Komm, ich zeig dir die Liebe
„Könntest du dich von der Versetzung denn nicht befreien lassen?”
Er lachte kurz auf. „Nein. Es gibt natürlich Militäreinheiten, die nie versetzt werden. Aber bei den Marines ist das anders. Hier muss jeder, vom Gefreiten bis zum ranghöchsten Offizier, in der Lage sein, kurzfristig jedem Abmarschbefehl Folge zu leisten. Wenn du das nicht zusagen kannst, kannst du auch nicht bei den Marines bleiben.”
„Aber in einem Notfall werden sie doch sicher eine Ausnahme machen”, gab sie zu bedenken.
Brian schüttelte energisch den Kopf. „Ich kenne einen Offizier, dessen Frau gestorben ist.
Als er kurz darauf versetzt werden sollte, hatte er niemanden, der sich vorübergehend um die Kinder kümmern konnte. Er musste kündigen. Wir kennen alle die Regeln. Ausnahmen werden nicht gemacht.”
Kathy hörte den bitteren Ton in seiner Stimme und ahnte, was es für Brian bedeuten würde, wenn er die Marines verlassen musste.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fügte Brian hinzu: „Ich bin Soldat mit Leib und Seele.
Soldat wollte ich immer schon sein. Ich wüsste nichts mit mir anzufangen, wenn ich Zivilist wäre.”
Kathy überlegte fieberhaft, ob ihr nicht irgendeine Lösung für Brians Problem einfiel, aber die einzige Lösung schien die zu sein, dass Brian heiratete. Dann wäre für Maegan gesorgt.
Aber sie selbst kam dafür auf keinen Fall in Betracht - allein der Gedanke daran versetzte sie in Panik. Noch unerträglicher fand sie es allerdings, wenn Brian eine andere heiraten würde.
Also sagte sie nichts.
Doch obgleich sie die Antwort fürchtete, musste sie eins noch wissen. „Wann steht denn deine Versetzung an?”
„Das ist das einzig Gute an der ganzen Sache”, stellte Brian seufzend fest, „erst in sechs Monaten. Ich habe also noch genügend Zeit, um darüber nachzudenken.”
Besonders viel Zeit ist das ja nicht gerade, fand Kathy, die schon ahnte, dass die nächsten sechs Monate wie im Flug vergehen würden. Obwohl der Gedanke an den Abschied von Brian und Maegan sie nicht losließ, war Kathy so müde, dass sie bald einschlief und ruhelos träumte. Brian hielt sie die ganze Nacht fest in seinen Armen. Doch auch seine Zärtlichkeit konnte die Trauer nicht verscheuchen, die Kathy im Schlaf peinigte.
11. KAPITEL
Brian kniete vor seiner Tochter im Sand, die auf einer Schaukel saß und schon ungeduldig darauf wartete, dass er ihr endlich Anschwung gab.
„Pass mal auf, meine kleine Zappelmaus”, ermahnte er sie, während er umständlich versuchte, die Hosenträger ihrer rosa Latzhose richtig festzuziehen. „Wenn du jetzt nicht endlich still sitzt, wird das nie etwas.”
Er wünschte, Kathy wäre mitgekommen. Das wäre für alle Beteiligten einfacher gewesen.
Aber sie hatte darauf bestanden, zu Hause zu bleiben, weil sie noch so viel zu tun hatte.
Jedenfalls hatte sie das gesagt, als er sie gefragt hatte. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass hinter ihrer Absage noch etwas anderes steckte. Brian runzelte die Stirn, als er an den Gesichtsausdruck dachte, mit dem sie heute Morgen aufgewacht war.
Sie hatten eng aneinander geschmiegt die Nacht auf dem Sofa verbracht, und die tiefen Ringe unter ihren Augen hatten ihm verraten, dass Kathy genauso wenig erholsamen Schlaf gefunden hatte wie er.
Der Gedanke an die drohende Versetzung und die damit verbundene Trennung von Maegan und Kathy hatte ihn so sehr belastet, dass er keine Ruhe gefunden hatte und von düsteren Träumen heimgesucht worden war, in denen er einsam und verlassen am Strand stand.
Er fragte sich, ob es Kathy genauso gegangen war.
Maegan strampelte immer kräftiger mit den Beinen und traf ihn schließlich hart am Knie.
Er rieb sich die schmerzende Stelle und lachte. „Schon gut, schon gut, ich habe verstanden.
Ich soll jetzt aufhören zu grübeln und nur noch spielen.”
Das Kind lachte, und Brian staunte erneut über das Wunder, das ihm widerfahren war.
Wenn er damals aufgepasst hätte, wäre dieses winzige entzückende Wesen höchstwahrscheinlich nicht auf der Welt. Doch inzwischen war er sich gar nicht mehr so sicher, ob es nur seine Nachlässigkeit gewesen war oder nicht ein Wink seines Schicksals.
Denn er konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne Maegan zu leben, genauso wenig konnte er den Gedanken ertragen, sich von Kathy trennen zu müssen.
Doch er wollte jetzt nicht wieder ins Grübeln verfallen. Seine ganze Aufmerksamkeit sollte jetzt seiner Tochter gewidmet sein. Alles andere hatte zu warten. Vielleicht
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