Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
verstanden hätten. Ein Reich, in dem man enthemmten Sex hat und ganz spontan verrückte Dinge tut.
Ich konnte einfach nicht weitergehen und musste mit plötzlich schmerzenden Lenden zuschauen.
Das Mädchen war sehr laut. Sie stöhnte, keuchte und feuerte ihn an, während er seine Stöße mit einer Reihe von brummigen, glücklichen Grunzern vertonte. Als das Pärchen sich ein bisschen drehte, konnte ich einen genaueren Blick auf das Profil des Mannes werfen. Und ich schien ihn zu kennen.
Ich glaube immer noch, dass es vielleicht eine Halluzination war, aber ich könnte schwören, dass es sich bei dem geilen Bock in der Seitenstraße um Robert Stone, den Bezirksleiter der Finanzbehörde, gehandelt hat. Ich habe ihn schon ziemlich häufig in der Bibliothek gesehen, wenn er auf dem Weg zu einem Meeting in unserem Vortragssaal war. Der Mann sorgt grundsätzlich für ein gewisses Maß an weiblicher Aufmerksamkeit. Er ist zwar untersetzt, schon etwas angegraut und bereits in den 40ern, aber andererseits genau der Typ Mann, bei dem man einfach weiß, dass er ein Tier im Bett ist. Und offensichtlich auch in irgendwelchen Seitenstraßen – denn es dauerte nicht lange, bis seine Gefährtin mit verdrehten Augen einen lüsternen Schrei ausstieß, und es ihr kam.
Ich kam mir vor wie ein Räuber, der aus den niedersten Gründen eine Art sexuellen Diebstahl begeht, konnte meinen Blick aber dennoch nicht von dem Anblick der zuckenden Körper lösen. Ich musste mich förmlich zwingen, irgendwann meiner Wege zu gehen. Doch gerade als ich mich wegschleichen wollte, drehte der große, attraktive, dunkel gekleidete Mann sich um. Er schien mich zu sehen … und zwinkerte mir zu. Ich rannte nur noch.
Und jetzt bin ich wieder zu Hause und fühle mich kein Stück besser. Im Gegenteil, ich bin aufgewühlter und verwirrter denn je. Daniel? Nemesis? Eine Person? Oder zwei? Und mit welchem von beiden hätte ich gern in dieser Seitenstraße gestanden? Ach, verdammt!
Ich gehe meine Garderobe durch und lege mein Outfit für den nächsten Tag zurecht. Den Laptop lasse ich links liegen. Ich ziehe mich aus, wasche mich, putze meine Zähne und creme mein Gesicht ein. Jetzt geht’s ins Bett. Den Laptop lasse ich links liegen. Ich stelle meinen kleinen Schlafzimmerfernseher ein und lege mich bequem hin, um ein bisschen Spätprogramm zu gucken. Den Laptop lasse ich links liegen.
»Mist!!!«
Ich knipse die Nachttischlampe an, greife nach dem Netzkabel, stecke es in die Buchse und schalte den Laptop an.
Zunächst widerstehe ich noch, den Instant Messenger zu aktivieren und tue so, als wollte ich nur meine üblichen News-Movie- und Info-Sites checken. Wikipedia, Amazon. Aber es dauert nur ein paar Minuten, bis ich den IM lade und darauf hoffe, mit einer verzweifelt geilen Nachricht von Nemesis begrüßt zu werden. Aber nein, sein Avatar ist nicht anzuklicken. Kein Lebenszeichen. Kein versauter und atemloser Sex-Talk.
In gewisser Weise ist das natürlich überaus wichtig. Daniel hat heute Abend zu tun. Er hat seine Videokonferenz und muss an seinem Papier arbeiten. Das sollte also eigentlich ein Zeichen dafür sein, dass er nicht Nemesis ist. Dabei frage ich mich immer noch, ob ich überhaupt will, dass die beiden ein und dieselbe Person sind. Ich möchte Daniel trauen können. Ich möchte ihm näherkommen. Ich will … na ja, ich will einfach irgendwas Reales mit ihm. Aber ist das wirklich gesund und erstrebenswert, wenn er außerdem ein perverser, hinterhältiger Stalker ist, der hinter dem Schutz einer Maske abgedrehte Sexspielchen treibt?
Gerade kommt wieder die Szene in der Seitenstraße in mir hoch und facht ein Verlangen an, das die ganze Zeit in meinem Leib vor sich hinsiedet. Es fühlt sich an, als hätte ich leichtes Fieber, und das Keuchen und Stöhnen des Mädchens klingt immer noch in meinen Ohren. Und auch das wissende Zwinkern des großen, dunklen Mannes, der vielleicht der Leiter der Finanzbehörde ist, kann ich immer noch vor meinem geistigen Auge sehen.
»Mistkerl!« Nachdem ich diese Beleidigung einer vagen Mischung aus Daniel, Nemesis und Robert Stone entgegengebellt habe, schiebe ich meinen Laptop beiseite. Vielleicht lenkt mich ja irgendein sinnloser Quatsch im Spätprogramm ab. Es ist zwar eine fast vergebliche Hoffnung, aber ich rolle mich trotzdem zur Seite und versuche, mich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren. Ich bin bereits beim zweiten Beitrag von Mit der Polizei unterwegs und kichere tatsächlich leise über
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