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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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später darüber.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« Doch für den Augenblick war ihr alles zu viel. Ihre Nerven hingen in Fetzen. Sie wandte sich um und ging ins Haus.
    »Hallo.« Galen kam von der hinteren Veranda. »Wird Zeit, dass Sie endlich nach Hause kommen. Ich fing schon an mich zu fühlen wie ein … Sie sehen furchtbar aus.«
    »Ich bin müde. Ich gehe ins Bett.« Monty. Sie musste sich um Monty kümmern. Aber Monty war schon zur hinteren Veranda, zu Maggie, unterwegs … »Gute Nacht, Galen.« Sie schloss die Schlafzimmertür hinter sich.
    Sie warf die Kleider ab, kroch ins Bett und zog sich die Decke über die Ohren. Die Laken rochen nach Logan und Sex, wie ihr unbestimmt zu Bewusstsein kam. Sex und Leben und eine Freude, die diese Kinder nie erleben würden.
    »Rück beiseite.« Logan schlüpfte nackt neben ihr ins Bett und nahm sie in die Arme.
    »Ich will dich nicht hier.«
    »Pech. Du hast mich.« Er küsste sanft ihre Schläfe.
    »Mein Gott, und wie du mich hast! Jetzt entspann dich. Ich will weiter nichts, als dich trösten.«
    »Ich will schlafen.«
    »Und Albträume haben?« Er drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Besser, du sprichst darüber.«
    »Was soll ich sagen? Dass drei Kinder sterben mussten, weil irgendein Verrückter mich in sein verdammtes Spinnennetz ziehen wollte?«
    »Es ist nicht deine Schuld. Ich dachte, wir haben uns darauf geeinigt, dass ich die Schuld trage.«
    »Ich habe gemacht, was er wollte. Er hat mich analysiert wie ein machiavellistischer Psychoanalytiker und dann hat er beschlossen, drei unschuldige Kinder umzubringen, weil ich dann genau das tun würde, was er wollte. Und er hat richtig gerechnet. Er rief und ich bin gekommen.«
    »Was hättest du tun sollen? Du bist da hingefahren, weil …  hör auf zu weinen. Nein, hör nicht auf. Es tut dir wahrscheinlich gut. Nur für mich ist es schrecklich.«
    »Es tut mir nicht gut. Es tut weh.«
    »Weil du es nicht oft genug machst. Du bist aus der Übung.
    Wann hast du zum letzten Mal geweint? Als dein Großvater starb?«
    »Nein, ich hatte ihm versprochen, stark zu sein. Das letzte Mal war, als ich Monty auf dieser Polizeiwache in Italien wiederfand.«
    »Hätte ich mir denken können.«
    »Geht es Monty gut?«
    »Er ist bei Maggie.«
    »Richtig. Hatte ich vergessen. Aber normalerweise spürt er,  wenn ich traurig bin, und dann kommt er und schläft vor meinem Bett.«
    »Seine Hormone sind in Aufruhr. Du wirst dich mit mir begnügen müssen.«
    »Ich bin froh, dass er Maggie hat. Das wird ihn vielleicht ablenken von dem, was heute Abend passiert ist.«
    »Dich müssen wir vor allem ablenken.«
    »Es hätte nicht geschehen dürfen. Ich strenge mich so an, die Lebenden zu finden und den Toten zur letzten Ruhe zu verhelfen. Das ist mein Beruf, es bestimmt mein Wesen. Und er hat das benutzt, um diese Kinder zu ermorden.« Sie zitterte. »Er hat alles, was ich bin, verdreht und hässlich gemacht und …«
    »Schschsch …«
    »Du hast doch gesagt, ich soll reden.«
    »Aber nicht so einen Blödsinn. Es ist nichts Verdrehtes oder Hässliches an dir. Du bist rein und schön und aufrecht wie ein Pfeil. Du kannst mir glauben, ich bin ein Fachmann für alles, was verdreht und hässlich ist. Ich kenne das aus Erfahrung.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Glaubst du mir nicht? Es ist wahr. Ich habe Dinge getan …«
    Er strich ihr übers Haar. »Du würdest das nicht hören wollen.«
    Sie wollte alles über ihn hören. Es war ihr wichtig, das wurde ihr immer klarer. Als sie Logan an der Raststätte gesehen hatte, hatte sie plötzlich erkannt, dass alles, was Logan betraf, von großer Bedeutung für sie war.
    Wenn er sterben würde … Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, sie war zu verwirrt und betäubt. Sie wollte nichts anderes, als von Logan gehalten werden und glauben dürfen, dass das, was am Apache Lake passiert war, nur ein Albtraum gewesen war.
    »Schlaf jetzt«, sagte er. »Ich werde wach bleiben und für dich da sein, wenn du schlechte Träume hast.«
    Hatte er ihre Gedanken gelesen? Wusste er, was für ein kostbares Geschenk er ihr machte? Nie im Leben hatte sie jemanden gehabt, der es unternahm, sie vor ihren Albträumen zu beschützen …

    »Schläft sie?«, fragte Galen, als Logan aus dem Schlafzimmer kam.
    »Im Moment ja. Ich muss gleich wieder rein. Ich habe ihr versprochen, bei ihr zu bleiben.«
    »Sie sah schrecklich aus.«
    »Sie hat Schreckliches durchgemacht.« Er ging zum Spülbecken und holte sich ein

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