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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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erscheinen.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Aber ich. Sieh mal: Die Passagiere sind doch alle erst heute nachmittag eingetroffen. Die meisten kommen von weit her. Wer wird da große Umstände machen?“
    Sie packten weiter aus und schrubbten sich dann über dem Waschbecken die Hände. Es war erstaunlich, wieviel Schmutz herunter kam, obwohl sie sich nicht entsinnen konnten, im Laufe des Tages allzu viel angefaßt zu haben. Aber der Tag war lang gewesen und hatte sie weit gebracht.
    Ingrid bürstete sich ihre braunen Locken, Monika löste ihre Rattenschwänzchen und kämmte sie durch, so daß ihr rotes Haar ihr glatt auf die Schultern fiel.
    Dann packte Monika den Korb.
    „Warum läßt du den nicht hier?“
    Monika zögerte. „Ich weiß nicht“, sagte sie, „es käme mir unfair vor, Amadeus allein zu lassen.“
    „In dem Korb sitzt er doch gut und sicher.“
    „Ich weiß nicht“, wiederholte Monika und erklärte dann: „Ich nehme ihn doch lieber mit.“
    „Wie du meinst.“
    Als sie auf den Gang traten, kam gerade auch Norbert aus seiner nebenan liegenden Kabine. „Wollt ihr auch zur Cocktailmusik?“ fragte er.
    „Was denn sonst?“
    Nebeneinander liefen sie die Treppen hinauf.
    „Und was ist mit deinen Eltern?“ fragte Monika.
    „Die brauchen ein bißchen länger!“
    Im Constellation Room saßen schon eine Menge Leute, die meisten wie Norbert, Ingrid und Monika in Reisekleidung, manche aber auch fein gemacht. Graham Scott, der Gitarrist, war ein junger Mann mit einem kleinen Gesicht und vielem, vielem blondem, stark gekraustem Haar. Seine Musik bildete einen angenehmen Hintergrund, bei der man sich ungestört unterhalten konnte.
    Monika bestellte bei einem Steward das gleiche Früchte-.getränk, das sie am Nachmittag genossen hatten. Als sie ihr Portemonnaie zückte, um zu bezahlen, schob der Steward ihr eine Rechnung hin.
    „Du brauchst nur zu unterschreiben“, sagte er.
    „Wieso das?“
    „Am Ende der Kreuzfahrt wird alles zusammengezählt, und du erhältst eine Rechnung.“
    „Sei vorsichtig!“ mahnte Norbert. „Da kann eine ganz schöne Latte zusammenkommen!“
    „Nur keine Bange! In meinem Hauptpreis sind Getränke inbegriffen!“ Monika malte ihre Unterschrift.
    „Soll ich euch was sagen, Kinder?“ rief die sonst so nüchterne Ingrid begeistert. „Noch nie habe ich mich so phantastisch gefühlt wie heute! Es kommt mir vor, als wäre ich ein ganz neuer Mensch!“
    In diesem Augenblick begann der Korb, den Monika neben sich auf die runde, gepolsterte Sitzecke gestellt hatte, zu rollen.
    Rasch legte sie ihre Hand darauf. „Wirst du wohl still sein!“
    Einen Augenblick schien es, als könnte sie ihn festhalten.
    Aber dann riß er sich los und rollte den Mittelgang entlang, dem auf der Tanzfläche spielenden Gitarristen genau vor die Füße.
    Monika stürzte hinterher.
    „Was ist das?“ fragte Graham Scott und unterbrach sein Spiel.
    „Nur... nur ein Korb“, stotterte Monika.
    „Aber wieso rollt der durch die Gegend?“
    „Ich... ich habe ihn fallen lassen!“ Monika packte den Korb und umfaßte ihn mit beiden Armen. „Willst du wohl!“ sagte sie energisch.
    „Da ist wohl ein Tier drin!“ sagte der Gitarrist.
    „Keineswegs! Nur ein Gespenst!“
    Graham Scott sah Monika einen Augenblick verdutzt an, dann lachte er. „Du bist ein sehr witziges kleines Mädchen!“
    „Das kommt Ihnen nur so vor!“
    Den Korb fest an ihre Brust gepreßt, ging sie zu ihren Freunden zurück. „Tut mir leid, Amadeus wird unruhig. Ich muß mit ihm sprechen.“
    „Und was wird mit deinem Drink?“
    „Hebt ihn mir auf! Ich hoffe ja, daß Amadeus mich nicht den ganzen Abend in Beschlag nehmen wird.“
    Während sie die Treppen hinunterlief, immer wieder Passagieren ausweichend, die in aufgekratzter Stimmung nach oben strebten, fühlte sie, wie es im Korb rumorte. Sie hielt ihn krampfhaft fest und hatte trotzdem Angst, daß er ihr davonspringen könnte, denn sie wußte ja aus Erfahrung, daß Amadeus unheimlich stark war. Fast bereute sie, nicht den Aufzug genommen zu haben — es gab auf der Wassermann einen Lift, der die einzelnen Decks miteinander verband. Aber sie hatte nicht die Geduld gehabt, auf ihn zu warten.
    Als sie am „Office“ — im Hotel würde man Pförtnerloge dazu sagen — ihren Zimmerschlüssel abholte, mußte sie wohl oder übel die eine Hand vom Korb lösen. Vorsichtshalber nahm sie den Schlüssel mit der linken entgegen. Dennoch benutzte Amadeus die Gelegenheit zu einem kleinen

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