Komm, ich zeig dir die Liebe
anstatt ihm zu antworten, stellte Kathy ihm eine Gegenfrage. „Bestimmt möchtest du eines Tages auch heiraten, nicht wahr?”
Bis vor kurzem hatte er noch nie darüber nachgedacht, doch er spürte instinktiv, dass er dieses Thema jetzt lieber nicht ansprechen sollte. „Ich glaube schon”, entgegnete er daher nur knapp.
„Und ich eben nicht”, stellte sie klar.
Und dann erzählte sie ihm von ihrer Mutter, die Spring hieß. Er erfuhr, dass Kathy schon als Kind mitbekommen hatte, dass eine Ehe nicht immer hielt und oft nur eine vorübergehende Bindung im Leben eines Menschen war. Aus den häufig wechselnden Beziehungen ihrer Mutter hatte sie den Schluss gezogen, dass man sich auf Männer nicht verlassen konnte.
Brian begriff jetzt, warum Kathy so verwirrt über das war, was sie gerade mit ihm erlebt hatte.
„Noch nie hat mir jemand so viel bedeutet wie du, Brian.”
Er drückte sie an sich, was sie ein wenig beruhigte.
„Ich weiß nur einfach nicht, was ich davon halten soll.”
Sanft streichelte er ihre Wange, und sie schmiegte ihr Gesicht in seine große Hand, als suchte sie Schutz.
„Ob du es glaubst oder nicht”, gestand er ihr mit einem feinen Lächeln, „ich weiß genauso wenig, was ich davon halten soll und wie es mit uns und mit Maegan weitergeht.”
Kathy schreckte hoch. Maegan! Sie konnte sehr gut nachvollziehen, dass Brian sich über die Art ihrer Beziehung noch nicht ganz im Klaren war, aber was Maegan betraf, was gab es da in Frage zu stellen? Sie wusste, dass er die Kleine in sein Herz geschlossen hatte. Man brauchte die beiden nur zu beobachten, wenn er mit ihr spielte, sie fütterte oder einfach auf dem Arm trug. Er wird das hilflose Kind doch nicht wieder im Stich lassen, schoss es ihr durch den Kopf.
„Wie meinst du das, dass du dir wegen Maegan Gedanken machst?” fragte sie besorgt. Ihre eigenen Probleme waren ihr jetzt völlig unwichtig.
Brian sah das entrüstete Funkeln in Kathys Augen. „Bitte nicht schlagen”, neckte er sie und fügte ernst hinzu: „Es geht hier nicht darum, dass ich sie nicht bei mir haben will. Natürlich bleibt sie bei mir. Ich liebe mein Kind.”
Als sie seine klaren Worte hörte, beruhigte sich Kathy wieder. Aber was belastet ihn dann?
fragte sie sich.
Brian richtete sich auf, fuhr sich durch das zerwühlte Haar und sah auf einmal sehr nachdenklich aus. „Du bist nicht die Einzige, bei der sich in letzter Zeit sehr viel verändert hat”, sagte er sanft.
„Das stimmt, aber ich verstehe immer noch nicht, worum es geht.”
„Es geht um eine Versetzung.”
Kathy wusste, was das bedeutete, denn sie lebte schließlich in unmittelbarer Nähe einer Militärbasis. Wenn man bei der Marine war, gehörte es einfach dazu, in regelmäßigen Abständen für ein halbes Jahr oder länger irgendwo anders stationiert zu werden. Oft war man durch Kontinente von seiner Familie getrennt, die in dieser Zeit allein zurechtkommen musste.
Versetzung.
Daran hatte sie überhaupt noch nicht gedacht. Doch allein der Gedanke, sechs Monate von Brian getrennt zu sein, war schrecklich. Am liebsten würde sie Brian gar nicht gehen lassen.
Und sie mochte gar nicht daran denken, was dann aus seiner kleinen Tochter werden sollte.
Brian sah sie mit einem verzweifelten Blick an. „Was soll ich nur mit Maegan machen, wenn es so weit ist?”
Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte, obwohl ihr schon eine Antwort auf den Lippen lag: Lass sie doch einfach bei mir. Aber sie hatte kein Recht dazu, denn schließlich waren sie nicht verheiratet. Davon abgesehen, wusste sie sowieso nicht, wie sie ihre Beziehung charakterisieren sollte.
„Ich könnte sie natürlich solange bei meiner Mutter oder bei einer meiner Schwestern unterbringen”, fuhr er fort, und es versetzte Kathy einen Stich, dass sie dann nicht nur Brian monatelang nicht sehen würde, sondern auch Maegan.
„Aber dann musste ich ihnen für diese Zeit auch das Sorgerecht überschreiben”, überlegte er laut. „Bei uns gibt es zum Glück sehr strenge Vorschriften, was das betrifft. Kein Kind soll rechtlich ungeschützt zurückgelassen werden. Aber was mich noch mehr belastet, ist, dass Maegan dann schon wieder mit ihr völlig fremden Personen zurechtkommen musste. Wie könnte ich das verantworten?”
Erst jetzt wurde es Kathy klar, dass ihre Nöte nicht mit seinem Problem zu vergleichen waren. Er musste eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die nicht nur ihn, sondern auch ein hilfloses Kind betraf.
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