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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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exotischen katzenhaften Augen kannte sie nicht, doch die Augen erinnerten sie an ...
    Rauls Augen?
    Als sie Schritte auf der Treppe hörte, eilte Polly in den Flur. Es war Raul. Er trug noch seine Reitsachen und war ein wenig außer Atem.
    „Was schnüffelst du hier herum?" fragte er schroff. Seine Augen funkelten vor Zorn.
    „Ich habe nicht ,herumgeschnüffelt' ... Ich war einfach nur neugierig. Wer hat hier gewohnt?"
    Raul betrachtete sie finster. Dann zuckte er resigniert die Schultern. „Ich dachte, du wüsstest es. Alle wissen es ... Schließlich wurde in den Medien ausführlich darüber berichtet."
    Polly hatte eine dunkle Vorahnung. Er verhielt sich wie jemand, der unter Schock stand.
    „Ich habe hier bis zu meinem neunten Lebensjahr mit meiner Mutter gelebt", erklärte er ausdruckslos.
    „Deine Eltern haben sich getrennt?" fragte sie verwirrt.
    Raul lachte humorlos. „Meine Mutter war die Geliebte meines Vaters, nicht seine Frau!"
    Sie war entsetzt. „Aber ... aber die blonde Frau auf dem Bild in der Eingangshalle
    ...?"
    „Die Frau meines Vaters, Yolanda. Wir haben ein etwas ... unkonventionelles Leben geführt."
    Dann erklärte er ihr, dass Pilar, seine Mutter, die Tochter eines Ilanero gewesen sei, der auf einer Nachbarranch gearbeitet habe. Pilar war bereits mit ihm schwanger gewesen, als sein Vater Yolanda, die Erbin eines Ölmagnaten, geheiratet hatte.
    „Als Yolanda von meiner Mutter erfahren hat, hat sie die Tür zum Schlafzimmer verschlossen, und mein Vater hat das als Vorwand benutzt, uns hier einzuquartieren", fügte Raul angespannt hinzu. „Nach dem Tod meiner Mutter hat er Yolanda die Hälfte seines Besitzes gegeben, damit sie meiner Adoption zustimmt."
    „Wie alt warst du, als deine Mutter starb?" erkundigte Polly sich leise.
    „Neun. Früher gab es hier einen Swimmingpool. Sie ist darin ertrunken, als sie betrunken war. Sie war oft betrunken. Was mein Vater ,Liebe' nannte, hat sie zerstört -
    es hat unser aller Leben zerstört."
    „Hat Yolanda keine Kinder bekommen?"
    „Sie hatte einige Fehlgeburten ... Irgendwann hat sie meinen Vater wieder ins Schlafzimmer gelassen." Er verzog das Gesicht. „Ich glaube, mein Vater hat es genossen, dass zwei Frauen um seine Gunst buhlten. Wenn es ihm zu viel wurde, ist er einfach für eine Weile verschwunden. Er und Yolanda sind vor fast zehn Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen."
    Ihr wurde übel. Plötzlich wurde ihr vieles klar. Raul hatte kein normales Familienleben geführt und keine glückliche Kindheit gehabt.
    Sie mochte gar nicht daran denken, wie sehr Yolanda ihn und seine Mutter verachtet haben musste und wie es für ihn gewesen sein musste, später mit ihr unter einem Dach zu leben. Kein Wunder, dass er weder an die Liebe noch an die Ehe glaubte!
    „Du hättest das Haus leer räumen lassen sollen", erklärte Polly betont forsch.
    „Ich habe es schon seit Jahren nicht mehr betreten. Mein Vater hat darauf bestanden, dass alles so bleibt. Er ist immer hierher gekommen, wenn er sentimental war", höhnte er.
    Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie entsetzt sie über seine Enthüllungen war. Und sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie diese unliebsamen Erinnerungen wachgerufen und weil sie seinerzeit nicht gründlicher recherchiert hatte.
    Da sie unbedingt frische Luft brauchte, ging sie die Treppe hinunter.
    „Ich lasse das Haus leer räumen ... Okay?" fragte sie.
    Raul zuckte gleichgültig die Schultern. Als er sie näher betrachtete, umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Die Sachen sind also gekommen ... Ich habe sie gekauft, als ich in Caracas war.
    Wenigstens hast du jetzt etwas Anständiges anzuziehen, bis du selbst einkaufen gehen kannst", fügte er hinzu, als würde sie in Lumpen herumlaufen.
    Eine halbe Stunde später brachen sie im Landrover zu dem versprochenen Picknick auf. Sie verließen die Straße und fuhren erst eine Schotterpiste entlang und schließlich über die Weiden. Tulpen-und Gummibäume und natürlich Palmen wuchsen in den höheren Lagen, die nicht überflutet waren, und Schwärme von bunten, exotischen Vögeln flogen kreischend auf, wenn sie daran vorbeifuhren.
    Der Himmel war strahlend blau über der Savanne. Es war eine fremde Landschaft für Polly, doch die llanos waren von faszinierender Schönheit.
    „Wohin fahren wir?" fragte sie schließlich.
    „Wart's ab", erwiderte Raul lässig.
    Er stoppte den Wagen und sprang hinaus. Als sie ebenfalls ausstieg, sah sie lediglich

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