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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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widersprach Monika und gab ihre von Ingrid übernommene Weisheit zum besten: „Die Sonne geht auf der Welt zu verschiedenen Zeiten auf, weißt du, und dadurch verschiebt sich auch die Uhrzeit! Wenn es in Deutschland Mitternacht ist, dann ist es auf den Bahamas erst achtzehn Uhr, verstehst du?“
    „Kein Wort.“
    Monika verlor die Geduld. „Menschenskind, Amadeus“, rief sie, obwohl sie wußte, daß Amadeus alles andere als ein Menschenkind war, „mach deine Klunkern auf! Draußen scheint die Sonne! Du dürftest jetzt nicht einmal sichtbar sein!“
    Das wirkte. Amadeus verblaßte. Seine Erscheinung löste sich auf. Wo er eben noch gestanden hatte, war jetzt nichts als Fenster und Bullauge.
    Aber Monika war sich bewußt, daß er immer noch im Raum war. „Und nun?“ fragte sie. „Was weiter?“
    Die Stimme von Amadeus klang ungewohnt kleinlaut. „Ich will mich bloß ein bißchen umsehen.“
    „Verständlich.“
    „Ich bin ja noch nie auf einem Schiff gewesen... abgesehen von dem alten Kahn auf dem Seerosenteich.“
    „Der läßt sich mit einem richtigen Schiff gar nicht vergleichen.“
    „Also... darf ich?“
    Monika fiel auf, daß Amadeus ihr viel mehr Gewalt über ihn beimaß, als sie wirklich besaß. „Aber nur, wenn du ganz brav bist“, forderte sie.
    „Das werde ich.“
    „Und wenn Ingrid und ich zu Bett gehen, kommst du zurück ins Körbchen.“
    „Ganz bestimmt.“
    „Also dann... viel Spaß, Amadeus!“
    Monika fand, daß das Problem auf diese Weise so gut wie möglich gelöst war. Sie überstieg noch einmal die hohe Schwelle zum Bad, bürstete sich vor dem Spiegel ihr glattes rotes Haar. Als sie mit ihrem Aussehen einigermaßen zufrieden war, knipste sie das Licht aus — das Bad hatte kein Fenster — und kam in die Kabine zurück. Sie stellte den geöffneten Korb auf das Tischchen am Fenster, damit der Steward die Betten machen konnte. Dann schloß sie auf und trat auf den Gang hinaus.
    Der Steward lehnte an der gegenüberliegenden Wand und wirkte immer noch einigermaßen verstört.
    „Alles in Ordnung, Karl“, sagte Monika mit einem beruhigenden Lächeln, „Sie können jetzt rein.“
    „Und der Korb?“
    „Ist entschärft.“
    „Ich... ich... mir ist nicht gut. Ich glaube, ich sollte zum Schiffsarzt gehen. Ich... ich habe Halluzinationen.“
    „Reden Sie sich das nicht ein. Sie sind vollkommen gesund.“
    „Aber dieser Korb... an der Decke..."
    „Vergessen Sie ihn!“
    „Das kann ich nicht! Es war zu schlimm. Weißt du, was ich glaube? In deiner Kabine haust ein Ungeheuer!“
    Es pfiff etwas durch die Luft, und dann gab es einen Klatsch auf die rechte Wange des Stewards.
    „Was war das?“ rief er entgeistert und rieb sich die Wange, auf der deutlich der rote Abdruck einer fünffingrigen Hand zu sehen war.
    Monika konnte ein Lachen kaum unterdrücken. „Auf gut bayrisch möchte ich sagen... Sie haben eine Watschen gefangen!“
    „Eine was?“
    „Eine Ohrfeige!“
    „Von wem?“
    „Von dem Ungeheuer, das in meiner Kabine haust!“ Ohne sich weiter um den verdatterten Steward zu kümmern, lief Monika zur Treppe. Wieder war sie zu ungeduldig, um auf den Lift zu warten, sondern rannte die Stufen hinauf.
    Ingrid und Norbert saßen im Constellation Room, wo sie sie verlassen hatte, aber sie waren nicht mehr allein. Herr und Frau Stein hatten sich zu ihnen gesellt.
    Monika setzte sich zu ihnen und ergriff ihr Limonadeglas; das Eis hatte sich inzwischen aufgelöst.
    „Was ist mit dem Korb?“ fragte Ingrid.
    „Ich habe ihn in der Kabine gelassen.“
    „Ist das nicht... ziemlich gewagt?“
    „Aber wieso denn?! Er ist ja leer!“
    „Leer?“ rief Norbert.
    „Ihr redet so komisch“, sagte Frau Stein, „es klingt wie Chinesisch. Was ist mit dem Korb?“
    Monika tauschte einen Blick mit ihren Freunden. „Nun, Ihnen kann ich es ja sagen“, erklärte sie endlich, „ich hatte Amadeus drin.“
    „Wen?“
    „Ihr Hausgespenst!“ sagte Norbert.
    Herr Stein, der sich eine Zigarette hatte anzünden wollen, legte sein Feuerzeug aus der Hand. „Und jetzt?“ fragte er. „Wo ist er jetzt?“
    „Irgendwo auf dem Schiff. Er wollte sich ein bißchen umschauen.“
    „Aber das ist doch der helle Wahnsinn.“
    „Wieso?“ fragte Monika unschuldsvoll. „Ich konnte ihn doch unmöglich die ganze Zeit im Korb eingesperrt halten!“ — Sie berichtete, was Amadeus in der Kabine aufgeführt hatte.
    „Bei all deinen Erzählungen“, sagte Herr Stein, „weiß man nie, wo die Streiche von

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