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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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so schien, als hätte die Auseinandersetzung nie stattgefunden, verhielt Raul sich ihr, Polly, gegenüber sehr distanziert. Er machte höfliche Konversation, indem er sie fragte, was sie tagsüber getan hatte, und sich nach Luis erkundigte, und behandelte sie wie einen Ehrengast, für den er aber bedauerlicherweise kaum Zeit hatte. Auch dass sie weiterhin im Gästezimmer schlief, machte ihm offenbar nichts aus.
    Als sie ihn nun vor einem der hochmodernen Ställe an einen Zaun gelehnt stehen sah, wo er mit einem blonden Mann plauderte, tat sie so, als wäre sie überrascht, ihn dort anzutreffen.
    Zu ihrer Bestürzung verspürte sie sofort ein erregendes Prickeln, als er sich aufrichtete. Wie immer sah er überwältigend aus. Das schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, und er hatte die dunklen Augen zusammengekniffen. Sein Reitoutfit - schwarzes Poloshirt, enge Reithose und polierte Stiefel - betonte seine breiten Schultern, schmalen Hüften und muskulösen Beine.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Luis und ich machen nur einen Spaziergang", verkündete sie und hätte sich auf die Zunge beißen mögen, weil es so albern klang.
    „Das ist Patrick Gorman, Polly", stellte Raul den schlanken jungen Mann vor, der ihr bereits die Hand entgegenstreckte. „Er leitet das Zuchtprogramm für die Poloponys."
    „Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Mrs. Zaforteza."
    „Sie sind Engländer!" bemerkte Polly überrascht und erfreut zugleich. „Ihrem Akzent nach müssten sie aus Newcastle kommen, stimmt's?"
    „Volltreffer!"
    Sie lachte. „Ich bin in Blyth geboren, aber als ich sechs war, sind wir in den Süden gezogen."
    „Deswegen haben Sie auch keinen Akzent." Patrick lächelte anerkennend und beugte sich über den Kinderwagen. „Ich bin verrückt nach Babys! Er ist winzig, nicht?"
    „Für sein Alter ist er ziemlich groß", erklärte sie stolz. Sie war froh darüber, dass Patrick so nett war und damit das Eis brach.
    „Meine Nichte ist ein Jahr alt und war winzig, als ich sie das letzte Mal gesehen habe", berichtete er fröhlich.
    „Luis tut nicht viel mehr als essen und schlafen."
    „Sie werden viel Spaß mit ihm haben." Wieder lächelte er. „Raul muss einige Anrufe tätigen. Was halten Sie davon, wenn ich Sie herumführe?"
    „Die Anrufe können warten. Ich führe dich herum", erklärte Raul.
    Polly riskierte einen Blick in seine Richtung. Er wirkte sehr angespannt, und als er sie mit funkelnden Augen ansah, errötete sie. „Hast du wirklich Zeit?"
    Raul legte ihr lässig einen Arm um die Schultern. „Warum nicht?"
    „Habe ich eben etwas Falsches gesagt?" fragte sie, als er sie wegführte.
    „Du hast in zwei Minuten mit einem Fremden mehr geredet als in drei Tagen mit mir", erwiderte er sanft. „Trotzdem rate ich dir, bei Patrick auf Distanz zu bleiben."
    „Warum?"
    „Lass dich von seinem jungenhaften Charme nicht täuschen. Er ist ein notorischer Frauenheld."
    Polly blinzelte. „Ich fand ihn sehr nett. Er hat sich so für Luis interessiert."
    „Ich wollte dich nur warnen", sagte er wegwerfend und wurde rot, als sie ihn verwirrt ansah. „Es wundert mich, dass du erst jetzt hierher kommst", wechselte er dann das Thema. „Engländerinnen, die auf dem Land aufgewachsen sind, sind normalerweise ganz verrückt nach Pferden. Bestimmt bist du eine gute Reiterin."
    „Hm ... na ja ...", begann sie unbehaglich.
    „Ich bin noch nie einer Engländerin begegnet, die nicht reiten konnte", fuhr er fort, woraufhin sie sich noch mehr verspannte. „Und da Pferde eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, haben wir eine gemeinsame Leidenschaft."
    „Ich bin wahrscheinlich ein bisschen eingerostet", hörte sie sich sagen, obwohl sie noch nie auf einem Pferd gesessen hatte. Doch sie wollte ihn nicht enttäuschen, weil er seine Liebe zu Pferden mit ihr teilen wollte. Sie würde sich das Reiten beibringen, denn so schwierig konnte es ja nicht sein. Bis dahin würde sie sich einfach irgendwelche Ausreden einfallen lassen.
    Raul zeigte ihr die Ställe, und wann immer er ein Pferd streichelte, das über den Boxenrand blickte, tat sie es ihm nach. Schließlich bezog sie ihr ganzes Wissen auf diesem Gebiet aus der Lektüre von Black Beauty in ihrer Kindheit.
    „Es ist so faszinierend", bemerkte sie lächelnd, während er über Polo sprach und seine Beschreibungen mit anschaulichen Gesten untermalte. Selbst wenn er die ganze Zeit Spanisch gesprochen hätte, wäre sie nicht minder beeindruckt gewesen, weil seine Begeisterung

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