Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
sein, und der Fahrer schweigt verständnisvoll, als mir endlich die aufgestauten Tränen die Wangen herunterrollen.
Beste Absichten
Ich fühle mich ganz benommen – fast als wäre auch ich operiert worden. Ein Eingriff, um mich von der Realität und dem täglichen Auf und Ab meiner Existenz zu lösen.
Weil ich meinte, auf keinen Fall arbeiten zu können, habe ich mir idiotischerweise freigenommen, sodass ich jetzt viel zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Ich hätte auf jeden Fall in die Bibliothek gehen sollen, um beschäftigt zu sein. Doch stattdessen sitze ich zu Hause, hänge in meiner Wohnung rum und versuche an die Dinge zu denken, die Daniel und ich bisher erlebt haben. Wenn ich mir all die hinreißenden Erinnerungen voller Leben und köstlicher Sinnlichkeit ins Gedächtnis rufen kann, gelingt es mir damit vielleicht auch, andere Gedanken zu verdrängen. Gedanken daran, was wohl mit ihm geschehen wird – oder sogar schon geschehen ist.
Und die Sehnsucht nach meinem Geliebten sorgt nicht mal dafür, dass ich weniger Appetit habe und vielleicht etwas abnehmen würde. Ganz im Gegenteil. Der Kühlschrank ist eine derart große, permanente Verlockung, dass ich schließlich sogar die Wohnung verlassen muss, um nicht schwach zu werden. Ziellos wandere ich durch die Straßen und starre abwechselnd auf Passanten und in Schaufenster. Doch überall sehe ich nur Daniel, Daniel, Daniel.
Und obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, ertappe ich mich doch dabei, wie ich mir eine Folge von Emergency Room ansehe. Das gibt mir den Rest. Es ist mir egal, was er sagt, ich muss einfach zu ihm. Tief in meinem Inneren bin ich ganz sicher, dass er mich dort haben will. Das sage ich mir zumindest, als ich die Nummer des Waverly Grange Hotels wähle, um die eine Person anzurufen, von der ich weiß, dass sie vielleicht die Adresse seiner Klinik hat.
»Annie Guidetti«, meldet sich eine warme, angenehme Stimme und ich fange vor Erleichterung fast zu weinen an. Es ist zwar nicht Daniel, aber jemand der ihn kennt und der zu seinem Fleisch und Blut gehört.
»Äh, hallo. Sie kennen mich nicht, aber ich bin eine Freundin ihres Cousins Daniel Brewster. Wissen Sie vielleicht, wie es ihm geht?«
»Gwendolynne? Sind Sie es? Ich wollte Sie gerade anrufen. Welch ein Zufall.«
Sie kennt mich? Sie wollte mich anrufen? In meiner Bauchgegend macht sich ein mulmiges Gefühl breit, und ich sinke in einen Sessel.
»Ja, ich bin Gwendolynne. Daniel und ich waren ein paarmal zusammen aus. Letzte Woche war ich mit ihm im Waverly .« Ich spüre, wie ich mich langsam der Panik und einigen damit einhergehenden Schluchzern nähere, und muss alle Kraft aufwenden, um mich zusammenzureißen. »Ich weiß, dass er operiert wird – oder sogar schon operiert wurde. Er sagte zwar, dass ich mich nicht melden soll, aber ich muss einfach wissen, wie es ihm geht. Selbst wenn ich es nicht erfahren soll.«
Meine Stimme klingt verzweifelt, lächerlich und fast hysterisch, aber Annie Guidetti ist sehr freundlich zu mir.
»Daniel ist ein brillanter Mann, aber in diesem Fall ist er wirklich ein verdammter Idiot. Und es ist sehr grausam von ihm, dass er Sie nicht ins Vertrauen zieht. Das hab ich ihm auch gesagt, aber er ist eben ein solcher Sturkopf, der mit allem alleine fertigwerden will …« Sie macht eine kurze Pause. »Ach je, entschuldigen Sie. Ich plappere hier vor mich hin. Ja, er hat die Operation hinter sich. Der Eingriff wurde vorgestern durchgeführt und scheint fantastisch verlaufen zu sein. Es gab keine Komplikationen, und der Chirurg konnte den Tumor vollständig entfernen.«
Ich kann nicht sprechen. Die Tränen laufen über mein Gesicht. Mein Herz fliegt förmlich zum Fenster raus und ich gleich mit ihm. Und obwohl ich heule wie ein Schlosshund, strahle ich doch gleichzeitig wie ein Honigkuchenpferd.
»Alles in Ordnung?«, erkundigt sich Annie. »Haben Sie verstanden? Daniel wird wieder gesund. Ich habe auch schon mit seiner Krankenschwester gesprochen, und er macht gute Fortschritte. Natürlich ist er noch völlig erschöpft und hat Schmerzen von der OP. Aber das scheint alles völlig normal zu sein. Seine schlimmen Kopfschmerzen haben jedenfalls aufgehört, und sein Augenlicht wird langfristig wohl auch keinen Schaden genommen haben. Er muss zwar immer noch eine Brille tragen, aber die hat er ja schon immer gehabt.«
»Oh, da fällt mir aber wirklich ein Stein vom Herzen.« Das sind die einzigen Worte, die ich herausbringe, bevor ich wieder
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