er rührte in der Sauce. »Aber nachdem ich ein paar Räder in Bewegung gesetzt hatte, fühlte ich mich gleich viel besser.«
»Was für Räder?«
»Ich will wissen, wer Rudzak am Apache Lake zur Hand gegangen ist. Man muss immer erst Bescheid wissen, ehe man Maßnahmen ergreift.« Er öffnete die Ofenklappe und sah nach den Biskuits. »Es war mit ziemlicher Sicherheit Carl Duggan.«
»Wie können Sie da so sicher sein?«
»Ich habe großartige Kontakte. Jeder liebt mich. Habe ich das noch nicht erwähnt?«
»Ich hatte es angenommen. Und was für Maßnahmen wollen Sie ergreifen?«
Er sagte leise: »Auge um Auge, Zahn um Zahn . Was sonst?«
Sie erinnerte sich plötzlich, wie er durch den Dschungel gerannt war, ein Raubtier. Sie fand den Gedanken nicht abstoßend. Eine saubere Tötung und der Tod wohlverdient.
Nicht wie Rudzak, der … »Sie haben schon wieder schlechte Gedanken.« Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich das beim Kochen nicht tolerieren kann. Gehen Sie raus und sprechen Sie mit Logan. Ich rufe Sie, wenn das Frühstück fertig ist.«
Logan lehnte am Zaun und sprach in sein Handy. Er hob die Hand zum Gruß und redete weiter. Monty lag zu seinen Füßen, doch als er Sarah sah, sprang er auf und lief ihr mit freudig wedelndem Schwanz entgegen.
»Jetzt freust du dich, mich zu sehen«, murmelte sie, als sie sich niederkauerte, um ihn zu streicheln. »Wo warst du gestern Abend, als ich dich brauchte?«
Doch sie hatte ihn nicht wirklich gebraucht. Logan war ja da gewesen und hatte sie gehalten. Vielleicht hatte Monty den gleichen Trost bei Maggie gefunden.
»Ist das Frühstück fertig?« Logan hatte sein Telefongespräch beendet und betrachtete sie und Monty.
»Noch nicht. Ich habe Galen gestört und er hat mich zu dir geschickt.«
»Das überrascht mich, Galen lässt sich nicht so leicht stören.
Aber es freut mich, dass er die richtigen Prioritäten setzt.«
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Lieutenant Carmichael. Er schickt heute Nachmittag jemanden her, um deine Aussage aufzunehmen.«
»Irgendwelche Neuigkeiten von Rudzak?«
»Nein.«
Sie hatte nicht damit gerechnet. »Und was ist mit den Teenagern? Wie sind sie gestorben?«
Er schüttelte den Kopf. »Das willst du nicht wissen.«
»Doch.«
»Einer wurde erschossen. Die anderen ertränkt. Sie sind lebendig ins Wasser gestürzt worden.«
Sie schauderte. »Mein Gott.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass du es nicht wissen willst.«
»Ich muss es wissen.« Sie schloss die Augen und hielt sich an Monty fest. »Ich muss alles wissen.«
»Warum? Damit du nie wieder ruhig schlafen kannst?«, fragte er herausfordernd.
»Weil Rudzak für mich nicht real war. Ich wusste, er hat diese Menschen in Kolumbien getötet, aber ich konnte zwischen ihm und mir und meinem Leben keine Verbindung herstellen.«
Mit Tränen
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