Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
schluchze.
Annie lässt mich einige – wenn nicht alle – meine Tränen vergießen und unterbreitet mir dann einen Vorschlag. »Hören Sie, warum begleiten Sie mich nicht nach London, wenn ich ihn besuche? Er hat mir zwar auch gesagt, dass ich nicht kommen soll, aber ich werde trotzdem hinfahren. Und ich bin sicher, wenn er Sie sieht, wird er sich auch sehr freuen. Dieses ganze Macho-Getue mit dem »allein durchstehen wollen« ist doch lächerlich. Kommen Sie mit. Ich wäre nämlich sehr dankbar für ein bisschen Gesellschaft auf der Fahrt. Mein Mann Valentino hat mir ein Zimmer im Hotel eines Freundes gebucht, und er kann sicher noch eines dazubuchen.«
Ich sehe Daniels Gesicht vor mir: ernsthaft, nachdenklich und entschlossen, seinen Willen durchzusetzen. Tja, das kannst du wohl vergessen, Freundchen. Ich habe ja nichts dagegen, wenn du mich beim Sex rumkommandierst – das finde ich sogar großartig, um ehrlich zu sein -, aber bei dieser Sache werde ich tun, was ich will, und du wirst es akzeptieren müssen.
»Danke, das wäre wunderbar. Ich fahre sehr gern mit Ihnen. Ich muss Daniel einfach sehen. Ob es ihm nun gefällt oder nicht. Und es ist mir auch egal, wenn er sauer auf mich wird. Das Risiko gehe ich ein.« Ein Risiko ist es allerdings auch, den alten Johnson anzurufen und ihm zu sagen, dass ich ein oder zwei Tage wegfahre, um einen kranken Freund zu besuchen. »Wann wollen Sie denn aufbrechen? Soll ich zum Waverly kommen?«
Nein, sie wird mich abholen, und wir starten bereits in ein paar Stunden. Als ich den Hörer beiseitelege, tanze ich zusammenhangslos singend durch das Zimmer. Daniel ist am Leben! Es geht ihm gut! Und er kann sehen!
Annie Guidetti erweist sich als fantastische Reisegefährtin. Schon kurz nach unserem ersten, richtigen Zusammentreffen bietet sie mir das du an. Und um mich von weiterer Sorge um Daniel – oder vielmehr darüber, was er wohl zu meinem Auftauchen sagen wird – abzubringen, unterhält sie mich mit unglaublichen Geschichten über die etwas verwegeneren Vorgänge im Waverly Grange Hotel .
Wie sich herausstellt, hat das Etablissement seinen schmutzigen Ruf nicht umsonst, und die meisten Gerüchte über Sexpartys, erotische Extravaganzen und spezielle Zimmer mit ganz spezieller Einrichtung sind nur die schockierende Spitze des Eisberges.
»Bevor ich die Stones und meinen Mann kennenlernte, war ich ein recht unschuldiges Ding«, erklärt Annie mit fröhlicher Stimme. »Aber jetzt bin ich eine richtig schmutzige, alte Frau. Und zwar gern.« Sie zwinkert mir lächelnd zu, konzentriert ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder ganz auf die Straße. Sie fährt absolut sicher und ruhig.
Ich sage ihr, dass sie nicht alt ist, und frage mich gleichzeitig, wie es wohl ist, mit einem derart exotischen und sexuellen Mann wie Valentino verheiratet zu sein, dem hinreißenden Mann, der mir vor gefühlten hundert Jahren in der Lawns Bar Drinks serviert hat.
Wie wäre es wohl, mit einem derart glamourösen und sexuellen Mann wie Daniel verheiratet zu sein? , fragt eine gefährliche, vorlaute Stimme in meinem Inneren, noch bevor ich die Frage verdrängen kann. Absurd. Ich kenne ihn ja immer noch kaum. Bisher hatten wir nur in der Bibliothek und bei unseren verrückten Sexspielen miteinander zu tun. Um genau zu sein, habe ich ihn ja noch nicht mal dazu gebracht, seine Nemesis-Identität preiszugeben, noch habe ich irgendwelche tieferen, bleibenden Gefühle entdeckt – auch wenn in den letzten Minuten unseres Zusammenseins durchaus Hoffnung darauf bestand.
»Was hält Daniel denn vom Waverly ?«, frage ich meine Reisegefährtin in der Hoffnung, mich von meinen eigenen Gedanken abzulenken. »Muss doch merkwürdig sein, so eine Art Sex-Hotel zu führen und den eigenen Cousin als Gast zu haben.«
»Also Daniel ist eigentlich gar kein richtiger Cousin von mir. Er ist der Sohn vom Großcousin meiner Mutter. Theoretisch bin ich also eine Art Tante für ihn. Ich wusste nicht mal, dass der Daniel in unserer Familie der Daniel aus dem Fernsehen war. Bis er dann anrief und fragte, ob wir während seiner Recherchen hier ein Zimmer für ihn hätten.«
»Ach, so war das.«
»Die Atmosphäre in dem alten Kasten hat ihm sofort gefallen. Er lässt definitiv nichts anbrennen.« Sie wirft mir einen weiteren, diesmal geradezu provozierenden Seitenblick zu. »Und schon ein paar Tage nach seiner Ankunft erzählte er von dieser hinreißenden Frau, die er in der Bibliothek kennengelernt hat. Er wollte
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