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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Glas Wasser. »Henry Smith ist tot. Rudzak hat ihn getötet.«
    Galen erstarrte. »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?
    Franklin hat dauernd versucht, ihn zu erreichen, seit du mit Sarah zurückgekommen bist.«
    »Ich erzähle es dir jetzt. Du hättest vor einer halben Stunde auch nichts mehr daran ändern können und sie hat mich gebraucht.« Er trank das Wasser. »Oder irgendwen.«
    »War es eine Falle?«
    »Ja, und Rudzak hat drei Teenager umgebracht und als Köder benutzt. Kannst du dir vorstellen, wie ihr zumute ist?«
    Galen presste die Lippen zusammen. »Ich weiß, wie mir zumute ist.«
    »Dann sorg dafür, dass Dodsworth auf alles vorbereitet ist.
    Oder finde Rudzak. Er hätte sie heute Abend töten können.«
    »Aber du warst gerade noch rechtzeitig da.«
    »Nein, wenn Rudzak sie hätte töten wollen, wäre ich zu spät gewesen. Er wollte sie nicht töten. Noch nicht.«
    »Wozu dann das Ganze?«
    »Um mich wissen zu lassen, dass er sie töten könnte, und um  festzustellen, wie hoch sie auf der Liste der Dinge steht, die mir wichtig sind.«
    »Und, hat er das feststellen können?«
    »Vermutlich. Wenn er uns beobachtet hat. Er hat mich immer lesen können.«
    Galen hob die Brauen. »Und steht sie hoch genug auf der Liste, um für ihn interessant zu sein?«
    »Er hat ins Schwarze getroffen.« Logan setzte das Glas ab und wandte sich um. »Wir müssen ihn finden, ehe er sie tötet. Denn das nächste Mal wird er es tun.«

    Sarah schlief tief und fest wie ein Kind nach einem anstrengenden Tag. Logan stand am Bett und sah auf sie hinab.
    Zärtlichkeit. Fürsorge. Liebe. Leidenschaft. Furcht.
    Sie war nicht die erste Frau in seinem Leben. All diese Emotionen hatte er schon früher gefühlt. Aber nicht so.
    Nicht mit dieser völligen Hingabe und dieser verzweifelten Intensität. Wann war aus Bewunderung und Freundschaft diese unbedingte Hingabe geworden?
    Die Frage war müßig. Sie war gewachsen, sie war da.
    Und Rudzak wusste es.
    Sarah bewegte sich und wimmerte leise im Schlaf.
    Albträume? Er hatte ihr versprochen, ihre Albträume zu verscheuchen.
    Er glitt neben sie ins Bett und zog sie in die Arme. Sie fühlte sich weich und fraulich an, aber er wusste, wie stark sie war.
    Stark und hartnäckig und dabei furchtbar verletzlich und vorsichtig. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt in ihr Bett geschafft hatte. Es war eine übermenschliche Aufgabe, sie dazu zu bewegen, eine weitergehende Beziehung zuzulassen. Er musste vorsichtig vorgehen und durfte sie nicht drängen.
    Sie seufzte wieder und er streifte ihre Stirn mit den Lippen.
    »Schschsch, alles in Ordnung, ich bin hier. Ich passe auf, dass dir niemand wehtut.« Er zog sie näher und flüsterte die Worte, von denen er wusste, dass sie sie ihm niemals glauben würde.
    »Ich werde immer da sein, Sarah.«

    Logan lag noch immer neben ihr, als Sarah am nächsten Morgen erwachte. Seine Augen waren offen, augenscheinlich war er hellwach.
    »Guten Morgen.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und setzte sich im Bett auf. »Geh unter die Dusche, ich kümmere mich um das Frühstück.«
    »Wie spät ist es?«
    »Fast Mittag.«
    »Ich muss Maggie und Monty füttern.«
    »Schon geschehen.« Er stand auf. »Ich habe dich ganz kurz verlassen, um Monty zu versorgen, und Galen hatte Maggie schon gefüttert. Es wird dich freuen zu vernehmen, dass Monty das Futter aus seiner Hand verweigert hat.«
    »Aber von dir hat er es wieder angenommen.«
    »Sei nicht böse auf ihn. Ich bin was Besonderes. Wir haben viel zusammen durchgemacht in Santo Camaro, Taiwan und dann gestern Abend. Es ist nur natürlich, dass …« Er unterbrach sich, als er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. »Denk jetzt nicht darüber nach. Geh duschen und lass uns frühstücken.«
    Er nahm seinen Bademantel vom Fuß des Bettes und verließ das Zimmer.
    Leicht gesagt, dachte sie, während sie sich langsam im Bett aufrichtete. Wie sollte sie es vermeiden, an jene armen Kinder zu denken? Die Ereignisse des gestrigen Tages stürmten auf sie ein, jedes schreckliche Detail deutlich und messerscharf gezeichnet.
    Wie das Messer im Rücken von Chavez.
    Sie erschauderte. Fünf Menschenleben vernichtet, nur um sie zum Apache Lake zu locken. Wie konnte jemand so etwas tun?
    Aber er hatte es getan. Und er war davongekommen.
    Plötzlich trat glühender Zorn an die Stelle des eisigen Schreckens, der sie noch eben gelähmt hatte.
    Das könnte dir so passen, du Widerling.

13
    Zwanzig Minuten

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