Komm, ich zeig dir die Liebe
Hausflur trat, blieb er auf der Schwelle noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. „Eine Sache möchte ich aber doch noch wissen”, sagte er und betrachtete sie nachdenklich.
„Was denn?” Sie stand halb hinter der Tür, wie hinter einem Schutzschild.
„Misstraust du allen Männern?” fragte er und wartete einen Moment lang. „Oder nur mir?”
„Allen, Sergeant Haley …”
Gut zu wissen, dachte er.
„Aber dir ganz besonders”, fügte sie hinzu.
Na prima.
„Du kannst mir vertrauen”, verteidigte er sich.
„Das soll ich wohl als Ehrenwort nehmen”, gab sie zurück.
„Du könntest auch meine Mutter anrufen”, bot er an und grinste.
Es sah so aus, als müsste sie jetzt selbst lachen. Doch dann schüttelte, sie den Kopf.
„Danke, ich verzichte darauf. Also dann, schönen Abend noch.”
Kathy schloss die Tür hinter ihm und drehte unwillkürlich den Schlüssel um. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und sah durch den Türspion.
Brian hatte sich zur Tür gedreht, so als wüsste er, dass sieihn beobachtete. Er winkte.
„Solltest du deine Meinung doch noch ändern, erreichst du meine Mom unter der Nummer 555-7230”, sagte er so laut, dass es nicht zu überhören war.
2. KAPITEL
Kaum war Brian in seiner Wohnung, klingelte das Telefon. In Gedanken war er immer noch mit Kathy beschäftigt, als er den Hörer abnahm. „Hallo?”
„Hi, Bri”, gurrte eine rauchige Frauenstimme in sein Ohr.
„Dana”, rief er und zuckte zusammen. Seit seinem achten Lebensjahr war er nicht mehr so genannt worden. Doch dann fiel ihm ein, dass er Dana Cavanaugh bei ihrem ersten Date seinen alten Spitznamen anvertraut hatte.
„Ich habe gerade überlegt, ob du vielleicht Lust hast, heute Abend zu mir zum Essen zu kommen.”
Sein Blick fiel auf die geschlossene Wohnungstür, und er dachte daran, dass er gerade zum ersten Mal in Kathys Wohnung gewesen war. „Essen?” meinte er abwesend und zeichnete gedankenverloren auf der verstaubten Tischplatte. Dabei sagte er sich, dass es an der Zeit sei, eine Putzfee zu engagieren, weil er anscheinend nicht in der Lage war, in seiner Wohnung Ordnung zu halten.
„Komm schon, Bri”, bettelte Dana. Ihm gefiel der Jammerton überhaupt nicht. „Wir haben uns schon seit Wochen nicht mehr gesehen.”
„Ja, das stimmt.” Auf einmal hatte er ein schlechtes Gewissen. „Ich hatte zu viel zu tun.
Auf meinem Schreibtisch türmen sich die unerledigten Papiere …” Er wusste, dass er wenig überzeugend klang. Aber was sollte er auch sagen? Sollte er ihr etwa erzählen, dass er seit der Begegnung mit seiner neuen Nachbarin das Interesse an allen anderen Frauen verloren hatte?
Das konnte er unmöglich tun, denn diese Entwicklung gestand er ja kaum sich selbst ein.
„Du bist also so beschäftigt, dass du dir noch nicht einmal Zeit zum Essen nimmst?”
Sein Blick schweifte durch seine dunkle unbenutzte Küche. Statt zu kochen, machte er sich meistens nur Fertiggerichte in der Mikrowelle warm. Warum sollte er Danas Einladung da eigentlich nicht annehmen? Offensichtlich hatte er bei Kathy sowieso keine Chancen. War es dann nicht viel vernünftiger, sich mit einer schönen Frau einen netten Abend zu machen, als zu Hause zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum er mit seinem berühmten Charme Kathy nicht überzeugen konnte?
„Bri”, fragte Dana, „bist du noch dran?”
„Ja, ich bin hier.” Bevor er seine Meinung noch einmal ändern konnte, fügte er hinzu:
„Aber gleich bin ich bei dir.”
„Wirklich?”
„Warum denn nicht?” Er lächelte gezwungen. „Was gibt’s denn?”
Sie lachte, und ihm fiel auf, dass ihm ihr heiseres Lachen, das er früher so sexy gefunden hatte, jetzt übertrieben und gekünstelt vorkam.
„Das ist eine Überraschung”, sagte sie.
Diese Antwort ließ sich natürlich vielfältig deuten, und es beunruhigte ihn sehr, dass die Andeutung ihn nicht mit erwartungsvoller Spannung erfüllte, weil er immer noch Kathy im Kopf hatte. Vielleicht war das eine Art himmlischer Rache für sein ausschweifendes Liebesleben. Er, der von allen Frauen Begehrte, war dazu verdammt, sich ausgerechnet in das Mädchen von nebenan zu verlieben, das nichts von ihm wissen wollte?
Aber nein, mit Liebe hat das hier nichts zu tun, versuchte er sich zu beruhigen. In ein paar Wochen würde er über seine Geschmacksverirrung wahrscheinlich nur noch lachen.
„In einer halben Stunde bin ich da”, sagte Brian und legte den Hörer auf. Er wollte nur noch
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