Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)

Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
während ich den Raum der öffentlichen Ausleihe mit den Augen absuche. Und obwohl ich das Gefühl habe, über meinem Kopf würde eine Neonleuchtschrift mit Hure von Babylon blinken, scheint mich keiner der Anwesenden anzusehen. Alles ist ruhig, und aufgrund der kurz bevorstehenden Mittagszeit steht nur eine kleine Handvoll Besucher zwischen den Regalen. Ich kann also in aller Sicherheit auf die Tasche meines Rockes klopfen und an meinen neuen »Brieffreund« denken.
    Es scheint mir merkwürdig und auch recht traurig, dass dieser Brief – obwohl er anonym, hochtrabend, schmutzig und empörend ist – doch der erste Liebesbrief ist, den ich überhaupt jemals bekommen habe. Selbst als mein – von mir nicht besonders vermisster Exmann Simon und ich noch scharf aufeinander waren, hat er mir niemals Liebesbriefchen oder gar E-Mails geschickt. Und seit unserer Trennung bekomme ich von ihm ohnehin nur noch knappe Mitteilungen bezüglich der Scheidung und Anweisungen, ich solle endlich das Haus verkaufen. Er versucht immer noch, mich herumzukommandieren.
    Aber der kann mich mal. Es gibt wichtigere Dinge, über die ich mir Gedanken machen muss. Und zwar über jemanden, dessen Versuch, mich zu kontrollieren und meine Gedanken zu bestimmen, weitaus spaßiger klingt.
    Wer zum Teufel ist Nemesis nur? Wo hält er sich versteckt? Und an welchem Ort geilt er sich auf, wenn er mir sagt, dass ich an mir herumspielen soll? Nach dem Brief zu urteilen muss er ein regelmäßiger Bibliotheksbesucher sein. Also befindet er sich höchstwahrscheinlich ganz in meiner Nähe. Vielleicht sogar jetzt, in diesem Moment. Wenn er mich nun in diesem Augenblick beobachtet? Die Bibliothek ist ruhig. Er könnte überall sein … nur ein paar Meter entfernt.
    Hat heute jemand die Heizung wieder angestellt? Ich bin zu jung für Hitzewallungen. Aber was immer ich auch spüre, es fühlt sich einfach so an. Verstohlen wedele ich mir etwas Luft in den Ausschnitt meines Oberteils – doch ich stelle meine Bemühungen nach etwas Abkühlung sofort wieder ein. Nemesis wird bestimmt die Fassung verlieren, wenn er mir dabei zuschaut. Ich blicke mich um. Meine Ohrläppchen prickeln, als wäre die Möglichkeit, beobachtet zu werden, eine körperliche Handlung.
    Ist er hier? Betrachtet er durch mein Oberteil hindurch meine Nippel und stellt sich vor, was ich unter meinem Rock trage? Mein Kopf ist besetzt mit bizarren Vorstellungen von Röntgenblicken, und ich sehe mich mit transparenter Kleidung durch die Bibliothek laufen. Die Art, wie Nemesis über meinen Körper geschrieben hat, klingt ganz danach, als hätte er ihn tatsächlich schon einmal nackt gesehen.
    Oh, warum habe ich das gerade gedacht?
    Nemesis ist nicht der Einzige, der Pornofantasien haben kann. In einem blitzartig auftauchenden Bild sehe ich mich auf dem Boden des Präsenzbibliotheksraumes liegen – genau wie er geschrieben hat. Ich liege auf dem Rücken, und ein hinreißender Mann versenkt sich immer wieder zwischen meine gespreizten Schenkel. Der echte Nemesis ist wahrscheinlich fett, mittleren Alters und kämmt sich sein schütteres Haar quer über den Kopf, um es voller erscheinen zu lassen. Aus rein praktischen Gründen – und auch weil er mir sowieso ziemlich häufig durch den Kopf spukt – ersetze ich Nemesis also einfach durch das augenblickliche Objekt meiner Begierde: den Star der Bibliothek, der gerade für einige Wochen in der Spezialsammlung unseres Archivs recherchiert.
    Das ist nun mal jemand, mit dem ich liebend gern all die Dinge tun würde, die Nemesis in seinem Brief beschreibt.
    Ich blicke über meine Schulter in Richtung Präsenzbibliothek. Der Boden in dem Raum ist sehr hart, aber ich scheine ihn an meinem Po zu spüren, während ich auf meinem Stuhl hin- und herrutsche.
    Nemesis ist nicht der Einzige, der hier verrückt ist! Schließlich habe ich gerade selbst für eine gewisse Feuchte zwischen meinen Beinen gesorgt … Bin ich etwa genauso verdreht und versaut wie er? Geil bin ich auf jeden Fall. Doch gleichzeitig raubt mir das Gefühl, auf das Gefasel eines Perversen reagiert zu haben, glatt den Atem. Er könnte ja krank sein. Und gefährlich. Wahrscheinlich sogar beides.
    Auf jeden Fall muss es jemand sein, der mir nahe genug gekommen ist, um in der öffentlichen Ausleihe einen verschlossenen Umschlag in den Kasten für Verbesserungsvorschläge zu werfen. Jemand, der die Abläufe und das Personal der Bibliothek kennt. Jemand, der nicht nur weiß, dass die Leerung des

Weitere Kostenlose Bücher